von Silvia Zucca
Erschienen 2020 im blanvalet Verlag
Miranda, 30, erfährt von ihrer jüngeren Halbschwester Alessia, dass ihr gemeinsamer Vater Alberto spurlos verschwunden ist. Der 82jährige Literaturprofessor ist seit Tagen nicht aufzutreiben, und Miranda entschliesst sich, nach 10 Jahren das erste Mal wieder nach Hause zu fahren und sich gemeinsam mit Alessia auf die Suche zu begeben. Gemeinsam stossen die beiden auf alte Fotos und Briefe aus 1944, und die Spur führt ins Piemont, in einen Ort, in dem Alberto in den letzten Kriegsmonaten mit seiner Mutter Unterschlupf fand. Miranda setzt sich kurzentschlossen ins Auto und fährt nach Saint‘ Egidio dei Gelsi, um weiteren Hinweisen nachzugehen. Dort trifft sie nicht nur auf spannende Spuren der Vergangenheit, sondern auch auf Francesco, den Mann, den sie eigentlich gerade erst aus ihrem Leben gekickt hat….
Dieser knapp 500 Seiten starke Roman spielt auf 2 zeitlichen Ebenen. Einmal sind wir im hier undjetzt, und Miranda erzählt aus der Ich-Perspektive, und immer wieder eingeschoben sind wir im Jahr 1944 und erfahren aus der auktorialen Perspektive heraus, was mit Alberto und seiner Mutter Gemma geschah.
Ich fand jetzt den Klappentext und das Cover sehr ansprechend, ich mag historische Romane sehr gerne, finde die Zeit spannend, und die Idee, wenn sich Familiengeheimnisse auf verschiedenen zeitlichen Ebenen entwirren, ist an sich immer interessant. Ich war also sehr gespannt auf dieses Buch, aber hab mich leider etwas durchgequält. Ich versuche, die Gründe dafür zu nennen: Die Ausgangslage hat mich „ge-catched“, aber für mich waren von Anfang an viele Dinge unlogisch. Ein 82jähriger verschwindet, und anstelle Polizei und wen auch immer zu informieren, stöbern die Schwestern auf dem Dachboden herum und folgen Spuren historischer Dokumente? Ok. Kann man machen. Ich würd es nicht tun. Zumindest nicht als allererstes. Dann kommt Miranda im Piemont an, fährt ihr Auto in den Graben, und zieht aber spontan erst mal für die nächsten Tage ins Haus von Francesco ein, und geht mit einem Foto ihres Vaters von Haustür zu Haustür. Besagtes Auto liegt immer noch im Strassengraben. Ist ja nicht so wichtig. Ich sag nochmal – kann man machen. Muss man so nicht. Und so geht es halt munter weiter. Ich spoiler mal kurz: irgendwann taucht der Vater wieder auf, aber anstelle zu fragen, wo er war, lässt man ihn diese Diskussion mit einem Satz abwürgen. Ja nun. Ist ja auch nicht wirklich interessant zu wissen…?!? Nochmals: wenn mein Vater spurlos verschwunden ist, dann will ich definitiv wissen, was da los war. Zumal das ja auch irgendwie der ganze Aufhänger in dieser Geschichte ist.
Abgesehen davon fand ich, dass sehr viele Personen auftauchten, und ich ein wenig Mühe hatte, sie alle auseinander zu halten. Ich musste öfters mal vor- und zurückblättern, um den roten Faden wieder zu finden und zu wissen, wer ist jetzt wer und mit wem wie verwandt.
Vom Stil ist das Buch relativ flüssig und gefällig geschrieben, es lies sich gut lesen, und deshalb hab ich auch durchgehalten und das Buch bis zum Ende gelesen, aber ich muss gestehen, ich war das letzte Drittel nicht mehr so wirklich interessiert. Aus o.g. Gründen.
Schade. Ich habe echt zu keiner der Figuren eine Beziehung aufbauen können, ich fand vieles strange, und sehr konstruiert. Mich lässt das Buch etwas enttäuscht zurück. Ich hatte eine spannende Familiensaga erwartet, aber mich hat es hier nicht mitgerissen.
Danke trotzdem an das Bloggerportal vom Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!