von Alex Brown
Erschienen 2021 bei Harper Collins
Der erste Band in dieser Reihe war die „Postcard from Italy“ (im deutschen die „Villa an der Riviera“), und auch wenn das als Serie vermarktet wird, so sind diese Romane doch völligst unabhängig stehende Geschichten, die nur eine Gemeinsamkeit haben: sie spielen sowohl im heute als auch auf einer zweiten Erzählebene in der Vergangenheit, und es sind Postkarten, die die beiden Erzählstränge miteinander verbinden. Die Akteure des heute recherchieren in der Vergangenheit.
Ich habe den ersten Band schon sehr gemocht, und war jetzt auf diese Story schon gespannt, und ich sage es vorab: das Buch ist eines meiner Highlights bislang in diesem Jahr. Richtig schöner Schmöker, richtig mitreissend und zum geniessen. Gut geschrieben, von Seite 1 an war ich in der Story drin und war dabei.
Kurz zum Inhalt: Annie ist 49, Londonerin, ziemlich in ihrer Routine verstrickt, und nicht so wirklich glücklich. Unglücklich jetzt aber auch nicht wirklich, man lebt halt so vor sich hin. Ihre erwachsene Tochter Phoebe bezeichnet es als ein „basic life“, und sieht schon einen vorzeitigen Ruhestand für ihre Mutter. Dann kommt allerdings ein wenig Action zu Annie: ihre Freundin Joanie erbt ein Apartment in Paris, und kann sich nicht erklären, wieso. Die Verstorbene sagt ihr gar nichts, und da sie selbst gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe ist, bittet sie Annie, nach Paris zu fahren und die Wohnung zu besichtigen, und am besten gleich zu verkaufen. Also nimmt Annie Urlaub und fährt los. Und stellt fest, dass das Leben doch noch einiges mehr zu bieten hat als gedacht: Paris nimmt sie gefangen, begeistert sie, und in ihrer Pension freundet sie sich mit der Amerikanerin Kristen und der Französin Meggie an, und gemeinsam lüften die 3 peu à peu die Geschichte um die Wohnung….es ist die Geschichte der Engländerin Beatrice Crawford, die in den 20ern nach Paris kam, die „roaring twenties“ durchfeierte, und dann später während des 2. Weltkrieges im besetzten Frankreich ein vollkommen anderes Leben führen musste……
Ich fand den Roman richtig, richtig spannend und konnte in jedem der Erzählstränge eintauchen. Die Autorin wechselt hier relativ häufig die Perspektive, wir sind als Leser abwechselnd bei Annie im hier und jetzt als auch bei Beatrice, deren Leben wir mitverfolgen dürfen. Teilweise wird aus der auktorialen Perspektive heraus erzählt, teilweise lesen wir mit Annie gemeinsam in Beatrices alten Tagebüchern. Es ist aber nie verwirrend, es fügt sich alles harmonisch zusammen in eine grosse Erzählung.
Mit Annie als auch Beatrice haben wir tolle Frauen, die Identifikationspotential liefern: die eine, Beatrice, die sich schon in jungen Jahren emanzipiert, ihre Heimat verlässt, als Schwester im Lazarett arbeitet, ihr eigenes Leben lebt, und die andere, Annie, die sich lange Jahre für die Familie abrackert und zurück gesteckt hat, und dann aber das Ruder noch mal herum reisst und in Paris ein neues Leben beginnt.
Ach ja, und natürlich gibt es auch eine Lovestory, schliesslich sind wir in Paris 😊.
Überhaupt Paris: man merkt, die Autorin liebt die Stadt. Gemeinsam mit Annie machen wir hier Sightseeing-Touren und flanieren durch die „City of Lights“, und das romantische, leichte Gefühl kommt voll rüber. Wobei, ich muss mich korrigieren, Paris zur Nazibesetzung war kein romantisches Paris, aber auch hier kam für mich der Zeitgeist rüber. Ich fand die Teile, die in der Vergangenheit spielten, gut recherchiert, und spannend beschrieben.
Also, mein Fazit, ich bin begeistert. Das ist ein Buch, das mich mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Kann ich nur weiterempfehlen!
….und das Cover ist ein Träumchen 😉. Allein die Farben sind toll, und ich möchte eigentlich gerade selber auf dem Balkon Platz nehmen und Richtung Eiffelturm schauen. Das muss Beatrices Dachterrasse gewesen sein 😉…..