von Jay Shetty
Neuerscheinung 2020 bei rowohlt-Polaris
Untertitel: Finde innere Ruhe und Kraft für ein erfülltes sinnvolles Leben
Jay Shetty, Jahrgang 1987, gebürtiger Londoner und Business School Absolvent, entschied sich mit Anfang 20, für einige Jahre als hinduistischer Mönch zu leben. Als jemand, der in beiden Welten – westlicher Businessman, östlicher Mönch – zuhause ist, begann er einige Jahre später, seine Erfahrungen weiterzugeben und ist aktuell Social Media Star und „preisgekrönter Digitalstratege“ (verrät der Klappentext, was immer das auch sein mag).
In seinem Buch geht es um Sinnhaftigkeit, Rückbesinnung auf die wahren Werte des Lebens und Ruhe, Kraft und Gelassenheit speziell für uns von der modernen westlichen Zivilisation geplagten Westler.
Als Yoga- und Meditationslehrerin fand ich diese Buchankündigung extrem ansprechend und interessant. Ich habe selbst einige Aufenthalte in Aschrams hinter mir, und versuche, östliche Gelassenheit und westlichen Lifestyle miteinander zu verbinden. Eigentlich bin ich die ideale Zielperson für das Buch. Eigentlich.
In diesem mehr als 400 Seiten starkem Werk spricht Shetty so ziemlich alle Bereiche an. Vom LOSLASSEN (Teil 1), der eigenen Identität, der Kraft der negativen Gedanken geht es über WACHSEN (Teil 2) mit den Teilbereichen Routinen des Lebens, Exploration des Verstands und Ego hin zum GEBEN (Teil 3) und Dankbarkeit und Dienen. Jeder Teil schliesst mit einem Bereich Meditation ab, und hier erfahren wir mehr über die drei Meditationsarten, die Shetty selbst präferiert, als da wären Mantrasingen, Visualisierung und die Atmung. Prinzipiell ist es auch schön, wenn viele unterschiedliche Aspekte des Lebens angesprochen werden, aber das hier ist einfach ein Galopp durch alles, aber ohne Details für irgendwas. Ich hab die ersten Seiten noch sehr interessiert gelesen, da stellt sich der Autor auch erst mal selbst vor, aber sehr schnell ist mein Interesse rapide gesunken. Wir kriegen hier Unmengen an Allgemeinplätzen serviert. Die einzelnen Kapitel geben – für mich – nicht mehr her als ein netter Artikel in einer Frauenzeitschrift (nix gegen derlei Magazine, lese ich auch mal ganz gerne, da erwarte ich aber auch nicht Tiefgang). Das man im Alltag umgeben ist von Klatsch und Tratsch und damit negativen Gedanken, und es einem gut tut, nicht mit zu tratschen und zu lästern, das ist jetzt nicht eine neue Nachricht, beispielsweise. Und dass man negative Menschentypen besser vermeidet – geschenkt, oder? Das ganze Buch ist recht seicht. Und da habe ich von einem Sachbuch echt mehr erwartet.
Einiges fand ich auch merkwürdig: Die Bagavad Gita beispielsweise, die der Autor des öfteren erwähnt, das Weisheitsbuch des Hinduismus, wird entweder als bekannt vorausgesetzt (ich kenne sie, ja, aber jemand nicht-hinduistisch Geschulter ausserhalb von Yogalehrerzirkeln eher weniger), oder als für nicht weiter ausführenswert bedacht. Aber ohne die Gita etwas weiter zu erklären, sondern ständig nur einige „inspirational quotes“ daraus zu zitieren, das finde ich schon irgendwie merkwürdig.
Der Tonfall des Buchs ist immer locker-flockig-flüssig, Shetty wird seine Fans finden, da bin ich sicher, aber ich bin keiner geworden. Das Ganze mutet für mich an wie eine Ansammlung kurzer Motivations-Videos, die man schriftlich ausformuliert hat. Aber, siehe oben, der Mann ist Influencer. Hm.
Was soll ich sagen, sein Anliegen und seine grundliegende Message kann ich natürlich unterschreiben, aber ich hab irgendwann nur noch quer gelesen und konnte nix Neues entdecken. Schade eigentlich.
Eine Leseprobe kann man sich HIER übrigens bei der Verlagshomepage herunterladen, für alle, die jetzt doch neugierig geworden sind.
Und den Klappentext gibts hier:
Ich bedanke mich trotzdem sehr beim Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!