von Elisabeth Herrmann

erschienen beim Goldmann Verlag; Originalausgabe Edition (20. September 2023)

Link zum Buch

„Der Teegarten“ ist der Nachfolgeband vom „Teepalast“, den ich im letzten Jahr schon verschlungen habe. Kurz zur Erinnerung; im ersten Teil ging es um das abenteuerliche Leben der Ostfriesin Helene Vosskamp, die sich im 19. Jahrhundert aus bitterer Armut zur Besitzerin einer Teeplantage im indischen Darjeeling hochgearbeitet hat und in Bremen Eintritt in die gehobene Gesellschaft bekam. Der Teepalast ist der Name ihres Teehauses, das erste Haus am Platz.

Man muss den ersten Teil nicht gelesen haben, um im zweiten Teil klarzukommen, beide Bücher sind in sich abgeschlossen, aber natürlich ist es nett, die Vorgeschichte zu kennen.

Wir sind im zweiten Teil der Saga bei Bettina, ihrer Enkelin und starten im Jahre 1874. Schon der Einstieg ins Buch ist fulminant, im Prolog begleiten wir die kleine Bettina, die mit 11 Jahren von Zuhause ausreißen will und sich zu ihrer geliebten Oma nach Indien durchschlagen will. Die Sache geht natürlich schief, die Polizei begleitet die Ausreißerin nach Hause, aber der Ton ist gesetzt: Bettina hat ihren eigenen Kopf und möchte die Welt sehen.

Einige Jahre später erbt Bettina „Brennys Garden“, die Teeplantage ihrer Großmutter und möchte ihr Lebenswerk bewahren. Bis es aber dazu kommt, sind noch einige Hindernisse und Katastrophen in Bremen zu überwinden. Tatsächlich sind wir von den 717 Seiten, die der Roman fasst, knapp das erste Drittel in Bremen, und erleben den Niedergang des Handelshauses Vosskamp, und die zweite Hälfte spielt dann in Darjeeling. Bettina übernimmt als alleinstehende Frau die Plantage und muss sich nicht nur gegen Naturkatastrophen und wirtschaftliche Nöte durchsetzen, sondern auch in einer von Männern dominierten Welt ihren Weg finden. Und nicht zu vergessen: das britische Empire regiert, und mit ihm die Rassengesetze, die die Inder in ihrem eigenen Land zu Menschen zweiter Klasse degradierten.

Soviel erstmal zu Handlung; mehr wäre spoilern 😉.

Mein Leseeindruck: Ich fand es erneut große Klasse. Mit Bettina gab es wieder eine Heldin zum mitfiebern, das war wirklich super. Die Autorin schreibt gewohnt flüssig und bildhaft, und sie versteht es, die Atmosphäre sowohl im upper-class-Bremen als auch in Indien fesselnd zu beschreiben. Ich habe das Buch an einem Wochenende durchgelesen und habe ansonsten nicht viel anderes getan 😊.

Natürlich ist die Story Fiktion – wenn sich in Bremen die Ereignisse überschlagen, die die Vosskamps in den Ruin treiben, habe ich mir manchmal gedacht, okay, das ist gerade ein bissel over the top; und natürlich war es auch ein wenig übertrieben, wie sich Bettina in Indien gegen wirklich alle Widerstände mausert und ihr Erbe rettet – aber hey, egal, ich war allerbestens unterhalten. Das war ein farbenprächtiger Roman um eine toughe Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt. Es gab die großen Emotionen, es ging um Familie, Freundschaft und Verrat, andeutungsweise auch die Liebe, und um den moralischen Kompass. Ich wiederhole mich, ich war begeistert, und vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung? Der Epilog lässt hoffen….!

Lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!

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Das sagt der Verlag (entnommen amazon.de):

Bettina Vosskamp ist die letzte Erbin des einst so mächtigen Handelshauses Vosskamp. Um den Bankrott ihrer Familie abzuwenden, soll sie den reichen Widerling Gottfried von Püsken heiraten und das Letzte opfern, was ihr noch bleibt – eine Teeplantage in Indien. Allen Widerständen zum Trotz gelingt es ihr, Bremen zu verlassen und in Darjeeling neu anzufangen. Doch der Preis, den sie zahlen muss, ist hoch, denn bald ist nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Herz in Gefahr.

Scott Ewan hat als charismatischer Tea Manager die Plantage „Brennys Garden“ geleitet und macht Bettina ein höchst unmoralisches Angebot: eine Scheinehe, durch die sie ihre Freiheit und er die Plantage bekommt. Was als berechnender Vorschlag beginnt, wird mit einem Mal viel mehr. Aber das Schicksal und Bettinas Hochmut machen aus diesem Plan eine tödliche Bedrohung.

Finn, ein Bremer Gassenjunge, stiehlt nicht nur ein kostbares Erbstück aus Bettinas Haus, er bringt Bettina als Kind auch noch in den Ruf, selbst die Diebin zu sein. Und doch spürt sie an seiner Seite zum ersten Mal, was Freiheit bedeuten könnte, und behält diesen Moment ihr Leben lang im Herzen. Auch wenn Finn untertaucht, hat er doch etwas in Bettinas Seele hinterlassen, das sich viele Jahre später wieder in Erinnerung bringt – zusammen mit ihm.

Casper Groth, der Contorist, der schon für Bettinas Großmutter gearbeitet hat, ist der Einzige, der den drohenden Bankrott der Vosskamps kommen sieht. Im Geheimen entwickelt er eine revolutionäre Idee: eine Hurenbank. Seine Verbindungen zu Bremens Rotlichtmilieu sind so gut gehütet wie das Geheimnis, wie die Vosskamps zu ihrem Reichtum kamen. Er allein glaubt an Bettina, und gemeinsam mit der Prostituierten Paula ermöglicht er ihr die Flucht nach Indien.

Jacob, der indische Sekretär und Übersetzer auf Bettinas Teeplantage, ist nicht nur ein verwirrend gutaussehender Mann. Er kommt Bettina über die gemeinsame Arbeit auch gefährlich nahe, und sie kann sich seiner Anziehungskraft kaum entziehen. Sie ahnt, dass er das Gleiche empfindet, auch wenn er sich ihr gegenüber abweisend verhält. Als sie begreift, dass schon der Verdacht einer Beziehung fatale Folgen haben könnte, ist es fast zu spät. Denn die Liebe zwischen einer Weißen und einem Inder hat im 19. Jahrhundert keine Chance. Aber wurde das nicht auch von Frauen behauptet, die eine Teeplantage führen wollen? Der Kampf um diese Liebe wird für sie zur dramatischen Zerreißprobe zwischen Pflicht und Gefühl.

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