von Katherine Webb, als Hörbuch gelesen von Anna Thalbach

Erschienen 2021 im Randomhouse Audiovelag / Penguinverlagsgruppe

Link zum (Hör)-Buch

Bristol, Gegenwart: Als ihr depressiver Vater spurlos verschwindet, begibt sich Liv auf Spurensuche in seinem Haus. Sie ist selbst völlig neben der Spur, denn vor kurzem hat sie ein Kind tot geboren. Im Haus ihres Vaters passieren seltsame Dinge – es scheint, als wären ausser ihr noch andere Menschen präsent, und immer wieder weint nachts ein Baby, das Liv unbedingt finden will.

Bristol, 1931: Bethia Shiercliffe, durch Heirat aufgestiegen, unterstützt das lokale Armenhaus. Nicht unbedingt aus Überzeugung, eher aus Charity-Gründen. So sorgt sie sich auch um die verwahrloste und verwirrte Louisa, die nach Jahren der Obdachlosigkeit dort aufgenommen wird, und die eine merkwürdige Bindung zu ihr zu haben scheint. Irgendwann ist klar, dass Louisa Bezug zu Bethiass Vergangenheit hat, und zwar zu einer, die Bethia unter keinen Umständen preisgeben möchte….

Bristol, 1790er Jahre: Bethia und ihre Stiefschwester Ellen kommen ins heiratsfähige Alter – und während die 16jährige Bethia –  eitel, schlau und skrupellos – ihre gesellschaftlichen Auftritte plant, verliebt sich die ältere Ellen ausgerechnet in Balthasar, einen schwarzen Sklaven, und verliert ihr Herz. Eine Amour fou, die natürlich unter keinen Umständen sein darf. Und die Bethia zu unterbinden weiss….

Alle diese verschiedenen zeitlichen Ebenen werden von der Autorin sehr geschickt zu einem spannendem Ganzem gestrickt. Diese Art, auf mehreren Zeitebenen zu erzählen, ist ja momentan in Mode, manchmal klappts, öfters nicht – aber hier ist es brilliant gemacht. Im ersten ich würde sagen 3 /4 der Geschichte wechseln sich Livs Erlebnisse der Gegenwart mit Bethias Leben 1831 ab, und beide Storys sind spannend, aber haben erstmal nur recht wenig bis gar nichts miteinander zu tun. Im letzten Viertel kommt dann die Vorgeschichte aus dem 18. Jahrhundert hinzu, und jetzt wird’s echt cool, denn Fäden, deren Ende man vorher gar nicht erkannt hat, werden nun verbunden und es kommt eine tragische, romantische und interessante Wendung hinzu, die alles aufklärt. Und am Ende werden auch Livs Geister ihre Ruhe finden 😊.

Die Geschichte ist spannend, die Protagonisten interessant und echt, der Spannungsbogen permanent hoch. Und man bekommt nebenbei eine Nachhilfestunde in Geschichte: mir war das gar nicht so bewusst, dass wir auch in Europa (England!) Ende des 18. Jahrhunderts schwarze Sklaven hatten. Das war für mich gefühlt immer ein aussereuropäisches Phänomen, aber ich habe gelernt: der Handel mit Sklaven aus der Karibik war auch hierzulande ein gutes Geschäft, und wurde erst relativ spät abgeschafft.

So, und jetzt spezifisch zum Hörbuch. Ich hätte diese tolle Geschichte besser ganz althergebracht selbst lesen sollen. Ich bin mit der Sprecherin nicht wirklich warm geworden. Anna Thalbach wird hochgelobt als Sprecherin (ist sogar preisgekrönt), aber ich finde ihre Stimmer sehr hektisch, aufgeregt und immer in atemloser Eile. Zusammen mit ihrer dunklen Stimmfarbe war das nicht meins. Es ist immer doof, jemandes Stimme zu kritisieren – die Stimme kann man nicht ändern, die gehört einem, das ist fast schon übergriffig, hieran zu mäkeln…..aber ich war ein wenig gestresst. Zusätzlich hat Frau Thalbach ziemlich viel Elan in die bösartigeren Dialoge und Streitereien gelegt, und ich glaube, das kommt auf der Bühne bei dramatischen Stücken gut an – aber allein im Auto beim Hörbuchhören war mir das öfters mal zuviel Gekeife. Chad. Aber so unterschiedlich sind die Wahrnehmungen.

Hörprobe:

Abgesehen davon: tolle Geschichte! Bitte lesen!

Vielen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!

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