von Julia Kröhn

erschienen 2022 im blanvalet Verlag

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Der Klappentext verrät: „Eine Liebeserklärung an das Lesen und die Liebe! Die neue Reihe von SPIEGEL-Bestsellerautorin und Historikerin Julia Kröhn.

Frankfurt, 1945: Ella Reichenbach hat zwar die Bombennächte überlebt, aber von der Verlagsbuchhandlung ihrer Eltern ist kaum etwas geblieben. Die Regale sind verheizt, die Schaufenster ohne Glas, die Bücher fort. Doch dann entdeckt sie den geheimen Papiervorrat ihrer verstorbenen Mutter, und plötzlich wendet sich das Blatt. Ella kann fortan Hunger und Not ein Ende setzen, indem sie selbst Bücher veröffentlicht. Doch die junge Verlegerin will nicht nur neue Bücher unter die Menschen bringen – sie will die Gedanken in den Köpfen der Menschen befreien …“

Als designierte Leseratte und Vielleserin hat mich der Klappentext natürlich angesprochen. Eine Liebeserklärung an das Lesen, das klingt doch gut.

Kurz zum Inhalt, wir sind hier in Frankfurt in der direkten Nachkriegszeit. Die Stadt ist zerbombt, der Winter 45 / 46 extrem kalt, es mangelt an allem, und die Überlebenden hungern und frieren. Der Roman beginnt auf der Beerdigung der Verlagsbuchhändlerin Klara Reichenbach, Mutter der 20jährigen Ella und der 2-jährigen Luise. Ella ist jung und will sich eine Zukunft erschaffen, sie will den Verlag ihrer Familie und die dazugehörige Buchhandlung wieder aufbauen, und allen Widrigkeiten der Zeit zum Trotz findet sie auch einen Weg dazu. Als sie einen geheimen Papiervorrat ihrer verstorbenen Mutter entdeckt, ist ein Anfang getan, und mit viel Hartnäckigkeit, Herzblut, Erfindergeist und der Unterstützung von zwei alten Angestellten des Hauses schafft Ella es, wieder Bücher zu publizieren und die Buchhandlung wieder aufleben zu lassen. Nebenbei kommt sie auch Ari, einem jungen Schauspieler näher – doch den scheint ein Geheimnis zu umgeben, welches irgendwie auch mit ihrer eigenen familiären Vergangenheit zu tun hat….

Soviel zur Ausgangslage. Wie man einen Verlag aus dem (Nachkriegs)-Nichts wieder aus dem Boden stampft, hört sich vielleicht nicht gerade nach der spektakulärsten Idee für einen Roman an, aber die Autorin hat hier echt eine spannende Geschichte daraus gestrickt. Das zerbombte Frankfurt erwacht beim Lesen vor meinen Augen zum Leben, hier haben wir sehr viel Lokalkolorit, wer sich ein bisschen in Frankfurt auskennt, ist hier wirklich mit Ella und den anderen Protagonisten zusammen unterwegs. Das war spannend und hat Spaß gemacht.

Für mich war es extrem interessant, den Alltag der Menschen, vor allem natürlich der Selbständigen, in den Jahren 45-49 mitzuerleben. Für alles und jedes musste man eine Genehmigung der amerikanischen Militärverwaltung einholen. Das war mir in dieser Art und Weise gar nicht bewusst. Vor allem wie gesagt als Unternehmer: nichts, aber auch gar nichts ging ohne entsprechende Lizenzen der Amerikaner, und die haben natürlich auch ihre eigenen Interessen verfolgt. Ella kniet sich in ihr Unternehmen echt rein, aber ihr werden auch viele Steine in den Weg gelegt.

Der Roman arbeitet einige Themenbereiche ab; es geht hier auch um die Aufarbeitung des Holocausts, speziell eben in den ersten Jahren „danach“, und Ella möchte hier ein Zeichen setzen und jüdischen Autoren eine Stimme geben – man kann sich vorstellen, es wird eine Herausforderung für die junge Verlegerin.

Und wie schon angerissen, es gibt auch eine Liebesgeschichte – Ella und Ari, die aus so gegensätzlichen Familien kommen, und wir immer mitfiebern, ob es hier ein Happy End geben wird….

Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es war thematisch etwas ganz anderes als gewohnt, hier muss man Interesse an Zeitgeschichte haben, und natürlich Interesse an Büchern und dem Buchhandel. Sonst wird es einem vielleicht irgendwann zu detailliert in der Thematik 😉. Ich würde sagen, das ist jetzt weniger ein Roman, bei dem man emotional mit den Protagonisten mitfiebert und leidet, obschon deren Leben natürlich einiges an Aufregung hergibt. Ich fand hier tatsächlich die historischen Fakten am spannendsten. Vor allem, wenn man sich in Frankfurt etwas auskennt. Ein großes jüdisches Lager für displaced persons in Zeilsheim? Habe ich vorher noch nie von gehört – und Zeilsheim ist heutzutage mitten in Frankfurt. Ich würde sagen, da hat die Stadt Frankfurt auch noch einiges nachkriegs-geschichtlich aufzuarbeiten…

Vielen Dank an den blanvaletverlag für das wunderbare Rezensionsexemplar!


»Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« von Julia Kröhn:
1. Die Gedanken sind frei
2. Die Welt gehört uns

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