von Rob Lampe

 

Nina Schmidt will Senatorin in Hamburg werden. Der Wahlkampf geht in die letzte heisse Phase, und Nina  – jung, intelligent. Alleinerziehende Mutter  und politisch hoch motiviert – hat beste Chancen auf den Sieg. Bis ihr eines Tages unverhofft in einer TV-Sendung Sven Mehnert gegenübersitzt, der Mann, der sie vor Jahren als junges Mädchen brutal vergewaltigt hat und der nun ebenfalls in Hamburgs öffentlichem Leben mitspielen will. Vor laufender Kamera macht er ihr ein Angebot für eine zukünftige Zusammenarbeit für soziale Projekte.

Nina wird durch Svens Auftauchen völlig aus der Bahn geworfen, und muss sich den Geistern und Traumata ihrer Vergangenheit stellen. Nicht ganz einfach, wenn man damals das Verbrechen nicht angezeigt hat, und der Vergewaltiger von damals nun so tut, als mache er ihr den Hof.

Dies ist die Ausgangssituation in Rob Lampes neuem Hamburg-Krimi, dem dritten in der Reihe um den Hamburger Staranwalt Adalbert von Gerte, besser bekannt als dem schönen Bertie, der nun auch Nina als Berater, Anwalt und Freund in der scheinbar ausweglosen Lage zur Seite steht.

In „Die Senatorin“ erzählt der Autor aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen zeitlichen Ebenen das Verbrechen von damals, und das Aufreissen und Verarbeiten dieser Wunden im Heute. Und soviel sei gesagt, ohne zu spoilern, Nina ist nicht mehr nur das Opfer, sondern schafft es ziemlich effektiv ihr Leben wieder in Griff zu bekommen. Mehr zum Inhalt kann ich leider nicht erzählen, ohne die Spannung zu nehmen, denn spannend und wieder sehr rasant geschrieben ist das Buch auf jeden Fall! Ich mag den lebendigen Stil des Autors, die realitätsnahen spritzigen Dialoge, und den teilweisen schwarzen Humor.

Faszinierend auch, wenn aus der Ich-Perspektive von Sven geschrieben wird, und der Leser einen Einblick in die Gedankenwelt eines Sexualstraftäters bekommt, der nach aussen hin ein braves Leben führt. Das kam mir sehr realitätsnah vor – und das machte es erschreckend.

Das Buch lässt sich auch ohne die Vorgängerbände zu kennen bestens lesen, aber natürlich macht es Spass, auf Bertie und andere alte Bekannte wie den vorrübergehend pensionierten Polizeipräsident Cordt Möller oder Sophia zu treffen (Sophia! Ich bin definitiv ihr Fan – ehemalige 3-fach geschiedene Millionärsgattin, jetzt Lifestyle-Bloggerin mit 3 Millionen followern – ja, sie ist nur eine Nebenfigur, aber gibt’s nicht auch Oscars für Nebendarsteller? Ich würde sie nominieren!).

Mein Vergleich zum Genre Film kommt nicht von irgendwo her, denn jedes Buch schliesst ab mit einem Abspann, und das ist echt noch mal der Genuss am Ende: in saloppem Tonfall wird noch ein Kurz-Epilog zu jedem Protagonisten gegeben, der alle offenen Fragen beantwortet, und mich mit einem Grinsen jedes Buch beenden lässt.

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