von Neal & Jarrod Shusterman
erschienen 2019 bei Sauerländer….
… und seit fast genau so langer Zeit ruht das ebook nun auch schon auf meinem ebook-Reader, Asche auf mein Haupt. Ich mag Dystopien und Endzeit-Szenarien zwischendurch ganz gerne lesen, und hier hat mich schon das düstere Cover angesprochen, plus die vielen enthusiastischen Besprechungen anderer Blogger. Was ich allerdings erst festgestellt habe, als ich anfing zu lesen: Das hier ist ein ausgewiesenes Jugendbuch, und hat sogar einen Jugendliteraturpreis gewonnen. Und ich hatte eigentlich „erwachsene“ Belletristik erwartet. Okay, aber nun habe ich mich endlich an den Roman gemacht, und muss sagen, er ist gut. Als Jugend-Abenteuerroman sogar herausragend, ich hätte das Buch als Teenager wahrscheinlich gefeiert.
Aber erstmal zum Inhalt: Wir sind in Kalifornien, und das Wasser geht aus. „Tap Out“ – es kommt nix mehr aus den Wasserhähnen, und die Flüsse und Stauseen sind ausgetrocknet. Sowas kommt natürlich nicht über Nacht, aber wir starten mit dem Roman bei Tag 1 der Katastrophe, und natürlich ist das Gros der Leute vollkommen unvorbereitet und Überfordert. Die Supermärkte sind ratzfatz leer, Getränke und Eis sind ausverkauft, das normale Leben löst sich in atemberaubender Geschwindigkeit auf, denn reduziert auf das wesentliche braucht der Mensch nur eins: Wasser. Und das ist, wie gesagt, plötzlich knapp. Auch in Alyssas Familie wird der Notstand einberufen; der Onkel zieht aus zu seiner Freundin, die in einem Gebiet wohnt, wo es noch Wasser gibt, und die Eltern machen sich auf zum Strand, wo einige wenige Wasseraufbereitungsanlagen stehen, die die Bevölkerung mit Süsswasser versorgen sollen. Als die Eltern nicht wiederkommen, machen sich Alyssa, ihr kleiner Bruder Garrett und der Nachbarsjunge Kelton auf, sie zu finden, und sind erschrocken über das Ausmass der Verwüstung, dass sich ihnen bietet.
Keltons Eltern übrigens sind die einzigen weit und breit, die auf derlei Notfälle eingestellt waren – hier wird dem Leser ein Prepper-Haushalt vom Feinsten gezeigt. Keltons Dad ist prepared für den Weltuntergang – wobei ich das eigentlich ziemlich cool fand. Und Kelton selbst ist gezwungenermassen auch vorbereitet, sein Dad hat dafür gesorgt, dass der Junge Pfadfinderqualitäten hat. Und ich kürze jetzt ein bisschen ab, der Hauptteil des Romans dreht sich um den Roadtrip der Kids quer durch Kalifornien zum Fluchtbunker von Keltons Familie. Unterwegs bekommt das 3er-Team noch Zuwachs von Jacqui und Henry, und der Roman ist abwechselnd aus der Sichtweise der 5 Survival-Teenies geschrieben. Das macht das Ganze recht lebendig und interessant, und natürlich ist es spannend zu lesen, wie das Team sich in der dystopischen Welt so durchschlägt.
Das Ganze war für mich so ein bissle Mad Max für Jugendliche, und in dieser Hinsicht extrem gut gemacht. Viel Action, viel Durst, viel Endzeitdramatik. Viel Spannung in Bezug auf die Beziehung der bunt zusammengewürfelten Kids, die sich unter normalen Umständen nie als Team zusammengetan hätten. Und ein wenig Romantik zwischen Alyssa und Kelton ist auch dabei, also: alles da 😊.
Als erwachsener Leser hat mir aber so ein wenig Hintergrund gefehlt. Wie konnte es soweit kommen, was ist dem vorhergegangen? Oder andere Szenerie, die Auffanglager: irgendwie war mir nicht ganz klar, wie die Kids es geschafft haben, da wieder so schnell rauszukommen, nachdem sie unfreiwillig dort hineingeraten sind. So ein paar Dinge fand ich nicht ganz schlüssig, aber ich denke, als jugendlicher Leser fällt einem das nicht so wirklich auf. Wenn ich heute einen 5-Freunde-Roman lese, wundere ich mich auch über einige logische Brüche, die mir vor 40 Jahren aber nicht aufgefallen sind. Aber das ist glaube ich hier nebensächlich.
Ach ja, und der Spuk ist auch relativ schnell wieder zu Ende, das fand ich als erwachsener Leser auch etwas unglaubwürdig. Irgendwann kommen die Flugzeuge mit Wasser aus dem letzten funktionalen Stausee angeflogen, und oh Wunder, die Wasserversorgung wird wieder sicher gestellt. Nach ein paar Wochen gibt’s ein Happy End. Das sehe ich so nicht, sollte eine dermassene Katastrophe tatsächlich mal kommen. Aber okay, im Jugendbuch hat es gepasst.
Also, mein Fazit: fürs jugendliche Zielpublikum ein spannendes Buch, das viel „food for thought“ gibt, als erwachsener Leser hat es mich zumindest gut unterhalten.