von Elke Heidenreich

erschienen Hanser Berlin; 2. Edition (13. Mai 2024)

Link zum Buch

Elke Heidenreich ist 80 und für mich gefühlt mein Leben lang eine Größe und Konstante im deutschen Literaturbetrieb. Im Laufe meines kompletten Erwachsenenlebens habe ich immer wieder mal ein Buch von ihr gelesen, ihre Büchertipps notiert, ihre literarischen Sendungen gehört oder gesehen – jetzt nicht bei weitem alle, die sie je moderiert hat , aber doch immer mal wieder. Irgendwann in den 80ern / 90ern hatte sie mal einen Kanon ihrer Lieblingsromane editiert und mit der „Brigitte“ zusammen herausgegeben, das hatte ich mir damals zugelegt und ein paar wahre Bücherschätze darunter entdeckt. Das schiebe ich jetzt einfach mal vorweg, um zu sagen: hey, ich schätze die Dame sehr. Und jetzt ihr neuestes Buch zum Thema Altern. Ich musste es lesen 🙂

Ja, das Buch ist recht kurz, mit knappen 100 eBook-Seiten eher ein Büchlein, oder vielmehr, ein Essay. Die Autorin nähert sich dem Thema literarisch, lässt viele „VIP“s von Antike bis Neuzeit zu Worte kommen, und macht sich natürlich ihre eigenen Gedanken zum Thema. Und natürlich ist das Buch, sind ihre Gedanken auch autobiographisch geprägt (auch wenn sie das irgendwo in der zweiten Hälfte des Buches eher von sich weist), und wir erfahren einiges aus ihrem Leben.

Jedes Altern ist individuell – was uns die Autorin auch immer wieder klar macht – ihr eigener Lebensentwurf als kinderlose Frau und erfolgreiche Autorin lässt sie anders altern als jemand, der sein ganzes Leben hart körperlich gearbeitet hat, arbeiten musste, immer wieder betont sie dies – und natürlich hat sie recht.

Ich fand es spannend, sie bei diesen Gedanken, Zitaten, Erzählungen aus ihrem Leben zu begleiten, das hatte etwas von einem Gespräch mit einer lebenserfahrenen Frau, die zufrieden mit sich ist, mit Gelassenheit auf vieles – nicht alles – zurückblickt, und einen sehr entspannten Eindruck macht. Ja, das Altern ist nix für Weicheier, aber die Alternative ist ja auch eher nichts, oder? Und am Ende sollte man das Wichtige vom Unwichtigen trennen können und wie sagt sie so schön, „atmen und dankbar sein“.

Das Buch lässt sich wie nicht anders zu erwarten locker durchlesen, und trotz der teils tiefsinnigen Gedanken ist die Lektüre oftmals auch sehr humorvoll – schreiben kann sie halt einfach.

Tja, man könnte jetzt hier eigentlich so viele Zitate rausgreifen und darüber diskutieren, und weil die Autorin auch viel eigene Meinung hier äußert, hat man eigentlich reichlich Stoff auch für Diskussionen in Buchklubs, über dieses Büchlein zu reden, oder man hat einfach nur für sich allein „food for thought“. Mir hat die Lektüre ausnahmslos gut gefallen, und ich fand es toll, jemanden beim Sinnieren zuzuhören, der, oder vielmehr natürlich die, so stressfrei altert. Ohne Silikon, ohne OP’s; jemand, die ihren Platz im Leben gefunden hat und nicht verzweifelt den Jungbrunnen sucht, und die für mich einfach auch mit 80 eine coole Socke ist. Die einen über 20Jahr jüngeren Lebensgefährten hat, auf diverse Ex-Männer und -Lieben zurückschaut, gerne ein Glas Wein trinkt, und immer noch Pläne hat. So soll es sein! Danke und Cheers liebe Elke!

Und natürlich vielen Dank an Netgalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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