von Inken Witt

erscheint im Juni 2023 bei Piper

Link zum Buch

Als „Besonderer Krimi mit Berlin-Flair“ wird dieser Roman beworben, und irgendwie speziell ist er tatsächlich; im positiven Sinne.

Hierum geht’s: Isa Winter ist Mitte 30 und Privatdetektivin in Berlin. Zusammen mit ihrem Teenagersohn Karl, dem über 80-jährigem ehemaligem Taxifahrer Eugen und ihrer schauspielernden Freundin Tina lebt sie in einer leicht chaotischen, aber liebenswürdigen WG in Kreuzberg. In ihrem aktuellen Fall soll Isa Michael Gabowski, den verschwundenen Onkel einer Klientin finden. Über eine Selbsthilfegruppe für Trauernde macht Isa den Verschwundenen in einer »Ganzheitliche Lebensberatungspraxis« in der Uckermark aus – und macht sich gemeinsam mit Tina auf dem Weg dorthin. Undercover buchen sich die beiden dort ein und ermitteln zwischen Meditationsretreats, Seelenmassagen und ähnlichem, wieso es Michael hierhergezogen hat, und natürlich finden sie heraus, dass auf dem Lebensberatungshof und der spirituellen Gemeinschaft, die dort wohnt, einiges nicht ganz koscher ist….und geraten in einige gefährliche Situationen.

Mein Leseeindruck: Flott geschrieben, bin ich von Seite 1 im Geschehen drin gewesen. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, mir ist gleich zu Anfang auch klar geworden, dass dieses Buch einen Vorgänger haben muss (das wusste ich nicht), denn so einige Sachen ergeben nur mit einer gewissen Vorgeschichte Sinn. Wäre das erste Kapitel nicht gleich so flüssig geschrieben gewesen und hätte mich abgeholt, wäre ich wahrscheinlich etwas genervt gewesen. Nicht falsch verstehen, der Fall an sich ist zu 100 % eine abgeschlossene Sache, aber es geht hier auch viel um Isas Privatleben, und da habe ich einen Moment gebraucht, um drin einzutauchen und die Personen und Zusammenhänge richtig zu sortieren. Ist so in etwa, wie wenn ich in eine Soap neu einsteige 😉. Man kommt rein, braucht aber einen Moment. Isa ist eine coole Socke, aber voller Wut und unverarbeiteter Probleme, und diese Wut, diese Trauer (oder Traumata) gehören zu ihr und ihrer Vorgeschichte. In diesem Fall nun, der sie in das Retreatcenter in die Uckermark führt, wird auch genau darauf eingegangen – über ziemlich lange Strecken ist Isa der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das fand ich persönlich spannend, und Isas Erlebnisse in Bezug auf die spirituelle Gemeinschaft waren interessant. Die wütende atheistische Skeptikerin, die zu Ermittlungszwecken ihre Aura checken lässt –  das hatte was. Und dann hilft ihr das Hand-auflegen auch noch. Fand ich gut gemacht, diese Verbindung zwischen Isas privaten Problemen und der Ermittlung in diesem Milieu. Das ist wahrscheinlich auch das eingangs erwähnte Spezielle und Besondere an diesem Krimi.

Ja, und natürlich ist der Fall an sich auch spannend. Ich fand alle Personen, egal ob Haupt- oder Nebendarsteller, gut beschrieben, für mich kamen die Protagonisten als auch die Orte authentisch rüber, das Flair, das Setting, das hat alles gepasst für mich. Die Geschichte hat ziemlich schnell an Fahrt aufgenommen, und wie gesagt, mich hat es abgeholt. Viel Action, aber gepaart auch mit vielen ruhigeren Momenten, in denen Isa über sich selbst reflektiert. Die Mischung hat gepasst, mir war zu keiner Zeit langweilig.

Ich denke, den ersten Teil werde ich mir jetzt auch noch besorgen; ich bin jetzt neugierig 😉.

Eine Bemerkung noch zum Cover: das hat mich gar nicht abgeholt – wenn der Klappentext nicht so ansprechend gewesen wäre, wäre das Buch wohl an mir vorbei gegangen. Ja, es wurde geliebt, gehofft und auch gefürchtet auf den 276 e-book-Seiten, aber ist das nicht so bei den meisten Krimis? Nun ja. Also nicht abschrecken lassen vom Titel – das Buch lohnt sich!

Herzlichen Dank an Netgalley und den Piperverlag für das Rezensionsexemplar!

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