von Juliet Ashton
Neuerscheinung aus dem Rowohltverlag
Immer wieder Sonntags treffen sich die Mitglieder und Freunde der Familie Piper zum Lunch, zu dem Reihum eines der Mitglieder einlädt. Die Pipers, das sind Anna, 40 Jahre alt, Dauersingle und schwanger, ihre Geschwister Neil, 44, mit Ehemann Santiago und adoptiertem Babynachwuchs, Maeve, 33, Chaotin mit Hippie-Allüren, und alleinerziehend mit Storm, sowie Josh, das Nesthäkchen im Quartett. Mit dazu gehören aber auch Grossmutter Dinkie mit ihren über 80 Jahren, Annas Ex-Mann Sam, und natürlich Luca, Annas neuer Freund. Also eine bunte Mischung, und bunt sind auch die Sonntage, an denen gelacht, geliebt, gestritten, gegessen und gelebt wird.
Die Geschichte wird aus Annas Sicht erzählt, die zu Beginn des Romans feststellt, von einem one-Night-Stand ungewollt schwanger geworden zu sein, und die sich schon beim nächsten Sonntagstreff aber neu verliebt und ihr Leben neu ordnen muss.
Die Geschichte entfaltet sich Sonntag für Sonntag, jedes Kapitel ist ein Sonntagslunch, und so werden nach und nach auch die jeweiligen Gastgeber näher vorgestellt, und es zeigt sich, dass fast alle Mitglieder des Clubs irgendein Geheimnis mit sich herumtragen, das ihnen das Leben schwer macht.
Was sich nach einer relativ leicht daher plätschernden Geschichte anhört, hat teilweise rasante Nebenplots und Entwicklungen. Bleibt aber generell auf einer eher seichten Ebene.
Ich muss ein bisschen näher erklären: Der Schreibstil ist flott und humorvoll, das Buch liest sich in einem Rutsch weg. Auch die eher unspektakulären Kapitel, in denen nicht viel passiert, sind sehr flüssig und ansprechend geschrieben. Das muss man als Autor erst mal können. Allerdings ist in anderen Kapiteln dermassen viel reingepackt, dass es einen erschlägt. Nach und nach decken alle Familienmitglieder ihre Leichen im Keller auf, und Achtung Spoiler, von Teenagerschwangerschaften mit Zwangsadoption über Outing als Transgender bis hin zu häuslicher Gewalt ist alles dabei. Den homosexuellen ältesten Bruder nicht zu vergessen. Das alles auf knapp 400 Seiten. Viel Stoff, aber kein Platz für Entwicklungen. Alles wird nur angerissen. Und ist deshalb nicht wirklich glaubhaft. Wie kann es sein, dass man sich anscheinend als Familie so liebhat, dass man ständig sonntags zusammengluckt, und nicht weiss, dass die Schwester (!!) mit 16 Jahren mal schwanger war? Wie kann ich meinen Bruder lieben und mich sorgen, aber nicht bemerken, dass er ein handfestes Problem mit seiner sexuellen Orientierung hat? Oder überhaupt ein Problem hat? Einerseits happy Family, wir lieben uns alle, andererseits weiss keiner wirklich was vom anderen.
Und dann so unrealistische Szenarien wie dieses: Maeve muss mit ihrem Ex dringend das Aufenthaltsbestimmungsrecht für den Teenager-Sprössling klären. Anstatt sich mit dem Kindsvater zusammenzusetzen, schickt sie ihre grosse Schwester Anna vor, um das klären. Sie selbst wandelt mit dem neuen Lover auf Weekendtrip. Und Anna klärt die Dinge mit dem Vater beim entspannten Barbecue. Hä??? Mein Ex-Mann hätte sowas ausser mit mir persönlich allerhöchstens mit seinem Anwalt besprochen. Aber vielleicht bin ich auch diejenige, die komisch ist.
Ich glaube, der Sunday Lunch Club würde als Sitcom super funktionieren, die Dialoge sind teilweise schon witzig, und häppchenweise serviert ist das ausbaufähig. Die aufgeworfenen Fragestellungen sind auf jeden Fall interessant. Als Buch hat es für mich leider nicht wirklich funktioniert, es kratzte für mich alles nur an der Oberfläche.
Trotzdem, ich erkenne den guten Schreibstil und die Idee an sich durchaus an, daher 3 von 5 Sternen!