von Daniela Leinweber

Erschienen im Leykam-Verlag 2019

Link zum Buch

Der South West Cost Path, kurz SWCP, ist ein Weitwanderweg an der Südwestküste Englands. Auf 630 Meilen / 1014 Km erstreckt er sich entlang der Küste Somersets, Devon und Cornwall und reicht bis Dorset hinein. Die Landschaft ist malerisch und wild mit vielen Steilklippen und der Path ist der längste offizielle Fernwanderweg Grossbrittanniens. Und steht zufällig auf meiner persönlichen „Bucketlist“, sodass ich natürlich neugierig war, als ich das Buch auf instagram entdeckt habe. Und was soll ich sagen, das Losglück war mir hold, ich hab das Buch bei einem Gewinnspiel direkt bei der Autorin gewonnen 😊!

Ich freue mich immer über persönliche Widmungen – merci!

Dani Leinweber ist auf instagram unter dem Namen @dani­_weightloss_hiking­_writing unterwegs, und ich hole jetzt etwas aus, der Name ist Programm, sie hat nämlich eine ziemlich anstrengende und interessante andere Reise schon hinter sich gebracht: die des Abnehmens. Von über 140 Kilo hat sie sich  – immer den Traum der Fernwanderung vor Augen – auf weit unter 100 gebracht und sich ein gutes Fitnesslevel erarbeitet, bevor sie mit ihrem Mann Peter auf Tour ging. Diesen beschreibt sie gleich zu Anfang ihres Buches ausführlich unter dem Kapitel „Was davor geschah“. Spannende Einführung; aber ich will da trotzdem nicht lange drauf eingehen, ich finde es nur erwähnenswert, dass diese Geschichte gleich am Anfang „abgehakt“ wird. Der Rest ihres Reiseberichtes ist nämlich dann auch genau das: ein Reisebericht. Und genau so finde ich es auch gut. Wir begleiten Daniela und Peter ab Seite 36 mit Tag 1 Minehead, und dann ist jedem Tag der Tour ein Kapitel gewidmet, bis die beiden am 59. Tag in South Haven Point ankommen. Jedem einzelnen Kapitel vorangestellt sind ausgangs- und Endpunkt der Etappe; die zurückgelegten Km, die Höhenmeter, der Name und Preis der Unterkunft samt Kurzbewertung derselben, plus der Ausblick aufs Wetter. Und dann wandern wir und haben zu jeder Tagesetappe auch mindestens ein Foto mit Impressionen der Landschaft oder Sehenswürdigkeiten. Leider fast immer nur schwarz-weiss-Fotos, das ist halt schade, die Qualität ist natürlich bei weitem nicht so gut wie bei Farbfotos, aber langt, um Sehnsüchte zu wecken 😉! Und ein paar Doppelseiten Farbfotos gibt es auch – wunderschön.

Der SWCP bietet wunderschöne Landschaften, aber technisch ist der Weg echt anspruchsvoll. 1000 Höhenmeter am Tag waren für die Autorin nichts Ungewöhnliches (also natürlich hoch und runter und wieder hoch und runter – nicht am Stück nur hoch – wir reden von Cornwall, nicht von den Alpen!), und ich sag da nur: Chapeau. Mit nem vollgepackten Tourenrucksack ist das schon krass, das war definitiv nicht ohne. Tatsächlich hatte ich diesen Trail nicht ganz so knackig eingeschätzt, von daher bin ich für diese realistische Beschreibung recht dankbar.

Was ich tatsächlich ein bisschen too much fand, war die tägliche Kurzkritik der jeweiligen Unterkunft. Die Autorin ist bekennende „Flashpackerin“; sprich sie „backpacked“ auf „flashy“ Art und Weise. Tagsüber per pedes minimalistisch, abends gerne min. 4 Sterne; sie geht damit auch ganz locker um, das ist halt sie, und das ist ja auch völlig legitim, aber ich hab des öfteren des Kopf geschüttelt, wenn die Übernachtung für die beiden mal wieder 150 Pfund aufwärts gekostet hat. Oder wenn die günstigeren B&Bs nicht ihren Hygieneansprüchen entsprochen haben….da hab ich mir oft gedacht, wenn ich 8 Stunden wandern war, fall ich normalerweise wie ein Stein ins Bett und habe keine Kraft mehr, um mich über derlei Dinge regelmässig aufzuregen. Aber gut, dass nur nebenbei. Da kam allabendlich die Hoteltesterin in der Autorin durch.

Also, für derlei Wanderberichte muss man natürlich eine Affinität zu genau dieser Leidenschaft haben; wenn die Autorin auf 3-5 Seiten beschreibt, wie der Tag verlief und mit welchen Freuden und Schwierigkeiten man zu tun hatte, dann wiederholt sich natürlich auch mal einiges, so ein paar Längen gab es durchaus, aber für mich war das trotzdem ein echt inspirierender Reisebericht.

Ich fand’s authentisch, gut geschrieben, toller Erfahrungsbericht – wer diesen Weg mal laufen will, der wird viel Freude mit dem Buch haben!

Vielleicht gefällt dir auch das: