von Andreas Storm

erschienen Kiepenheuer & Witsch eBook; 1. Edition (17. August 2023)

Link zum Buch

Der Kunsthistoriker und Privatermittler auf eigenen Wegen Lennard Lomberg ist wieder am Start 😊. Im ersten Band „Das neunte Gemälde“ war ich schon begeistert gewesen, und habe mich nun auch sehr über den Nachfolgeband gefreut.

Kurz zum Inhalt; es geht auch hier wieder um die Jagd nach Beutekunst. In den 1920ern in Madrid entstanden und seit Jahrzehnten vermisst wird ein surrealistisches Gemälde, das Tormenta en ciernes, einer spanischen Künstlerin, auf dem unter anderem Dali portraitiert ist. Im Jahr 2016 nun wird mit diesem Bild der deutsche Verteidigungsminister Franziskus Ritter in Verbindung gebracht, und es droht ein Skandal: wie kommt Beutekunst in den Besitz eines hochrangigen Ministers? Lennard Lomberg ist Inhaber einer Agentur, die sich auf das Auffinden verschollener Kunstwerke spezialisiert hat, und wird eingeschaltet. Er soll das Bild finden, dass mittlerweile aus einem Hotel gestohlen wurde. Und Lomberg ist nicht der Einzige, der sich für das Gemälde interessiert: außer ihm ist auch ein kanadischer Kunstdetektiv involviert, der sein eigenes Spiel spielt.

Lombergs Ermittlungen führen ihn schnell ins spanische Granada, und bald ist klar, um die Provenienz des Gemäldes ranken sich übelste politische Intrigen, die von den Folterkellern der Franco-Diktatur bis in Bonner Ministerien reichen. Gemeinsam decken Lomberg, seine Freundin Sina Röhm, der Leiterin des Dezernats für Kunst- und Kulturgutkriminalität beim BKA.  seine Tochter Julie im Back-Office und sein Mentor Peter Barrington dunkle Machenschaften auf, „voller politischer Intrigen und persönlicher Konflikte“, wie der Klappentext ankündigt.

Mein Leseeindruck: Es war wieder spannend. Die Story war fesselnd, und voller ungeahnten Twists.  Der Autor hat hier mehrere zeitliche Erzählstränge abwechselnd ausgebaut; einmal sind wir 2016 bei der aktuellen Jagd auf das Gemälde, aber dann gibt es immer wieder Rückblicke in die Entstehungszeit des Bildes, als auch in die 50 /60er Jahre zu Zeiten der Franco Diktatur. Das fand ich einerseits gut gemacht, andererseits muss ich zugeben, es waren hier echt viele Protagonisten unterwegs, dass mir manchmal die Übersicht abhanden ging. Im Anhang gibt es ein Personenregister, das war hilfreich. Ich habe das e-book gelesen, und wann immer jemand Neues auf der Bildfläche erschienen ist, gab es einen Hyperlink zum Personenverzeichnis – das war echt gut und clever. Habe ich so noch nie bei einem e-book gehabt, daher muss ich das positiv erwähnen. Da hat sich mal jemand Gedanken gemacht. Aber ja, es war ein bisschen too much, ich bin teilweise ein wenig ins schwimmen gekommen. Einmal ob der vielen Charaktere, aber auch ob des geschichtlichen Kontexts. Vor allem, weil ich nicht wirklich viel Ahnung von der Franko-Diktatur habe und die historisch-politischen Zusammenhänge, sprich die deutsch-spanische gemeinsame Vergangenheit, nicht gut kannte. Der Autor hat mir mit diesem Buch diesbezüglich eine intensive Nachhilfestunde gegeben, aber mir war das teils zu komprimiert – too much information auf zu wenig Seiten. Ich hätte gerne etwas weniger geschichtlichen Kontext gehabt und vielleicht auch ein, zwei Leutchen mit ihren Nebensträngen weniger; das wäre für mich stringenter gewesen. Wenn ich beim Lesen eine Pause eingelegt habe, musste ich echt immer die letzten 1, 2 Seiten nochmal lesen, um wieder reinzukommen.

Ich finde es immer gut, wenn ich durch Romane meine Geschichtskenntnisse aufbessere, aber hier war es für meine Verhältnisse ein wenig zu viel. Es war einfach zu komplex.

Okay, nichtsdestotrotz: spannender Fall, coole Hauptfiguren, jederzeit ein hohes Spannungslevel, und viel Humor. Ich mag den Stil des Autors. Intelligent-witzig; stellenweise ironisch, manchmal eher schwarzer Humor, einfach gut und pointiert. Das hat dann wieder vieles für mich rausgehauen.

Hat Spaß gemacht!

Vielen Dank an den Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar!

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Interview mit dem Autor / Quelle: amazon.de

In Die Akte Madrid geht es um die Verstrickungen zwischen Franco-Diktatur und Drittem Reich sowie der BRD. Was hat dich an dem Stoff besonders interessiert?

Es geht um höchst unheilvolle Allianzen und um handfeste Verbrechen. Im Geschichtsbewusstsein hierzulande sind diese, erstaunlicherweise, kaum mehr präsent. Das fand ich besonders reizvoll, denn Deutsche und Spanier verbindet eben nicht nur der jährliche Mallorca-Urlaub, sondern auch eine gemeinsame Geschichte voller politischer Abgründe. Mir erschien das als geradezu ideales Terrain für den zweiten Lomberg, der wiederum eine fiktionale Story entlang von historischen Fakten erzählt. Und genau das macht die Lomberg-Reihe ja aus.

Im Mittelpunkt des Falls steht ein sagenumwobenes Gemälde. Was ist darauf zu sehen und warum ist das wichtig?

Es handelt sich um ein 1928 entstandenes Porträtgemälde mit dem Titel Tormenta en ciernes, übersetzt: Ein Sturm zieht auf. Es zeigt Salvador Dalí, Luis Buñuel und Federico García Lorca im Café Gijón von Madrid. Geschaffen wurde es von der schillernden Künstlerin Alma Arras. 1943 fällt es den Requirierungen des Franco-Regimes zum Opfer, bleibt bis ins Jahr 2016 verschollen, taucht plötzlich wieder auf – und wird direkt wieder gestohlen. Das wiederum ruft gleich mehrere Akteure auf den Plan. Ein Sturm zieht auf.

Was macht die Ermittlungen für Lennard Lomberg und Kriminalrätin Sina Röhm so heikel?

Bei ihren Ermittlungen müssen die beiden sprichwörtlich in die Folterkeller der untergegangenen Franco-Diktatur hinabsteigen. Allein das ist schon heikel genug, finden sich dort doch Spuren, die direkt nach Deutschland führen – und zwar nicht nur in die Nazizeit, sondern auch in die junge Bonner Republik. Heikel ist außerdem, dass Tormenta en ciernes einen mächtigen Mann in Bedrängnis bringt – den deutschen Verteidigungsminister. Und dann gibt es noch ein ganz persönliches Motiv, das Lomberg antreibt. Mehr will ich aber nicht verraten.

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