von Oliver Pötzsch

Hörbuch gesprochen von Hans Jürgen Stockerl, erschienen 2021 bei Hörbuch Hamburg, gekürzte Fassung 13 Std 35 Min

Link zum (Hör)-Buch

Wien, 1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof. Schrullig, hochgebildet, schreibt er an einem „Almanach für Totengräber“ und macht direkt zu Beginn des Romans eine schaurige Entdeckung – nachdem er angebliche Leichendiebe verjagt hat, muss er feststellen, dass man einen Verstorbenen wohl noch lebendig begraben hat. Und der besagte Tote war nicht irgendwer, sondern gehörte zur berühmten Musikerfamilie Strauss. Leichtfertig als Selbstmord abgetan, scheint mehr dahinter zu stecken.

Zeitgleich passiert ein grausiger Mord am Prater: ein Dienstmädchen wurde ermordet und gepfählt. Inspektor Leo von Hertzfeld, gerade neu in Wien angekommen, ist fasziniert von der Tat und will ermitteln, findet sich aber schnell abgeschoben und auf den Fall des toten Komponisten. Und muss sich zwangsweise mit Rothmayer auseinandersetzen, dem kauzigen Unikum mit umfassenden Fachwissen für alles, was mit dem Tod und (für uns heutzutage) mit Pathologie zusammenhängt. Als noch mehr Pfahlmorde passieren, beginnen die beiden zusammen zu ermitteln – nicht aus ideellen Gründen, sondern eher zwangsweise, denn der hitzige Leo schafft es, zeitweise suspendiert zu werden. Da nimmt man an Teampartnern auch mal unkonventionelle Leute in Kauf… Als Dritte im Bunde stösst die junge Julia Wolf noch hinzu; Telefonistin im Wiener Polizeirevier, intelligent, smart, und mit mehr Fähigkeiten ausgestattet, als man es ihr auf den ersten Blick ansieht.

Und noch ein dritter Fall hält die Wiener Polizei in Atem: schon seit geraumer Zeit werden „schwarze Walzer“ veranstaltet, in denen nicht nur maskiert getanzt wird, sondern auch ganz junge Mädchen angeboten werden. Damals nannte man Pädophilie noch schlicht Kinderschändung, sensibles Thema, aktuelles Thema – und sehr sensibel und trotzdem extrem spannend in den Roman eingearbeitet.

3 Fälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben – oder etwa doch? Leo, Julia und Augustin stehen vor sehr vielen Rätseln, und bis zur Lösung des Falles kommen noch so einige Überraschungen vor.

Soviel zum Inhalt. Historische Wien-Krimis sind momentan irgendwie in Mode (ja, ich liebe sie auch!), und dieser hier ist wirklich gut. Pötzsch ist Experte für historische Romane, ich habe schon mehrere von ihm gelesen, er schafft es jedesmal, dass man von Seite 1 an drin ist in der Story, drin ist im Setting, er schreibt einfach flüssig, spannend, interessant, und man kann sich drauf verlassen, dass alles gut und sauber recherchiert ist. Die historischen Fakten sind einfach stimmig. Die Atmosphäre passt. Immer. Der Mann kann einfach schreiben. Punkt.

Dies hier ist nun der erste Krimi, den ich von ihm lese, und ich bin echt begeistert. Schlüssig, intelligent, verschiedene Fälle sauber ineinander verwoben. Nichts hervorsehbar, trotzdem alles schlüssig. So soll es sein!

Und was ich bei Pötzsch auch gerne mag, sind seine starken Heldinnen. Ich hab schon die Henkerstochter geliebt, und ich denke, Julia Wolf ist eine neue Favoritin 😊, tough und schlau und ihrer Zeit mental voraus. Yep – klasse Frau! Der Epilog lässt hoffen, dass wir in Nachfolgebänden noch mehr von ihr hören werden. Ich bin auf jeden Fall jetzt schon gespannt.

Und noch ein paar worte speziell zum Hörbuch: hier war ich froh, die Audiovariante gewählt zu haben. Jürgen Stockerl spricht toll. Er gibt jedem Protagonist seinen eigenen Charakter, und es macht einfach Spass, ihm zuzuhören. Mit ihm ist man echt in Wien vor Ort. Und auch das erzähltempom mochte ich gerne, gelassen, ruhig, angenehm. Merci!

Auch Dank an dieser Stelle an Netgalley.de für das Rezensionsexemplar!

Vielleicht gefällt dir auch das: