von Abi Maxwell
erschienen 2021 im btb Verlag / Randomhousegruppe
Link zum Buch
„Henrietta ist eine lebenshungrige junge Frau, die auf einer Farm in den Wäldern New Hampshires aufwächst. Elspeth ist 150 Jahre früher, Mitte des 19. Jahrhunderts, aus Schottland an ebendiesen Ort gekommen. Und doch verbindet die beiden mehr als dieser Zufall. Beide geraten in Konflikt mit den Moralvorstellungen ihrer Zeit. Beide verschwinden aus dem Leben ihrer Familie. Und beide hinterlassen eine schmerzliche Lücke im Leben ihrer jüngeren Schwestern. Diese versuchen zu verstehen, was mit ihrem Geschwister geschehen ist. Denn tief in ihrem Inneren wissen sie, dass sie selbst nicht ganz frei von Schuld sind.“
Den Klappentext fand ich spannend, und somit hatte ich das Buch schon länger auf meiner Wunschliste. Ich hab ein Faible für Geschichten über starke Frauen, die an starren Konventionen eher wachsen als zerbrechen. Und das war auch meine Erwartungshaltung an den Roman: ich habe starke Heldinnen erwartet. Tja, und leider nicht wirklich bekommen.
Das Buch ist in verschiedene Teile gesplittet. Es fängt an mit Jane, Henrietta jüngerer Schwester, die aus der Ich-Perspektive erzählt. Sie war 12, Henrietta 15, in dem Jahr, als Henrietta verschwand. Die beiden sind eher Einzelgängerinnen, beide ohne rechten Freundeskreis, und Jane sehr auf die ältere Schwester fixiert, die in diesem Sommer ihre erste Liebe trifft und ihre Sexualität entdeckt. Das Elternhaus ist eher dysfunktional; die Mutter eine verkappte Künstlerin, die den ganzen Tag sich in ihrem Atelier einschliesst, und der Vater schmeisst den Rest, ist aber auch irgendwie seltsam abwesend. Ja, man hört es schon raus, ich konnte mit Jane nichts anfangen, und Henrietta erschien mir auch irgendwie ätherisch, introvertiert und pubertär-zickig. Das darf man in dem Alter prinzipiell auch gerne sein, aber es kam für mich überhaupt nicht sympathisch rüber, ich konnte zu keiner der Schwestern eine positive Beziehung aufbauen, und dann wird ein Roman für mich schnell anstrengend.
Im zweiten Teil geht es um Elspeth, die 150 Jahre früher lebte. Das ist jetzt so die Geschichte in der Geschichte, denn Elspeth und ihre Familie sind so das Thema von Jane und Henriettas Gute-Nacht-Geschichte gewesen. Elsbeth, ihre Familie und die Kojoten (!) werden von den Schwestern mythologisch hochstilisiert, und ich konnte mit dieser „Geschichte in der Geschichte“ gar nichts anfangen. Ich mach‘s kurz, der Teil hat mich so gelangweilt, den habe ich nur quergelesen und überschlagen.
Dann geht es weiter, Teil 3 berichtet von Henrietta, denn die ist zwar für ihre Familie für die nächsten knappen 2 Jahrzehnte verschollen, aber sie ist nur umgezogen. Und irgendwann im 5. Teil fügt das Schicksal Jane und Henrietta wieder zusammen.Tja, ich spoiler jetzt mal, Henrietta war schwanger und hat sich daher vom Acker gemacht und ein neues Leben aufgebaut. Und das hat sie tatsächlich auch recht gut hingekriegt, Chapeau, sie hat sich tatsächlich nicht unterkriegen lassen, und der erwachsenen Henrietta zu folgen, war dann auch wieder etwas interessanter als die ätherisch-pubertäre Henrietta zu begleiten, aber so richtig konnte mich die ganze Geschichte nicht mehr packen. Die Figuren blieben mir allesamt fremd.
Dadurch, dass der erste Teil völlig aus der Sicht der kleinen Schwester geschrieben war, bekommen wir erstmal auch nur das mit, was Jane als 12jährige wahrgenommen hat. Ihre damalige Sicht der Dinge also. Und diese Sicht war nicht unbedingt das, was wirklich war – es gibt dann durchaus noch ein paar Überraschungen im Laufe des Romans, aber irgendwann hat mich das alles nicht mehr so richtig interessiert.
Hinten auf dem Cover steht ein Zitat der Washington Post: „Ein mitreissender, geradezu magischer Roman.“, und ganz ehrlich, mich hat es null mitgerissen, und magisch? Die früheren Zeiten (also Elspeth & Co anno dazumal) wurden magisch verklärt, und Jane, die sich nach dem Verschwinden ihrer Schwester teilweise völlig in sich zurückzieht, ja, die hatte ihre Momente, wo sie in irgendwelche mythischen Welten abgedriftet ist, aber von Magie in Sinne von Charme und Verzauberung habe ich nicht viel festgestellt.
Nun ja, lange Rede, kurzer Sinn, das war nicht meins. Der Stil war flüssig zu lesen, und die Aufmachung des Buches hat mir von der Optik und der Haptik auch zugesagt, soviel zu den Pluspunkten.
Trotzdem: das ist jetzt nur meine subjektive Meinung, und ich bedanke mich vielmals beim Bloggerportal des Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!