von Alan Parks
2021 erschienen bei Heyne Hardcore
Link zum Buch
Die Krimireihe um den Glasgower Cop Harry McCoy habe ich erst kürzlich für mich entdeckt, für extrem gut und spannend befunden, und hab mich jetzt gefreut, gleich mit Band 3 weiterzumachen. Wir sind im Jahr 1973, und nachdem die ersten 2 Bände im Januar und Februar gespielt haben, sind wir jetzt im Juli 73. Der „March“ im Titel ist nicht auf den Monat März bezogen, nein, Bobby March, Namensgeber dieses Bandes, ist Glasgows vielversprechende Antwort auf die Rolling Stones, er ist der Held der Gitarre, der ungekrönte schottische King der Popmusik. Leider noch nicht wirklich gross rausgekommen, aber kurz davor. Er ist jung, er ist talentiert, und leider auch sehr tot nach einer Überdosis Heroin, und Harry McCoy hat das zweifelhafte Vergnügen, die Leiche zu finden.
Allerdings bewegt zeitgleich ein ganz anderer Fall die Stadt: ein junges Mädchen wurde entführt, und die Suche nach ihr scheint keine Ergebnisse zu bringen. McCoy ist von diesem Fall abgezogen, sein ärgster Konkurrent Braeburn leitet die Ermittlungen, und Braeburn braucht einen Schuldigen.
McCoy darf unterdessen undercover nach der ausgerissenen Nichte seines Chefs suchen – Laura, die, wie sich schon bald zeigt, durchaus ihre Gründe hatte, ihr gutbürgerliches Elternhaus zu verlassen. Und ausserdem hat man ihm als Arbeitsbeschaffungsmassnahme das Aufarbeiten einiger Raubüberfälle aufgebrockt, bei denen die Kollegen nicht mehr weiterkamen.
So gibt es hier gleichzeitig mehrere Baustellen für die Polizei in Glasgow, und Alan Parks versteht es wieder meisterlich, alle Erzählstränge miteinander zu einem spannenden Thriller zu verweben. Und am Ende sind tatsächlich jegliche Fragen und offenen Enden beantwortet.
Was die Reihe um McCoy ausmacht, ist die Atmosphäre: das Glasgow der 70er scheint ein Sumpf an Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Korruption und Bestechung, und , so der Klappentext, „Detective Harry McCoy ist so noir, dass die anderen schottischen Cops dagegen hellgrau erscheinen“ – dem stimme ich zu. McCoy ist die coolste Socke von allen und schreckt vor keiner Prügelei zurück. Und trotz seiner eigenen Verbindungen zur lokalen Unterwelt ist McCoy nicht bestechlich, er ist sozusagen der „Gute“, der auch mal unkonventionelle Lösungen findet. Mir fällt hier immer wieder der Vergleich mit Schimanski ein, der war ähnlich gestrickt, und der Ruhrpott der 80er, in dem diese Tatorte spielten, kommen mir auch ähnlich düster angehaucht vor wie das Glasgow McCoys.
Ach, apropos Authentik und Atmosphäre: die 70er waren auch durchaus mit Flower Power besetzt und dubioser Mode….ich musste des öfteren grinsen, wenn beispielsweise die rasende Reporterin Mary in Hotpants und Plateauschuhen die Bühne betritt. 70ies live.
Parks hat früher bei Warner Music gearbeitet, und kennt sich in der Musikszene aus. Das merkt man speziell diesem Buch auch immer wieder an; hier gibt es viele Reminiszenzen an Bands und Events der damaligen Zeit, was ich echt interessant fand. Bobby March ist natürlich fiktiv, aber genau so könnte es gewesen sein.
Ich fand das Buch brilliant. Ich mag den Erzählstil von Parks. Flüssig geschrieben (ich weiss, dieses „flüssig“ hört sich blöd an, aber ich habe in letzter Zeit recht viele literarische und stilistische Experimente in der Hand gehabt, ich sehe es mittlerweile nicht mehr als selbstverständlich an, wenn ein Roman sich flott weglesen lässt….!), gut geplottet, echte Figuren – ich kaufe Parks jede Zeile ab.
Ich freue mich schon auf die nächsten Bände!!
Lokalkolorit – 👍 Zeitkolorit – 👍 Spannung- 👍 …alle Daumen hoch!
Vielen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!