von Tamara McKinley

erschienen im englischen Original 2002, dt. 2003 bei Lübbe; aktuell nur erhältlich bei beHEARTBEAT; 1. Edition (27. August 2019)

Link zum Buch

Zur Abwechselung habe ich mal ein etwas älteres Buch gelesen; ein Roman, den ich aus dem offenen Bücherschrank geholt habe. Das Titelbild fand ich nett, und die Handlung spielt im australischen Outback – okay, mehr brauchte ich nicht zu wissen, das wollte ich lesen 😊. Die Autorin war mir dunkel bekannt, sie stammt aus Australien und hat bereits mehrere große Australien-Sagas verfasst; „Mathildas letzter Walzer“ hat mir vor Jahren schon gut gefallen.

Ja, hier sind wir nun erneut im Outback, irgendwo im riesigen Nirgendwo.  Die Geschichte beginnt 1936 mit der 11jährigen Ellie, die mit ihrem Vater zu Pferd auf den Weg zur Farm ihrer Tante Aurelia ist, und in einen Sandsturm gerät. Ihr Vater stirbt dabei, und kurz darauf wird das verzweifelte Mädchen von den ebenfalls allein durch die Gegend ziehenden 19jährigen Zwillingen Joe und Charlie aufgegabelt. Gemeinsam schlagen sie sich zur Rinderfarm durch, und beginnen dort ein neues Leben.

Zweite Zeitlinie 34 Jahre später: die frisch gebackenene Tierärztin Claire ist von Sidney nach Hause beordert worden, denn es gibt familiäre Dinge aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Claire ist Ellies älteste Tochter, und hat ein unbestimmtes Unbehagen vor den Geistern der Vergangenheit….

Und so sind wir immer abwechselnd im hier und heute mit Claire und ihrer Jüngeren Schwester Leanne, die den Geschichten von Ellie und Aurelia lauschen; und tauchen parallel dazu in der anderen Timeline in genau diese Vergangenheit ein, bis sich am Ende eine Katharsis anbahnt. Und natürlich, wie der Klappentext es verrät, es geht um die Liebe und Ellis Geschichte mit den Brüdern Joe und Charlie. Soviel erstmal zum Inhalt.

Mein Leseeindruck: das war eine mitreißende Story mit tollen starken Charakteren. Bildhaft beschrieben, sehr emotional, ach, sehr schön einfach. Hat mich abgeholt und bestens unterhalten.

Zu weiten Teilen spielt der Roman zu Zeiten des zweiten Weltkriegs, bzw. in der Nachkriegszeit, und das fand ich jetzt echt spannend. Der Weltkrieg in Australien unterscheidet sich ziemlich von den Erfahrungen, die man damals hier in Europa gemacht hat. Mir war das beispielsweise gar nicht bewusst, dass die Australier erst an der Seite der Briten gekämpft haben, und sich dann aber losgesagt haben vom Commonwealth und nur noch ihr eigenes Land verteidigt haben. Man glaubt es ja kaum, Darwin wurde von den Japanern angegriffen; und es gab viele Kampfhandlungen auf dem 5. Kontinent. Viele Australier waren auch jahrelang in japanischer Kriegsgefangenschaft. Sowas steht in unseren Geschichtsbüchern ja nicht, für mich war vieles neu, fand ich interessant. Ich wusste auch nicht, dass es anscheinend viele Aborigines gab, die im australischen Heer kämpften. Das sind so Dinge, die ganz nebenbei im Roman mein Allgemeinwissen etwas aufpoliert haben.

Also: Note 1 fürs Setting und die Atmosphäre.

Was mir noch aufgefallen ist: das Buch ist ja mit seinen etwas über 20 Jahren noch nicht soooo alt, aber unsere Sprache hat sich echt weiterentwickelt. Ein paar Ausdrücke fand ich altmodisch; im liebenswerten Sinn, aber es gab einige Worte, die ich schon ewig nicht mehr gehört oder gelesen habe. „Schlüpfer“ zum Beispiel – sagt man das heute noch? Und nein, es gibt null erotische Szenen in dem Buch, aber die Leute ziehen sich ja durchaus manchmal um, daher die Erwähnung des Wortes. Oder „Kalamitäten“. Gibt noch einen Schwung mehr, hätte ich mir vielleicht markieren sollen.

Ach ja, und noch was: die Damen rauchen ausnahmslos alle, hahahaha, Tante Aurelia ist designierte Pfeifenraucherin, und ansonsten lieben die Ladies ihre Kippen. Das Rauchen war vor ein paar wenigen Jahrzehnten noch selbstverständlich, und mir fiel das immer wieder auf. Die Zeiten haben sich geändert….

Mein Fazit: wunderschöne Geschichte, in die man abtauchen kann. Lesetipp!

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