von Nele Andersen
erschienen 2024 bei Piper digital

Klappentext: „Selbstbewusste Besitzerin eines Hotels an der Ostsee klärt in den 50er Jahren auf eigene Faust einen Mord auf.
»›Glaubst du, dass es einer von den Gästen war? Müssen wir die Tür verschließen, damit keiner gehen kann? Oder sollten wir den Saal räumen lassen, damit keine Spuren verwischt werden?«
»Du liest zu viele Kriminalromane, Eva. Überlassen wir das der Polizei.‹«
Ein Filmdreh in ihrem Hotel an der Ostseeküste ist für die junge Witwe Eva der Erfolg, auf den sie lange hingearbeitet hat. Doch die Freude währt nur kurz, denn während der glamourösen Abschlussgala stirbt einer der Ehrengäste.
Zu Evas Überraschung findet sie sich selbst ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Doch sie ist eine moderne Frau und lässt sich nicht entmutigen. Zum Leidwesen des ermittelnden Kommissars Paul Matthiesen nimmt Eva die Sache selbst in die Hand und beginnt mit eigenen Nachforschungen. Schließlich steht nicht nur ihr guter Ruf auf dem Spiel, sondern auch der ihres geliebten Hotels – und Pauls Versuche, sie aus den Ermittlungen herauszuhalten, sind eher ein Ansporn für die unabhängige Eva.“
Nele Andersen ist eines der Pseudonyme der Autorin Nicole Knoblauch, die ich sehr schätze, und wo ich eigentlich immer gerne spontan zugreife, egal, welches Genre sie auch gerade herausbringt. Also nun ein Ostsee-Krimi, ein „cozy crime“. Wir sind in den 50ern, in einer Ostseekleinstadt, und wie der Klappentext schon beschreibt, die junge Witwe Eva steht im Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. In ihrem Hotel gehen gerade Dreharbeiten zu Ende, und Eva erhofft sich durch die Publicity des Filmes auch einen Aufschwung für ihr Hotel. Bei der Abschlussgala des Filmteams nun bricht einer der Gäste tot zusammen…..war es Mord? Eine Vergiftung? Oder doch nur ein Unfall? Auf jeden Fall ein unschönes Ende der Veranstaltung, und Eva befürchtet, dass ihr ein unaufgeklärter Mord in ihrem Hotel gehörig das Geschäft vermasseln wird – und so findet sie es eine gute Idee, der Polizei bei ihren Ermittlungen behilflich sein zu wollen. Interessante Note nebenbei: der ermittelnde Kommissar stellt sich als alte Jugendbekanntschaft heraus…. 🙂 Und außerdem: ihre Mithilfe kann nur von Vorteil sein, denn schließlich kennt sie die Leute vor Ort besser als Ermittler aus Kiel, oder? Und auch wenn Paul, der Polizist, das gar nicht so gerne sieht, Evas Riecher soll sich als gar nicht so schlecht erweisen 🙂
Mein Leseeindruck: Das war ein relativ kurzer, aber netter Lokalkrimi. Die Autorin kann einfach sehr gut schreiben, ihre Romane lesen sich allesamt flott weg, und man ist immer sofort im Geschehen drin. Nele Andersen erweckt die Atmosphäre der 50er perfekt zum Leben: die Aufbruchsstimmung, das Moderne nach dem Krieg, aber auch immer noch das vorherrschende Patriarchat, unter dem selbstbewusste Frauen wie Eva zu kämpfen haben. Ich fand, das war ein interessant gezeichnetes Sittenbild der damaligen Gesellschaft. Und auch das Ostsee-Strandbad-Kleinstadtfeeling kam gut rüber.
Was mich nicht ganz so gepackt hat, war der Fall an sich. Ja, es waren klassische Ermittlerarbeiten und Befragungen der Familie und Verdächtigen vor Ort, und ja, es war witzig, wie Eva und Paul so ein wenig umeinander herum navigiert sind und sich vorsichtig näher gekommen sind, aber so richtig spektakulär war es nicht. Und das Ende kam mir ein bisschen hopplahopp daher. So nach dem Motto, jetzt muss das Büchlein zu einem Ende kommen, jetzt aber hurtig eine Auflösung aus dem Hut gezaubert. Und ja, mit der Auflösung habe ich tatsächlich null gerechnet (was ja immer gut ist), aber so wirklich glaubwürdig fand ich es nicht. Und auch das Ende mit Eva und Paul hat mich nicht recht überzeugt. Es hat gepasst – Eva ist eine unabhängige Frau und will es auch bleiben – aber dann irgendwie hat es auch nicht so recht gepasst. Hmmmmm. Lässt mich ein wenig ratlos zurück.
Also, was soll ich sagen, die ausgewiesenen Liebesromane der Autorin haben mich mehr überzeugt :-). Dennoch, ich war gut unterhalten und verteile 4 Sterne.
Das ist das Leid, wenn die Autoren ihre eigenen Maßstäbe so hoch aufhängen, dann ist man als Leser schon von Kleinigkeiten enttäuscht.
Herzlichen Dank an den Verlag und an Netgalley für das Rezensionsexemplar!