von Pascal Mercier, als Hörspiel inszeniert von Sven Stricker mit diversen Sprechern
erschienen 2007 bei Der Hörverlag
Der „Nachtzug nach Lissabon“ dürfte mittlerweile fast schon ein moderner Klassiker sein, und ich hatte nun die Gelegenheit, das Hörbuch, bzw. das Hörspiel hierzu zu genießen.
Den Inhalt fasst der Verlag kurz und bündig zusammen: „Ein Mann lässt sein Leben hinter sich und setzt sich in den Zug nach Lissabon. Im Gepäck: das Buch des Portugiesen Amadeu de Prado, dessen Reflexionen den Lateinlehrer Raimund Gregorius nicht mehr loslassen.
Es beginnt eine rastlose Suche kreuz und quer durch Lissabon – nach einem anderen Leben und nach einem ungewöhnlichen Arzt und Poeten, der gegen die Faschisten kämpfte.“
Ich will jetzt auch gar nicht mehr allzu viel zum Inhalt sagen, und versuche mal, meinen Höreindruck zu schildern. Ich war echt begeistert. Was ganz viele Rezensenten vor mir schon gesagt haben: das hier ist ein sprachlicher Hochgenuss. Eloquenz, Wortgewalt, Weisheiten, sprachliches Können -wow, welch eine Abwechselung zur „normalen“ Belletristik. Und dabei nie gestelzt oder unnahbar. Hier kann jemand Sätze formulieren, die aus mehr als S (ubjekt) – P (rädikat) – O (bjekt) bestehen und trotzdem ganz natürlich daher fließen. Das kann ich nach dem Hörspiel sagen: sprachliche Eleganz kann man durchaus auch im gesprochenen Dialog ganz natürlich verwirklichen. (Kleine Anmerkung: wenn mich das jetzt so begeistert, stellt sich natürlich die Frage, woraus mein / unser Alltag ansonsten so besteht …. Irgendwann gings wohl bergab….)
Ich hatte anfangs etwas gezögert, bei einem Hörspiel zuzugreifen. Ich höre sehr gerne und viele Hörbücher, bei Hörspielen war ich skeptisch, aber meine Sorgen waren umsonst. Wir haben hier einen Vorleser, und für jeden Protagonisten einen Sprecher, und sei es auch noch so eine kleine Rolle, und einige Hintergrundgeräusche. Und: wir haben Musik. Ganz wunderbare Musik, Gitarre und Cello, und wenn ich das richtig verstanden habe, wurde die Musik auch speziell für das Hörspiel komponiert. Eine sehr getragene, fast schon melancholische Grundstimmung wird erzeugt, und ich fand es einfach passend und wunderschön.
Was mich in all meiner Begeisterung etwas gestört hat, war leider die Kürze des Hörspiels. Auf 2 CDs haben wir hier 2:46 Stunden Gesamtspielzeit, und das Buch im Print hat knappe 500 Seiten. Also ist hier zwangsläufig viel gekürzt worden, und zwar leider so, dass ich wirklich das Gefühl hatte, hier fehlt mir was. Gregorius – die Hauptfigur, der Lateinlehrer, der so Hals über Kopf nach Lissabon fährt auf den Spuren Amadeus – trifft so viele Leute, so viele Weggefährten Amadeus‘, und das wurde im Hörspiel nicht wirklich ausgearbeitet. Ich habe tatsächlich die zweite CD doppelt angehört, weil ich wirklich dachte, mir sind entscheidende Dinge entgangen (ich höre gemeinhin beim Autofahren meine Hörbücher, und da kann mir tatsächlich auch mal was entgehen – aber nein, ich habe alles mitbekommen. Da war nicht mehr ;-( ….) Also nicht, dass die Handlung unvollständig gewesen wäre, aber ich fand es ein wenig schwierig, die Beziehungen der Leute untereinander zu sortieren. Daher leider ein Punkt Abzug bei der Bewertung – und ich glaube, ich muss mir das Buch noch zulegen und dringend nachlesen, was ich verpasst habe!
Vielen Dank liebes Bloggerportal / Randomhouse für das Rezensionsexemplar!