von Martin Suter,  gelesen von Gert Heidenreich

4 CD / 280 Min

Link zum (Hör)-Buch

Wenn ich das richtig mitgezählt habe, dürfte das mittlerweile Allmens 7. Fall sein, und ich kenne sie alle 😉. Ich schicke das voraus, denn das hier ist nur für Fans. Weshalb, erkläre ich später.

Allmen, das ist Johann Friedrich von Allmen, ehemals reich, mittlerweile nur noch „ehemals“, und aus den guten alten Zeiten erinnert nur noch das distinguierte Auftreten. Mach aber nix, Allmen ist ein Meister des „fake it till you make it“, und irgendwann kommt immer auch wieder ein Schwung Geld in die Kasse. Allmen ist nämlich als Kunstdetektiv unterwegs, und „Allmen Int. Inquieries“ ist gar nicht mal so erfolglos. Zu einem guten Teil liegt das an Haushälterin Maria und deren Gatten, dem Diener Pedro, die mittlerweile das Rückgrat des Unternehmens sind. Ohne Finanzchefin Maria und gleichberechtigtem Teilhaber Carlos sähe die Sache anders aus….

In diesem neuen Band nun lernt Allmen den etwa gleichaltrigen Adrian Weynfeldt kennen, und die beiden verstehen sich sofort. Weynfeldt ist tatsächlich reich. Sehr reich. Und er hat ein Problem: seit seinem letzten Empfang fehlt ihm ein Picasso, und so kommen Allem International ins Spiel. Der Vorschuss mach Allmen wieder flüssig und die Ermittlungen, die sich hauptsächlich in den gehobenen Kreisen abspielen, können beginnen.

So weit, so gut. Oder halt auch nicht so gut, denn auch als langjähriger Suter- und Allmen-Fan muss ich sagen, die Ermittlungen waren relativ langatmig, vorhersehbar und nicht wirklich spannend. Im Laufe des Geschehens stirbt eine Kunsthändlerin, und ich dachte, okay, jetzt geht es aber rund, ein Mord! Aber auch hier ist irgendwie nicht viel passiert, außer ein paar wenigen sehr handzahmen Befragungen der näheren Verdächtigen. Also irgendwie war der Fall zäh, da ist nicht viel an Action oder gar Plot Twists. Irgendwie ein bisschen lieblos runtergeschrieben, und am Ende war hoppladie hopplada die Lösung einfach da, nachdem die Polizei eingeschaltet wurde. Hm. Nicht so toll. Normalerweise sind die Allmen-Bände auch sehr viel länger, nur 4 CDs gab es eigentlich auch noch nie.

ABER: Der Roman lebt hier eigentlich von der Atmosphäre und den Figuren. Carlos, Maria und ihrem kompliziert-skurrilem Verhältnis zu Allmen wird recht viel Raum gegeben, und das hat mir echt gut gefallen. Ich mag das Latino-Ehepaar und vor allem Maria 😊. Die hat sich echt gemausert, und ohne ihre Verhandlungskünste könnte Allmen einpacken. Ja, und daher mein Fazit: für Fans only. Wenn das mein erster Allmen gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich kopfschüttelnd abgebrochen. Aber so war ich tatsächlich ganz gut unterhalten gewesen. Und natürlich liest Gert Heidenreich gewohnt brillant. Ich mag seine sonore, angenehme Stimme, die passt irgendwie auch perfekt in dieses Schweizer upper-class-Setting.

Ja, kurzes Buch, da wird meine Besprechung auch nicht ewig lang sein. War ganz gut, wenn man Suter mag, aber definitiv nicht der große Wurf, und ich hoffe, der nächste Fall wird wieder etwas spannender, mit ein bisschen mehr Ermittlerarbeit und ein wenig mehr Einfallsreichtum. Nicht, dass ich es selber besser könnte – aber Suter kann es besser, und er hat seine eigene Messlatte halt auch hoch aufgehängt.  Ich gebe 3 Punkte für die Story, und noch mal einen für den Hörbuchsprecher.

Herzlichen Dank an den Diogenesverlag für das Rezensionsexemplar!

Vielleicht gefällt dir auch das: