von Ahmet Ümit
erschienen bei btb Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (14. Februar 2024)
Klappentext: „Ein atemberaubender Krimi zwischen Berlin und Anatolien, der Archäologie und Mythologie verbindet.
Ahmet Ümit haucht mit seinem gefeierten neuen Roman den alten Mythen im Schatten des Zeusaltars und des Pergamontempels neues Leben ein und zeigt uns, dass die Natur des Verbrechens über Zeitalter und Kulturen hinweg beinahe unveränderlich zu sein scheint.
Yıldız Karasu, Hauptkommissarin der Berliner Polizei, und ihr Stellvertreter Tobias Becker müssen einen rätselhaften Serienmord im Berliner Pergamonmuseum aufklären und stoßen bei ihren Ermittlungen auf uralte Geheimnisse, die das Leben von zahlreichen Menschen zerstören können. Ein kriminologisches Abenteuer, das sich von den Straßen Berlins bis nach Bergama in Anatolien erstreckt. Als sich dann auch noch eine längst vergessen geglaubte Figur zu Wort meldet, steigt nicht nur bei den beiden Ermittlern die Spannung.“
Den Klappentext fand ich super interessant, und ich habe zugegriffen. In Berlin wird ein Mann brutalst ermordet, und der Tatort wird wie ein Altar aus der griechischen Mythologie drapiert. Das Opfer war Türke, und so passt es auch, dass den Fall Hauptkommissarin Yildiz Karasu übernimmt. Zuerst werden Neonazis verdächtigt, aber die Spuren führen immer deutlicher ins Reich der Mythologie……
Das Buch ist gesplittet in den Krimi, und abwechselnd werden Kapitel eingeschoben, in denen Zeus, der Gott, von sich erzählt, von seinem Leben, seinem Sinnen und Trachten.
So, und ich mach’s kurz, mich hat das Ganze null gepackt. Es klang so vielversprechend: ein düsterer Krimi, die Verknüpfung mit den antiken Göttersagen und archäologischen Ausgrabungen der Vergangenheit – aber irgendwie hatte ich hier keinen guten Lesefluss. Immer wieder diese ellenlangen Passagen, in denen Zeus uns die griechische Götterwelt erklärt – Mann, das war epischer Stoff für ein ganz eigenes Buch. Und meinen Gustav Schwab habe ich schon hier zuhause stehen.
Mit den Ermittlern und ihren Ermittlungen im Mordfall heute bin ich auch nicht so recht warm geworden.
Ich kann es schwer fassen, aber ich fand es alles ungemein politisch, und da habe ich in Krimis nicht wirklich Lust drauf. Ständig wurde über den Faschismus diskutiert (den in der Türkei, der damals Yildiz‘ Eltern hat emigrieren lassen, den tagesaktuellen in Berlin und Deutschland allgemein (wobei man hier im Hinterkopf behalten muss, dass der Roman im Original 2021 erschienen ist, und das politische „rechts“ noch gleichzusetzen war mit echten Neonazis in Springerstiefeln und Klappmessern), und natürlich wurde allzeit der Rassismus thematisiert. Bietet sich bei einem Roman eines türkischen Autors mit einer türkischen Polizeibeamtin irgendwie an, ist wichtig und richtig, ich fand es aber irgendwann zu viel des Guten. Puh, ich wollte eigentlich nur einen spannenden Krimi lesen, das ganze Drumherum war mir ab einem gewissen Zeitpunkt too much. Wahrscheinlich oute ich mich hiermit gerade als komplette Banausin, aber egal.
Hab gerade in der Vita des Autors gelesen, dass er selbst in den 80er Jahren während der türkischen Militärdiktatur im Untergrund gewesen ist, also ganz klar, hier sind eigene Erfahrungen verarbeitet worden. Völligst legitim, aber ich Banausin habe es irgendwann nicht mehr würdigen können.
Ich habe das erste Drittel mit vielen Pausen gelesen, das nächste Drittel überflogen, und dann nicht beendet. Ich werde dem Roman daher nicht wirklich gerecht werden, aber sorry, mehr als 2 Sterne kann ich nicht geben. Meine höchst subjektive Meinung.
Trotzdem vielen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!