von Rebekka Knoll

erschienen 2022 bei Penguin

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Fotografin Ranya wird an ihrem Junggesellinenabschied vom Blitz getroffen, als sie versucht, das Gewitter fotografisch festzuhalten. Sie trägt körperlich nur eine kleine Verletzung davon, aber etwas ist anders: die schüchterne Ranya ist mutiger geworden, lässt jetzt auch ihre Emotionen mal ungefiltert raus – was vor allem auch ihr Verlobter Claus zu spüren bekommt.

Bei einem Treffen für Blitzschlagopfer lernt sie Adam kennen, der nicht nur vom selben Blitz wie sie getroffen wurde, sondern in den sie sich auch unsterblich verliebt…..der Klappentext vermerkt hierzu: „Wenn dich die grosse Liebe trifft wie ein Blitz aus heiterem Himmel“.

Hörte sich echt gut an, mal eine echt andere, ganz spezielle Idee, und ich wollte die Geschichte unbedingt lesen.

Tja, und leider hat es mich nicht wirklich gepackt. Meine hohen Erwartungen habe ich recht schnell begraben. Ich komme aber erst mal zum Positiven: die Idee zu der Story ist echt gut und ungewöhnlich, und ich habe eine Menge interessanter Dinge zum Thema Meteorologie, Wetter, Blitz und Donner und Blitzschlagopfer gelernt; hier wird einiges an Infos recht geschickt eingearbeitet. Und generell muss ich sagen, die Autorin kann gut schreiben; der Roman liest sich flüssig weg, Frau Knoll hat einen angenehmen und auch humorvollen Stil, sie versteht ihr Handwerk, keine Frage.

Jetzt ist nur mein Problem: ich kam mit den beiden Hauptdarstellern nicht wirklich klar. Die Nebencharaktere wie z. Bsp. die „Gewittertierchen“, der Club der vom Blitz getroffenen anderen, die fand ich wiederum alle ganz witzig und skurril, die haben mir echt gut gefallen, aber ausgerechnet Ranya und Adam – hm, nee, mit denen bin ich nicht warm geworden. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, was genau mir hier nicht passt, und ich versuche es mal zu erklären. Die beiden, Endzwanziger, Anfangdreissiger sind so typische komplett Ich-bezogene Vertreter ihrer Generation. (Achtung, ich generalisiere jetzt ein wenig!). Alles dreht sich ums eigene Befinden und ums eigene Ego. Immer wieder faszinierend, da zuzusehen, und immer wieder kriege ich als Baujahr 71 da keinen Zugang mehr zu. Ein Beispiel: Ranya hat von Natur aus eine weisse Strähne im Haar. Dass sie das als Teenager katastrophal findet und nur eine Haarfärbung das Seelenheil wieder herstellen kann, ist geschenkt – Teenie halt. Nun als Erwachsene sieht sie nach Jahr und Tag die Strähne wieder (weil langsam herausgewachsen und wieder sichtbar), kommt zum Entschluss, dass das so schlimm nun auch wieder nicht ist und man ruhig dazu stehen kann – warum auch nicht? Diese so fundamentale psychologische Entwicklung erörtert Ranya für sich über mehrere Seiten, und als ihr Verlobter Claus, der die weisse Strähne noch nie gesehen hat, da keinen zweiten Gedanken dran verschwendet, flippt sie aus und bricht einen Streit vom Zaun. Der Kerl, der böse, der kennt gar nicht ihr Innenleben! So was aber auch.

Und Adam, der rasende Reporter, Fachgebiet Wetter, führt permanente imaginäre Interviews mit RTL2 (Achtung Schleichwerbung) und sich selbst. Ist zwar einerseits ein ganz witziger Griff, um den Leser Adams Innenleben nahe zu bringen, aber irgendwann war mir das zu viel.

Beide zusammen waren für mich jetzt auch keine romantische Konstellation. Es tut mir leid, aber von der grossen Liebe kam für mich nicht viel rüber. Das waren für mich zwei einzelne egozentrierte Personen, die sich schon ein wenig genähert haben, aber die bombastische Liebe, die hab ich anscheinend verpasst.

Das ist mir in letzter Zeit bei zeitgenössischen Romanen öfters passiert: der Klappentext verkündet nicht weniger als unsterbliche Liebe und Romantik, und die Damen und Herren in ihren 20ern

 und 30ern eiern vielleicht sogar umeinander herum, aber sind in ihrer Ich-Zentriertheit nicht in der Lage, sich einer anderen Person zu öffnen.  Wahrscheinlich bin ich einfach nicht mehr die Zielgruppe für diese Romane, auch gut möglich, aber ich werde in Zukunft von zeitgenössischer Romance absehen. Meine persönlichen Erwartungshaltungen werden einfach nicht erfüllt. Das macht das Buch / die Bücher per se nicht schlecht, ist aber einfach nicht meins.

Ja schade. Ich schätze, die „Herbstregenküsse“ werden vom Zielpublikum geliebt werden; aber – ich wiederhole mich – bei mir kam keine der versprochenen Gefühle wirklich an.

Trotzdem herzlichen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für die Zusendung des Rezensionsexemplares!

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