von Rebecca Gable, als Hörbuch gelesen von Detlef Bierstedt

erschienen bei Lübbe Audio; 2. Aufl. 2022 Edition (13. September 2022)

Link zum (Hör)-Buch

Rebecca Gable hat noch einmal nachgelegt und einen 7. Band ihrer epischen Mittelalter- Waringham-Saga geschrieben. Witzigerweise ordnet sich dieser Band allerdings zeitlich nicht am Ende der bisherigen Geschehnisse ein, sondern ist chronologisch eigentlich als Band 2 einzustufen. Woran man aber jetzt schon merkt: jeder dieser Schmöker ist absolut eigenständig zu lesen, wir sind aber immer bei den Mitgliedern der Familie Waringham und immer mittendrin im englischen Mittelalter, ganz nahe dran an den politischen Geschehnissen der Zeiten.

Ich habe einige der Waringhambände gelesen, bzw. auch als Hörbuch gehört, und war immer begeistert. Frau Gable kann spannend und mitreißend erzählen, und sie kennt sich auch einfach in dieser Zeit aus. Sie ist nicht nur Bestsellerautorin, sondern auch Dozentin für mittelalterliche englische Literatur – also, hier ist alles perfekt recherchiert und historisch korrekt.

Kurz zum Inhalt, und hier kopiere ich mal den Klappentext rein: „England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham – dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen …“

Aber der geneigte Fan braucht keinen Klappentext – den 7. Teil einer Serie legt man sich glaube ich begierig einfach so zu. Ich habe die Hörbuchvariante geschenkt bekommen, und war voller Vorfreude. Ja, und dieses Mal war es nicht so brillant wie erwartet…..

Ich fang mal an mit dem Sprecher. Detlef Bierstedt ist eine bekannte Größe unter den Hörbuchsprechern, und ich kenne und schätze seine Hörbücher eigentlich. Aber hier war ich überrascht: hier liest er sehr sehr sehr ruhig und gemächlich und klingt – ich sag es mal ketzerisch -alt. Hat mich etwas erschrocken. Ich habe mich hier echt zum ersten Mal ertappt, dass ich gerne die Hörgeschwindigkeit erhöht hätte, aber ich habe old-school die CD-Variante gehört, und da war nix mit Geschwindigkeit einstellen. Puh. Ich fand es teilweise etwas anstrengend, hier zuzuhören.

Tja, und dann hat mich die Geschichte an sich nicht so mitgenommen wie erwartet. Der rote Faden ist die Lovestory um Lady Adela und Bedric, Sohn eines Waringhamer Leibeigenem, und die Lebensgeschichten der beiden, die sich mit der englischen Historie verwebt. Und jetzt haben wir schon mal eine weibliche Protagonistin – und dann fand ich sie recht farblos und langweilig. Bedric hatte echt eine spannende Lebensgeschichte zu bieten, vom Hörigem über die Flucht in die Stadt London, die er dem damaligem Recht zufolge nach einem Jahr und einem Tag Aufenthalt ohne erwischt zu werden als freier Mann verlassen hat, und hey, er ist so cool und mutig und ehrenwert, er wird irgendwann  – Achtung Spoiler – sogar zum Ritter geschlagen. Ich bin klar Team Bedric 😊, während Adela halt immer so ihr Leben vor sich hin gelebt hat. Wie die meisten von uns geht sie ihren vorgezeichneten Weg und ist relativ unauffällig. Ist ok – wenn man nicht gerade Hauptfigur in einem episch angelegten Roman ist, da hätte ich jetzt doch mehr Action und Persönlichkeit erwartet. Und wenn man schon eine Liebesgeschichte unter so ungleichen Voraussetzungen als roten Faden wählt, dann hätte ich hier auch bitte mehr Dramatik und Emotion. War aber nicht. Zeit ihres Lebens haben die beiden eine heimliche Liebschaft und beugen sich jeglichen äußeren Zwängen. Naja. Und das eine Mal, wo Adela etwas riskiert und Bedric aus dem Waringhamschen Kerker befreit, da wissen wir auch nicht, was das für Konsequenzen hat, denn danach gibt es einen Zeitsprung und wir hören monatelang nix mehr von ihr.

Was mir außerdem noch aufgefallen ist:  es kommt kein Roman in diesen Zeiten mehr ohne Diversity aus. Wir haben hier Menschen mit Behinderung, wir haben Homosexualität, ich hab eigentlich nur noch auf den Auftritt von Sarazenen gewartet, damit wir noch ein paar „Persons of Color“ dabei haben. Wobei ich das Thema Homosexualität im Mittelalter echt spannend finde, und hier habe ich ständig auf mehr Dramatik gewartet, aber das war leider nur ein Nebenschauplatz. Der sich zwar durch 2/3 des Romans gezogen hat, aber immer nur ganz am Rande, und das fand ich schade. Das hätte man dann auch gleich sein lassen können.

Also, ich ziehe mal ein Fazit, das „Drachenbanner“ war gut, aber nicht der große Wurf. Streckenweise war ich sehr gut unterhalten, streckenweise ist alles an mir vorbeigeplätschert. Natürlich hat Frau Gable ihre eigenen Messlatten immens hoch aufgehängt, und daran ist sie halt mit diesem Buch meiner Meinung nach nicht herangekommen.

Ich verteile 3,5 von 5 Sternen für den Roman an sich, und ziehe noch mal einen halben Stern ab, weil ich die Hörbuchvariante echt nicht so gut fand.

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Die Waringham-Reihe in der richtigen Reihenfolge:

  1. Teufelskrone (2019) » bestellen
  2. Drachenbanner (2022) » bestellen
  3. Das Lächeln der Fortuna (1997) » bestellen
  4. Die Hüter der Rose (2005) » bestellen
  5. Das Spiel der Könige (2007) » bestellen
  6. Der dunkle Thron (2011) » bestellen
  7. Der Palast der Meere (2015) » bestellen

Für Fans der Serie gibts auf der Webseite der Autorin übrigens noch so einiges an Hintergrundwissen und Stammbäumer derer von Waringham –> HIER

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