von Rob Lampe

erschienen November 2022 im Hansanordverlag

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Der Hamburger Star-Anwalt Philipp Asmussen wird im September 2020 aus seiner Kanzlei verschleppt und in einem verlassenen Keller versteckt. Seine Frau Julia soll 1 Million EUR in kleinen Scheinen auftreiben, um ihren Mann lebend wieder zu sehen. Allein, es kommt zu keiner weiteren Kontaktaufnahme mehr – das war das letzte Lebenszeichen Philipps. Als in die Villa des Paares eingebrochen wird und das bereitgelegte Lösegeld verschwindet, beginnt Hauptkommissar Thoelke der Mordkommission offiziell zu ermitteln, und, so der Klappentext, er „stößt auf ungeahnte Abgründe aus Schuld und Sühne“. Außerdem hängt die Presse diesen Fall sehr hoch auf – der Druck auf die Polizei ist groß, und die Asmussen-Schlagzeilen verdrängen durchaus auch die Corona-Headlines in Hamburg….

Klingt schon mal gut, und ich schicke vorab, ich bin sowieso begeistert von Lampes Hamburg-Krimis. Das ist jetzt der 5. dieser losen Reihe – lose deshalb, da man wunderbar alle Bände separat lesen kann, und auch nicht immer dieselben Ermittler im Vordergrund stehen. Ein guter Teil der Hamburger Cast begegnet dem Leser immer wieder, aber Thoelke beispielsweise wurde erst im letzten Band, dem „Elbmörder“ eingeführt. Der „schöne Bertie“, ehedem selbst Staranwalt und Ermittler auf eigenen Pfaden, ist mittlerweile Innensenator der Hansestadt, Thoelkes oberster Vorgesetzter – und guter Freund Julias. Klar, dass er hier wieder mit an Bord ist.

Bei einem Krimi zu viel vom Inhalt zu verraten ist immer schlecht, daher halte ich diesen Part kurz: das Ende habe ich so nicht kommen sehen, und da waren noch mal ein paar gute Plot Twists dabei. Also spannend bis zur letzten Seite.

Mein Leseeindruck: war mal wieder sehr cool 😉. Ich mag den Stil des Autors sehr gerne. Sehr viele (auch innere) Dialoge, und sehr witzig. Ich mag den Humor einfach sehr gerne. Sehr lakonisch, schnörkellos, teils sehr schwarz. Und es herrscht immer Action, hier ist kein Stillstand – außer vielleicht bei den polizeilichen Ermittlungen. Das liegt dann aber an Thoelke. Nicht am Autor 😉. Das Spannungslevel ist auf jeden Fall immer hoch.

Die Figuren sind ebenso schnörkellos und authentisch, ich habe vor meinem inneren Auge immer einen Film laufen. Und meine Favourite-Protagonistin, Sophia, hat auch mal wieder eine etwas größere Rolle bekommen, hahaha, ihres Zeichens Blondine aus Überzeugung, 3x geschieden, 2x davon erfolgreich durch Bertie, steht Julia hier moralisch zur Seite und hilft den Fall zu klären. Ich mag die Lady!

Ein kleiner Mini-Spoiler vielleicht noch kurz: ein ernstes Nebenthema waren hier die DDR-Zwangsadoptionen, wenn Kinder aus „staatsfernen“ Ursprungsfamilien an linientreue Adoptionseltern weitergegeben wurden. Das fand ich sehr interessant und beklemmend, und darüber lohnt es sich, mehr zu erfahren. Aber wie heißt es so schön im Nachwort: der Kommissaranwärter Youssef Nadi nimmt sich diesem Thema an und ich lese das mal als kleinen Hinweis auf einen nächsten Krimi….!

Ja, und vielleicht noch ein paar Randnotizen zum Corona-Setting. Bislang habe ich es ja vermieden, mich literarisch mit der allzu neuen Zeit zu befassen, aber hier ist das wirklich gut gelungen. Wir hatten ja 2020 die Lockdowns, Quarantäne-Regelungen etc. pp., und das hatte natürlich Auswirkungen auf die polizeiliche Ermittlungsarbeit. Der Autor hat die Maßnahmen Politik gut in die Story gewoben, ohne da jetzt irgendwelche Wertungen zu bringen, und das fand ich gelungen. Wenn jemand mit Mund-Nasen-Schutz herumläuft, ist da nicht mehr viel an Personenbeschreibung übrig. Und eine Mordkommission, bei der mehrere Mitglieder zuhause in Quarantäne verbringen müssen, entlocken dem Hauptkommissar keine wahre Freude. Ich glaube, es ist eine Herausforderung, einen Roman in unserer allerjüngsten Vergangenheit spielen zu lassen, und hier hat es gepasst.

Mein Fazit: bitte lesen!

Herzlichen Dank an den hansanord -Verlag für das Rezensionsexemplar! Es war mir ein Vergnügen!

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