von Valerie Wilson Wesley
Neue Auflage 2021 im Diogenes Verlag
Als ich das Buch gesehen habe, war ich überrascht und erfreut: die Krimireihe um die Privatdetektivin Tamara Hayle wird augenscheinlich gerade neu aufgelegt. Ich hab einige der Bücher in den 90ern gelesen und geliebt, also war klar, ich bin hier wieder dabei 😊, vor allem, wenn es von Beginn an los geht. Diesen ersten Fall kenne ich nämlich noch nicht (und an die anderen kann ich mich auch nicht mehr so getreu erinnern, sprich, wenn die nun neu herauskommen, muss ich sie mir zulegen!). 1994 ist dieser Band damals herausgekommen, 8 Stück gibt es, und 7 wurden auch ins Deutsche übersetzt.
Hier hat sich übrigens auch jemand die Mühe gemacht, alle Bände in der richtigen Reihenfolge aufzuzählen: KLICK
Tamara Hayle ist Kult: sie ist alleinerziehende Mutter eines 14jährigen Teenies, Jamal, ehemalige Polizistin, nun selbständige Detektivin. Chronisch klamm bei Kasse, chronisch gestresst, super tough, clever, smart, aber trotz aller Stärke auch immer wieder verletzlich und liebenswert. Als schwarze Frau in Newark ist sie Rassismus und Sexismus gewohnt und kämpft beständig dagegen an. Sie ist, ich wiederhole mich, eine starke Frau.
Hier im ersten Band hat sie nun einen sehr persönlichen Fall zu bearbeiten. Ihr Ex-Gatte De Wayne hat ein Problem, oder besser gesagt, er sitzt in einer Katastrophe. Der gute Mann hat 5 Söhne von 5 Frauen, und eigentlich ist Tamara froh, wenn sie ausser seinen monatlichen Unterhaltsschecks nichts von ihm sieht. Doch nun sterben die Söhne De Waynes in recht kurzen Abständen, und Tamara fürchtet um ihr eigenes Kind. Vordergründig scheint es sich um Unfälle zu handeln, aber schon bald ist klar, hier geht es um viel mehr. Und schon sehr bald wird es brandgefährlich für Tamara. Ihr Ermittlungen führen tief in die Vergangenheit, und aus diesen Verstrickungen kommt sie so schnell nicht ungeschoren wieder heraus….
Der Fall ist superspannend, ich hab das Buch fast in einem Rutsch gelesen. Hier ist alles dabei: ein echt guter Plot, mit unvorhersehbaren Verstrickungen, viel Action, und glaubwürdige Charaktere, die durch Höhen und Tiefen gehen. Ich kaufe der Autorin ihre Stories immer komplett ab, das ist einfach real.
Was ich jetzt, beim Lesen 2021 auch interessant fand, war die Ermittlungsmethode im prä-Internetzeitalter. Auf die Schnelle mal jemanden zu googeln ist nicht drin, Handies gab es auch noch nicht, zumindest nicht für jedermann, und ich habe mit einem Lächeln gelesen, wie Tamara ihre Notizen im PC auf Diskette abspeichert – und das ging auch alles, man glaubt es kaum 😉.
Was mir auch aufgefallen ist: heutzutage wird man dieses Buch (und die anderen Bände der
Reihe natürlich auch) wohl auch unter einem anderem Gesichtspunkt lesen. Es ist auch ein interessantes gesellschaftliches Portrait im Amerika der 90er aus der Sicht einer schwarzen Frau, bzw. Familie. Was Jamal so an Diskriminierung und Rassismus abbekommt, ist total krass – aber wohl Alltag eines schwarzen männlichen Teenagers. Zumindest an gesellschaftlichen Brennpunkten. Das gibt auch noch mal „food for thought“, ganz nebenbei gesagt.
Alles in allem ein echt cooler Krimi, den ich gerne weiterempfehle!
Vielen Dank an den Diogenesverlag für das Rezensionsexemplar!
Und wer mehr über die Autorin wissen möchte: hier geht es zu ihrer Homepage.