von Doris Röckle
Neuerscheinung 2021 im Emons Verlag
Konstanz, Bodensee, anno domini 1323: Ein Giftmord erschüttert die Stadt. Ein Ratsherr wird mit Arsen vergiftet aufgefunden, und für die Obrigkeit und die ganze Stadt steht schnell auch die Täterin fest: eine junge Edelfrau wird verhaftet und in den Mörderturm gesteckt. Eine allerdings glaubt nicht an ihre Schuld – Hanna, angehende Hebamme, und mit detektivischem Spürsinn begnadet, stellt ihre eigenen Nachforschungen an, und deckt schon bald einen Morast aus Intrigen, Neid, Eifersucht und Habgier auf, in dem auch ganz hochgestellte Persönlichkeiten zu versinken drohen.
Bei Krimis sollte man nicht zuviel vom Inhalt verraten, nur soviel: hier reihen sich die Überraschungen und Wendungen aneinander, und nichts ist so, wie es scheint. Der Spannungsbogen ist jederzeit hoch, und gemeinsam mit Hanna werden wir in den Alltag des mittelalterlichen Konstanz entführt. Hanna selbst ist auch eine ungewöhnliche Protagonistin. Sie ist entflohene Leibeigene, und nach damaligem Recht muss sie ein Jahr in einer freien Stadt leben, um dann Bürgerrechte zu bekommen, und ihre eigene Geschichte bietet einen interessanten Rahmen zum Kriminalfall. Es gibt hierzu wohl eine Vorgeschichte, dies hier ist Teil 2 um Hanna, aber ich bin mit diesem Teil eingestiegen, und das war überhaupt kein Problem.
Ich fand das Buch klasse zu lesen, ich liebe historische Romane, und die Autorin schreibt flüssig und spannend. Man taucht ab ins Geschehen. Ich bin mir mit der historischen Korrektheit nicht so ganz sicher, das will ich nicht verhehlen, einfach weil hier teilweise die Protagonisten aus den unterschiedlichsten Ständen bunt gemischt agieren, und dies auch sehr lässig untereinander … und das war ja nicht ganz so, dass die entflohene Leibeigene die beste Freundin der Müllersfrau war und so gut wie verlobt mit dem Knecht des örtlichen Ritters….oder dass der hohe Stadtrat mit niederem Volk zusammen Pläne schmiedet….also das nehme ich mal als dichterische Freiheit 😉, aber der Story tut’s keinem Abbruch. Davon abgesehen hatte ich Mittelalterflair, und eine wirklich gute Kriminalgeschichte, und war bestens unterhalten. Das soll jetzt nicht so klingen, als wäre es anspruchslos, ganz und gar nicht, das hier ist einfach solide, schnörkellos, gut gemacht. Punkt.
Kurz und gut: alle Daumen hoch!