von Mick Herron
Rasanter Agententhriller der etwas anderen Art
Agententhriller lese ich eher selten, aber dieser hier hat mich von der Kurzbeschreibung schon angesprochen, und ich war neugierig. Das Setting: Das zeitgenössische London. Im „Slough House“, einer Niederlassung des MI5 aus dem Regents Park, fristen all diejenigen Agenten ein trostloses Büro-Dasein, die es irgendwann in ihrer Karriere so richtig verbockt haben, und die man doch nicht sofort feuern kann, und eher darauf wartet, dass sie möglichst schnell von selbst kündigen. Chef der „slow horses“ ist Jackson Lamb, ein ehemaliger Spitzenagent, als der Kalte Krieg noch heiss tobte, und seines Zeichens ein eher unangenehmer und etwas verwahrloster Zeitgenosse, den man aber nicht unterschätzen sollte, denn sein Gehirn ist alles andere als verwahrlost und ausser Training.
Jedes „Slow Horse“ träumt insgeheim von einer Rückkehr in den aktiven Dienst, und das Wunder scheint für Louisa Guy und Min Harper zu passieren, als sie vom Regents Park für einen Security Job engagiert werden. Angeblich super easy, ein russischer Oligarch auf Londonbesuch benötigt für ein paar Tage britischen Stattsschutz, und für Louisa und Min eröffnen sich unangeahnte Perspektiven.
Relativ zeitgleich wird ein ehemaliger Agent aus den guten alten Zeiten ermordet, und Jackson Lamb nimmt auf eigene Verantwortung die Spur auf, denn man kennt sich noch aus der Vergangenheit, und ausser Jackson scheint niemand von Mord auszugehen.
Beide Fälle scheinen miteinander aber in Verbindung zu stehen, und peu a peu spannt Jackson sein ganzes Team ein, um der Verschwörung auf den Grund zu gehen, und alle Zeichen weisen auf den ominösen russischen Superagenten Popov hin, der zu den Hochzeiten des Kalten Krieges die westlichen Geheimdienste in Atem hielt und jetzt anscheinend in England Vergeltung plant. Und immer als Bedrohung dabei: ein ganzer Trupp russischer Schläfer, die sogenannten Dead Lions, die dabei helfen sollen. Können die ausrangierten Agents aus dem Slough House London und die Welt retten?
Mein Fazit: das war mal wirklich gut!!! Spannend geschrieben, mit so vielen Irrungen , Wirrungen und unerwarteten Wendungen, dass der Spannungsbogen die ganze Zeit unglaublich hoch war, hier traut niemand niemanden, und jeder denkt 5 mal um die Ecke, bevor er mit seinen Kollegen plaudert, das hat Spass gemacht zu lesen. Der Spass kam auch vom Stil des Autors, der seine Figuren lebensecht sprechen lässt, und vor allem Jackson Lamb sehr viel Ironie mitgibt. Diesen schwarzen Humor und diese Ironie muss man mögen, und ich musste beim Lesen oft grinsen. Hier handelt es sich um den zweiten Band einer Serie, ich denke, weitere Bände werde ich im Original lesen, obwohl, wie gesagt, auch bei der Übersetzung kommt der Humor gut rüber.
Knapp 480 Seiten lesen sich flott weg, man kommt sich vor wie in einem rasanten Bond-Film, und ich kann das Buch nur weiterempfehlen! Intelligenter Krimi mit coolen Typen. Gerne mehr!