von Louise Candlish

erschienen im btb Verlag (13. September 2023)

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Hier klang der Klappentext echt verheißungsvoll: „Stell dir vor, du kommst nach Hause, und da wohnt eine andere Familie.“ – das ist das, was Fiona in London in einem gutsituierten Viertel passiert. Sie kommt nach einer Dienstreise heim, und da stehen die Umzugswagen vor ihrer Tür. Ein fremdes Ehepaar zieht gerade ein, und behauptet, das Haus gekauft zu haben. Von Fionas ganzem Hausrat keine Spur mehr, und auch Bram, ihr Ex, mit dem sie aber noch abwechselnd das Haus bewohnt, ist nicht auffindbar. Fiona steht kurz vorm Herzinfarkt, und, ich zitiere noch mal kurz die Buchrückseite, „mit jedem Schritt, den sie unternimmt, versinkt sie tiefer in einen Alptraum aus Verrat, Verbrechen und Lebenslügen.“.

Also, klang gut. Ist laut Ankündigung auch ein Bestseller aus England und wurde gerade als ITV-Serie verfilmt. Und jetzt komm ich: das war nix. Zumindest nicht für mich.

Ich hole mal etwas weiter aus. Die Geschichte wird aus diversen Perspektiven erzählt und peu a peu wird die Vorgeschichte dazu aufgerollt. Und wie das gemacht ist, ist eigentlich ganz schick: wir haben einen auktorialen Erzähler, der mit der Berichterstattung am Freitag, den 13. (sic!) Januar 2017 um 12:30 anfängt, just als Fiona meint, nach Hause zu kommen; dann gibt es die Berichterstattung aus Fionas Ich-Perspektive, die ihre Story im Nachhinein in einem True-Crime-Podcast minutiös erzählt, dann haben wir ein paar Twitter-Kommentare zu den jeweiligen Podcastfolgen (und das fand ich echt witzig), und dann erzählt Bram tagebuchmässig ebenfalls seine Geschichte und seine Beweggründe. Ach ja, und dann gibt’s immer mal wieder eingestreut kurze Presseberichte. Also, diese Art zu erzählen fand ich irgendwie clever, und ich bemühe mich, möglichst auch alles, was ich positiv fand, aufzuzählen.

Tja, aber die Story, die sich dann entfaltet hat, hat mich nach relativ kurzer Zeit überhaupt nicht mehr gepackt. Es wurde durchgängig wirklich minutiös, detailgetreu und jeden Pups analysierend erzählt. Das war echt, wie sagt man so schön, TMI – too much information. Vor allem, weil eigentlich gar nicht so viel passiert ist. Der Knaller-Betrug, der Fiona um ihr Haus gebracht hat, war meines Erachtens der einzige Knaller, und ich dachte, da würde noch viel mehr kommen. Wie sag ich es jetzt, ohne zu spoilern? Göttergatte Bram war halt nicht wirklich, was Fiona so dachte. Der gute Mann hat sich von einer Sch**** in die nächste geritten, und irgendwann sah er keinen anderen Ausweg, als seine geliebte Frau zu hintergehen. Hm. Irgendwie bedauerlich, aber nicht so der „Alptraum aus Verrat und Verbrechen“, den ich erwartet hatte. Der gute Bram ging mir relativ bald relativ extrem auf die Nerven und hat mich nicht mehr so wirklich interessiert.  Und Fiona? Lebte in ihrer Traumwelt. Kann ich nicht anders sagen. Und somit hat sie mich irgendwann auch nicht mehr interessiert.

Der Roman ist knappe 500 Seiten lang, und man hat tatsächlich bei einer Verfilmung eine ganze Serie draus gemacht. Das ist so typisch für die heutige Art und Weise, Serien zu produzieren. Es wird in Echtzeit erzählt, alles überdramatisiert, und jede Nichtigkeit verdient epische Aufmerksamkeit. Ich habe die Verfilmung nicht gesehen, aber ich kann es mir gut vorstellen. Ich habe es schon oft genug entnervt bemängelt, wenn aus einer einzigen Romanvorlage 5 Staffeln Endlos-Tralala werden. Leider gehöre ich noch zur Generation Spielfilm: ich will Anfang, Handlung, abgeschlossenes Ende, und bitte in 90 Minuten. Bezogen auf dieses Buch hier: 250 Seiten hätten gereicht, dann wäre es auch spannend geblieben.

Der Schreibstil war flüssig und das Ganze lies sich flott weg lesen – das hat es mir erleichtert, die zweite Hälfte nur noch zu überfliegen, ohne wirklich etwas zu verpassen. Zum Ende hin gibt’s tatsächlich noch mal einen Plot-Twist, der hat mich kurzfristig doch noch mal interessiert, aber irgendwie war ich schon mental weg.

Sorry. Ich verteile 2 von 5 Sternen. War nicht meins.

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