von Tom Hillenbrand

erscheint im September 2023 bei Kiepenheuer & Witsch eBook

Link zum Buch

„Die aufregende Jagd nach der verschwundenen Mona Lisa im Paris der Belle Époque – ein historischer Roman voller Intrigen, Kunst und Kultur!“ sagt der Verlag, und dem stimme ich voll zu.


Wir sind im Jahre 1911, und die Mona Lisa, La Jaconde , ist aus dem Louvre gestohlen worden. Da die Sicherheitsvorkehrungen gelinde gesagt sehr mäßig waren, war der Coup nicht schwer – aber gerade das macht es dem ermittelnden Commissaire Lenoir umso schwerer. Der Fall erregt weltweit Aufsehen, das Bild kann überall sein, und Lenoir muss Ergebnisse zeigen. Die Ermittlungen führen in die aktuelle Kunstszene, und so treffen wir Leser auf Pablo Picasso, den aufstrebenden jungen spanischen Maler, der leider so modernes Zeug fabriziert, mit dem nicht nur Lenoir nichts anfangen kann; dann gibt es die Ausdruckstänzerin Isadora Duncan, deren neueste Liebhaberin Verbindungen zur Anarchisten-Szene hat, und und und.
Paris ist der Nabel der Welt, und auf der Suche nach der verschwundenen Mona Lisa entführt uns der Autor in die Künstlercafes rund um den Montmartre, in die Oper, in Spelunken an der Place Pigalle und somit ins pralle Leben.

Das Spezielle an diesem Roman ist es, dass hier echte historische Fakten und Personen die Hauptrollen haben, und wir hier sehr gekonnt eine Variation der damaligen Geschehnisse präsentiert bekommen, die genau so hätte sein können. Oder – eben auch nicht 😊. Und dadurch, dass (heutzutage weltberühmte) Künstler wie eben Picasso, Matisse, Duncan oder auch der Dichter Guillaume Apollinaire die Protagonisten des Krimis sind, bekommt alles nochmal seinen ganz eigenen Charme.

Sehr gekonnt ist hier der Zeitgeist der ausgehenden Belle Époque eingefangen worden, für mich waren die Atmosphäre und das Setting perfekt dargestellt. Das hat richtig Spaß gemacht! Mit knapp 500 Seiten ist das Werk recht dick, aber keine Minute langweilig, ich bin durch die Seiten geflogen. Ich zitiere hier nochmal den Verlag: „Dieser historische Roman ist gleichzeitig Detektivroman und Gemälde einer Ära, in der Paris das Zentrum der Welt war.“ – genauso 😉!

Ja, wie gesagt, ich fand den Roman klasse, aber er ist natürlich auch ein wenig „special interest“. Man muss schon ein wenig Bezug zur Kunst haben und speziell auch historische Kriminalfälle / Kriminalromane mögen. Wer da Bezug zu hat: bitte unbedingt dieses Buch lesen😊!

Ich bedanke mich beim Verlag und bei Netgalley für das Rezensionsexemplar, es war mir ein Vergnügen!

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Interview mit dem Autor / Quelle Amazon.de:

Nach „Der Kaffeedieb“ ist „Die Erfindung des Lächelns“ ihr zweiter historischer Roman. Was reizte Sie am Paris des Jahres 1911 und dem Schauplatz Louvre?

Für mich gibt es keine faszinierendere Epoche dieser Stadt. ‚Paris war, wo sich das 20. Jahrhundert befand’, hat Gertrude Stein gesagt, und das stimmt. Das war damals wirklich die Hauptstadt der Welt, literarisch, künstlerisch, modisch, technologisch. Alle waren sie dort, von Picasso bis Poincaré, von Curie bis Strawinsky.

Die Stadt muss eine wahnsinnige, magnetische Energie besessen haben. Gleichzeitig gab es viel Gewalt und Elend. Straßengangs, so genannte Apachen, terrorisierten die Vorstädte, anarchistische Revolutionäre sprengten Banken in die Luft. Gleichzeitig wurden in den Folies Bergères dekadente Feste gefeiert.

Auch der Louvre war ein einziger Widerspruch. Ehemaliger Königspalast und Sammlung erlesenster Kunst. Gleichzeitig war der ganze Laden verrottet, überall tropfte es durch die Decke. Die Museumswächter waren größtenteils kriegsversehrte Alkoholiker. Die Leute fragten sich, ob nicht irgendwann mal jemand ein teures Gemälde klauen würde. Und genau das ist dann passiert.

Im Zentrum steht ein Verbrechen. Worum geht es?

Es geht um den Diebstahl der Mona Lisa oder wie sie in Frankreich heißt: La Joconde. Im Sommer 1911 verschwand das Bild aus dem Louvre. Schnell wurde klar, dass der Dieb einfach reinmarschiert war, die Joconde von der Wand genommen hatte und wieder hinausspaziert war. In dem fraglichen Saal war nicht mal ein Wächter gewesen.

Das verursachte einen weltweiten Aufruhr. Das berühmteste Museum der Welt wurde zum Gespött der Presse. Das gleiche galt für die Polizei, die keinerlei Spur besaß. Eine Schande für das stolze Frankreich!

Erst zwei Jahre später tauchte die Mona Lisa wie durch ein Wunder in Florenz wieder auf. Was dazwischen mit dem Gemälde geschah, weiß man bis heute nicht genau. Das fand ich schade. Deshalb habe ich mir eine Lösung ausgedacht.

Was macht den Raub der „Joconde“ so besonders?

Bevor die Mona Lisa gestohlen wurde, war sie allenfalls Kunstliebhabern bekannt. Zum berühmtesten Gemälde der Welt wurde sie erst durch den Raub oder anders gesagt: Erst durch ihr Verschwinden wurde sie allgegenwärtig.

In gewisser Weise war die Joconde das vielleicht erste Meme der Geschichte. Dass es damals überhaupt keine Spur gab, beflügelte die Fantasie der Leute. Es kursierten Postkarten mit der Mona Lisa vor der Freiheitsstatue, Unterschrift: “Sie ist überall.” Andere Bilder zeigen sie in einem Fiaker, der Kutscher sah aus wie Leonardo da Vinci. Es gab Mona-Lisa-Chansons, sogar ein Mona-Lisa-Abführmittel – Mona-Mania allerorten!

Montmatre

In „Die Erfindung des Lächelns“ schöpfen Sie aus dem Vollen: es geht um Malerei, Kunst, Literatur, die Kunstszene, Mode und nicht zuletzt um Täuschung,

Fälschung und um große Geheimnisse. Wie haben Sie recherchiert und wie viel Spaß hatten Sie dabei?

Schon lange hat mir keine Recherche mehr so viel Freude bereitet. Natürlich war ich in Paris und habe mir alle Schauplätze angeschaut, außerdem Biografien und Geschichtsbücher gelesen. Aber besonders gut erschlossen hat sich mir das Paris der späten Belle Epoque durch zeitgenössische Fotografien und durch Gemälde von Paris-Chronisten wie Lautrec, Béraud oder Pissarro. Die fangen die damalige Stimmung in einer Weise ein, wie es Fotos kaum vermögen.

Außerdem habe ich mich wahnsinnig in einige der Figuren verliebt und sehr viel darüber nachgedacht, wie sie vielleicht mit der Geschichte zusammenhängen könnten. Was ist zwar aberwitzig, aber dennoch vorstellbar? Vor allem Picasso und Apollinaire sind mir ans Herz gewachsen.

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