von Anthony McCarten
erschienen bei Diogenes; 1. Edition (26. April 2023)
Das ist mal ein Titel, der richtig spannend klingt: Ist es möglich, in unserer hoch technologisierten Welt komplett von der Bildfläche zu verschwinden? To go zero?
Den kurzen Klappentext kopiere ich mal rein, der sagt schon alles aus, um was es hier geht:
„Hat man als Einzelner überhaupt eine Chance gegen das System? Eine junge Bibliothekarin aus Boston ist entschlossen, es zu versuchen – ihr bleibt keine Wahl. Und so greift sie zu, als sich die Einladung zu einem ungewöhnlichen Kräftemessen bietet: dem Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste und des Social-Media-Moguls Cy Baxter. Wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, dem winken 3 Millionen Dollar. Doch Kaitlyn geht es um etwas anderes.“
Ich habe mir die Frage des gläsernen Bürgers schon öfters gestellt, bzw. diskutiert, ich frag mich oft genug nach Sinn und Unsinn von Social Media etc., und ich musste dieses Buch lesen. Wir haben hier 10 Versuchskaninchen, davon 5 Profis (sprich Leute aus der Cybersicherheitsbranche u.ä.), und 5 „Normalos“, die am Tag X die Message „go zero“ aufs Handy kriegen. Sie haben noch 2 Stunden Zeit, und dann schlägt die Überwachungsmaschinerie gnadenlos zu. Alle öffentlich aufgestellten Kameras in ganz Amerika werden genutzt und ausgewertet, Gesichtserkennungssoftware läuft überall, Drohnen und Wärmebildkameras werden eingesetzt, Handyortung sowieso, sprich: alles, was geht. Und da dieser Betatest vom Inhaber eines sozialen Netzwerkes gesteuert wird, wird auch gnadenlos alles, was man jemals gepostet hat, ausgewertet – von den „zeros“ werden Profile erstellt, die Algorithmen brummen, und Baxter und seine Mannen versuchen so, jeden Schritt der Probanden vorauszuahnen. Datenschutz? Zählt hier nicht, das hier ist ein Test, bei dem CIA und FBI mitmachen, und bei dem die „zeros“ unterzeichnet haben, dass das ok ist. Schließlich winken auch 3 Millionen Dollar als Preisgeld.
Die Fragen alle Fragen: Klappt das? Ich spoilere mal: es kann funktionieren. Wenn man schlau ist, sich gut vorbereitet, kann man es schaffen, unter dem Radar zu fliegen. Wer seinen Fitnesstracker, sein Handy und sonstigen WLAN-Schnickschnack braucht – hm, dann halt nicht. Neue Autos mit zu viel hackbarer Elektronik sollte man auf der Flucht auch nicht nutzen, hahaha, es könnte sonst ein interessantes Ende nehmen.
Also, wir verfolgen in der Story vor allem die Bibliothekarin Kaitlyn aus Boston, der niemand etwas zutraut, und die doch allen zeigt, was los ist, und sind bei dem Mogul Baxter und dessen dubiosen Interessen. Nach und nach werden alle anderen 9 Zeros geschnappt, und es steht nur noch Kaitlyn im Spiel. Und wie schon im Klappentext gesagt: Kaitlyn hat ihre eigenen Interessen, die so langsam klar werden….
Mein Leseeindruck und Fazit: Wow. Sehr, sehr spannend und intelligent. Super viel Action. Und natürlich im Mittelpunkt die Frage, was alles technologisch heutzutage geht, und wie man das Ganze auch moralisch einzustufen hat. Es geht ja auch darum, wie die Bürger von den Medien und Regierungen manipuliert werden (können). Und das gar nicht merken. Von den ganzen illegalen Abhörszenarien gar nicht erst zu sprechen.
Ich fand es richtig gut gemacht. Super flüssig geschrieben, ich bin durch den Roman gerast. Ich bin mit Kaitlyn durch die Gegend gerast und habe mit ihr mitgefiebert.
Tja, was soll ich sagen, eigentlich weiß man, wie gläsern man ist. Aber erschreckend, was möglich ist. Aber hey, sollte ich jemals untertauchen müssen, bin ich jetzt zumindest mental gewappnet 😊
Herzlichen Dank an den Diogenesverlag für das Rezensionsexemplar!!