von Dennis Lehane

Neuerscheinung 2020 im Diogenes Verlag, Original 1998 bei Harper Collins

„Gone Baby Gone“ ist 2007 bereits unter Regie von Ben Affleck verfilmt worden und ist der 4. Fall für das Bostoner Ermittlerduo Patrick Kenzie und Angela Gennaro – von daher ist der Stoff vielleicht schon bekannt. Ich kannte weder noch, und der Fall steht auch für sich, sprich man kann auch mit Band 4 voll ins Geschehen einsteigen, aber wahrscheinlich fängt man hier tatsächlich besser mit Band 1 an, denn die beiden Privatdetektive sind tough, speziell und ihre Wurzeln sind mit einigen Bostoner Unterweltgrössen verbunden, die in Band 4 nicht mehr erklärt werden, sondern es wird vorausgesetzt, dass man weiss, was Sache ist.

Zum Fall: die 4-jährige Amanda wird aus ihrem Kinderzimmer entführt, und die Polizei schein hilflos. Die Mutter ist drogenabhängig und keine Hilfe, und Tante und Onkel der kleinen Amanda engagieren in Ihrer Not Kenzie & Gennaro, die den Ruf haben, jeden Vermissten aufzuspüren. Tatsächlich kommen die beiden schon bald auf eine erste Spur, die ins Drogen- und Pädophiliemilieu weist, und gemeinsam mit der Polizei machen sie Fortschritte. Doch eine Lösegeldübergabe scheitert fatal, und Amanda wird für Tod erklärt. Monate später lässt die beiden der Fall immer noch nicht los, und als sie ihre Ermittlungen wieder aufnehmen, zeigt sich, dass sie eigentlich von allen Seiten auf falsche Fährten gelockt wurden. Nichts und niemand ist so, wie es erscheint, und , Zitat Klappentext: „Kenzie und Gennaro müssen sich entscheiden – für Recht und Gesetz oder ihre Menschlichkeit“.

In diesem knapp 560 Seiten starken Roman werden gleich mehrere Themen und Fälle behandelt, die Entführung Amandas zieht sich zwar wie ein roter Faden durchs ganze Buch, aber es werden noch mehrere andere Kinder vermisst, es geht in den Sumpf des organisierten Kindesmissbrauchs und um Korruption, die grosse Kreise zieht. Und am Ende stellt sich die Frage, ob nicht böse Taten begangen wurden, um aber tatsächlich Gutes zu tun. Das sind dann Gewissensfragen; denen sich nicht nur die beiden Ermittler stellen müssen, sondern auch der Leser – und ich persönlich war dann am Ende mit der Lösung nicht wirklich moralisch einverstanden, muss ich gestehen….

Nichtsdestotrotz, das war mal wieder ein richtig guter, spannender, solide geschriebener Thriller. Ich konnte das Buch streckenweise kaum aus der Hand legen, flüssig geschrieben, coole Protagonisten, teils schwarzer Humor (liebe ich ja sowieso!), flotte Dialoge – absolute Leseempfehlung meinerseits! Der Spannungsbogen ist wirklich durchgängig hoch, und die falschen Fährten, auf denen die beiden Privatermittler wandeln, sind auch für den Leser nicht durchschaubar, sodass man permanent mitfiebert und -rätselt.

Kurz und knapp: bitte mehr davon!

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Herzlichen Dank an den Diogenesverlag für das Rezensionsexemplar!

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