von Sam Lloyd

Neuerscheinung Januar 2021 im Rowohlt Polaris Verlag

Link zum Buch

„Der Mädchenwald“ begegnet mir gefühlt permanent seit einigen Wochen auf Instagram, und dank des tollen netgalley.de- Ebook-Adventskalenders wartet das Buch auch schon seit Dezember auf meinem Reader auf mich. Herauskommen tut der Roman aber tatsächlich erst nächste Woche, also bin ich mit meiner Rezi oberstpünktlich 😉.

Plakativ als Thriller gekennzeichnet, ist das Thema Kindesentführung. Ich kopiere hier mal den Klappentext rein: „Elijah lebt mit seinen Eltern in einer Hütte im Wald. Er kennt keine Handys und kein Internet, aber er weiß, es ist nicht richtig, dass in dem Keller unter der Erde ein Mädchen gefangen gehalten wird; er weiß, er sollte jemandem von seiner Entdeckung erzählen. Aber er weiß auch, dass sein Leben aus den Fugen geraten wird, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Denn die 13-jährige Elissa ist nicht die erste, die in den Mädchenwald gebracht wurde.
Elissa ist klar, dass ihr nur mit Elijahs Hilfe die Flucht gelingen kann. Doch alle Versuche, den Jungen während seiner täglichen Besuche zu manipulieren, schlagen fehl. Denn Elijah ist sehr viel cleverer, als er zu sein vorgibt. Und er hat längst begonnen, das Spiel nach seinen Regeln zu spielen …“  

Mit dieser Beschreibung war ich gefangen und hab das Buch runtergeladen. Soweit die Ausgangslage. Und ich muss leider jetzt schon sagen, die Ausgangslage war spannender als der ganze Rest der Geschichte. Aber das rolle ich jetzt doch ein wenig ausführlicher auf. Die Story wird abwechselnd erzählt aus der Sicht von drei Protagonisten: wir haben natürlich Elijah, der uns als 12jähriger Bub vorgestellt wird, dann Elissa, das entführte Mädchen, und die Ermittlerin DI MacCullagh. Abwechselnd und leider nicht chronologisch berichten sie die Ereignisse, respektive enthüllen die Dinge der Vergangenheit. Erzählt wird meist im Präsens, was ja immer eine unmittelbare Dringlichkeit vermitteln soll, aber bei mir kam leider nicht viel Sogwirkung an. Und allzu viel Action gibt’s leider auch im gesamten ersten Viertel des Buches nicht, der Autor nimmt sich recht viel Zeit, seine Story vorzubereiten. Was ja per se nicht schlecht ist, ich fand es allerdings etwas zäh von Beginn an. Ich hab leider auch für alle drei Erzähler nicht viel Sympathien aufbringen können. Elijah ist für mich von Seite 1 an sehr strange und bizarr gewesen, so eine Art Kinder-Soziopath. Irgendwann überlegt Elissa, dass Elijah ein Autist mit Inselbegabung sei, und genau das hab ich mir auch die ganze Zeit gedacht. Dass der Bub ganz gewaltige Persönlichkeitsprobleme hat, kommt dann zum Ende hin raus, bloss leider nicht auf die Art und Weise, dass ihn das zum Sympathieträger macht. Elissa, das Opfer, ist eine hyperclevere Schachspielerin, und nutzt ihre im Schach geschulten strategischen Fähigkeiten zum Überleben. Das Mädel ist schlau, ich hatte echt Respekt – aber ganz ehrlich, für eine entführte 13jährige war sie mir irgendwie zu abgebrüht. Nicht wirklich echt. Und die dritte Erzählerin hatte dann leider nicht mehr allzu viel Platz vom Autor eingeräumt bekommen. Von ihr erfahren wir eigentlich nicht viel mehr, als dass sie verzweifelt seit Jahren versucht, schwanger zu werden, und ihr Kindesentführungen total an die Nieren gehen. Von der Seite der polizeilichen Ermittlungsarbeit erfahren wir leider nicht viel. Und die private Seite nun fand ich interessant, aber viel zu kurz. Und hatte ja auch nicht viel mit dem Fall an sich zu tun. Hm. Den Part mit MacCullagh hätte man eigentlich auch ganz aussen vor lassen können.

Also, man merkt es, mich konnte dieses Buch nicht wirklich überzeugen. Es fing recht langatmig an, nahm dann an Fahrt auf, und im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse, da fährt der Autor alles auf, um Action, raffinierte Wendungen und einen Showdown nach allen Regeln Hollywoods einzubauen, aber mir war das dann echt zu gewollt und too much.

A propos Hollywood: ich hatte leider keinerlei Kopfkino, mir aber des öfteren gedacht, als Film würde das bestimmt genial funktionieren. Vorausgesetzt, man hat ein besseres Drehbuch 😉. Düsteres Setting, Kind im Keller festgehalten, dubiose Entführergestalten, eine verzweifelte Mutter, psychologische Elemente zum Miträtseln, Polizeigrosseinsätze etc. Da kann man was draus machen. Als Roman hat es für mich aber leider nicht funktioniert. Schade. Ich hab schon jetzt eine Menge enthusiastischer Rezensionen gelesen, aber ich kann mich dem nicht anschliessen. Es war nicht schlecht, für mich aber auch nichts, was ich weiterempfehle. Schade.

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