von Luis Sellano
Neuerscheinung 2020 im Heyne Verlag
Lissabon im Sommer: im noblen Orient Hotel wird bei Renovierungsarbeiten im Fundament eines Swimmingpools eine einbetonierte Leiche gefunden. Handelt es sich hierbei um einen der damaligen, eventuell illegalen Bauarbeiter? Oder hat es eine ganz andere Bewandnis mit dem Toten im Pool? Henrik Falkner stellt sofort eigene Ermittlungen an, und stellt schon bald fest, dass die Spuren in die Sahara führen, und sich Energiekonzerne vor 25 Jahren in politische Territorialstreitigkeiten einmischen wollten…..
Und ich merke, ich tue mich schwer mit einer Inhaltsangabe, kaum dass ich damit angefangen habe. Bei Sellano’s Lissabon-Krimis rund um den ehemaligen deutschen Kommissar Falkner handelt es sich um eine bislang 5-teilige Reihe, und ich bin jetzt blöderweise auch erst mit Band 5 eingestiegen. Der scheint sich aber nahtlos an die Vorgänger anzuschliessen, denn anscheinend hat Falkner erst ein paar Tage vorher aus Notwehr jemanden umgebracht, und darauf wird mehrfach Bezug genommen. Beispielsweise. Auch das ganze Umfeld des Ex-Kommissars sollte man besser schon kennen, um gleich in der Story drin zu sein. Vor 2 Jahren ist Falkner wohl aus Deutschland nach Lissabon gekommen, um das Erbe seines Onkels anzutreten. Besagter Onkel hat ihm ein Haus mit Antiquariat vermacht, und die letzten Jahrzehnte seines Lebens damit verbracht, Geheimnisse und illegale Machenschaften aufzudecken und Hinweise auf dieselben mysteriös verklausuliert und chiffriert in seinem Anwesen zu verstecken. Und Neffe Hendrik ist seit Band 1 der Serie dabei, diese Geheimnisse aufzuspüren und natürlich helfen ihm diese teils uralten Hinweise seines verstorbenen Onkels dabei, den aktuellen Fall zu lösen. Wenn man jetzt nicht von Anfang an als Leser dabei ist, ist es teilweise sehr verwirrend. Der Autor gibt sich zwar alle Mühe, alles zumindest kurz anzureissen und zu erklären, aber für mich waren das teilweise ein paar Erzählstränge zu viel des Guten. Ganz nebenbei versucht Henrik Falkner wohl schon seit Band 1, den Tod des Lebensgefährten seines Onkels aufzuklären, und der Mord am Onkel selbst ist – so interpretiere ich – am Ende von Band 4 geklärt. Aber der Mörder ist trotzdem auf freiem Fuss und hat ein paar Cameo-Auftritte in Band 5. Alles klar?
Abgesehen davon fand ich das Buch aber gar nicht so schlecht. Streckenweise sogar ziemlich gut. Es ist flott geschrieben und liest sich gut weg. Es waren für mich zwar teils ein paar Protagonisten zuviel, die mir da serviert wurden, aber sie waren alle lebensecht beschrieben, und man konnte sich als Leser gut in sie hineinversetzen.
Und nachdem ich das jetzt gerade konstatiert habe, muss ich diese Aussage gleich etwas revidieren, denn gerade über die Hauptfigur, Hendrik, habe ich etwas nachdenken müssen: Er ist kein Polizist mehr, sowieso nie in Portugal einer gewesen, ist aber auch kein Privatermittler, und da auch keinerlei Auftraggeber hinter ihm stehen, macht er alles aus eigenem Interesse heraus. Aber ist überall vernetzt. Again: da muss man wohl von Anfang an als Leser dabei gewesen sein.
Ein weiterer Pluspunkt: Das Setting ist natürlich toll! Ich war noch nie in Lissabon, aber ich hatte das Gefühl, mittendrin in den alten Gassen und wunderschönen Parks zu sein. Luis Sellano ist das Pseudonym eines deutschen Autors, der seine zweite Heimat in Portugal gefunden hat, und die Liebe zu Land und Leuten, und natürlich zu Lissabon, ist auf allen Seiten spürbar. Der Roman strotzt vor Lokalkolorit, und man hat direkt Lust, gleich den nächsten Flug nach Portugal zu nehmen und durch die Stadt zu schlendern und die Schauplätze des Geschehens abzuwandern. Im aufklappbarem Umschlag befindet sich eine Stadtkarte Lissabons mit allen wichtigen Orten des Romans, das fand ich ein nettes Extra. Ich mag sowas. Macht die Handlung irgendwie echt 😉
So, nun fehlt mein Fazit und eine abschliessende Bewertung. Und damit tu ich mich schwer. Wie gesagt, gut geschrieben, intelligent geplottet, keine Frage, und der Autor kann ja nichts dafür, wenn ich erst in Band 5 ins Geschehen einsteige. Andererseits finde ich bei sowas immer einen Hinweis toll, wenn die Geschichten in einer Serie nicht wirklich ineinander abgeschlossen sind. Sowas kann das Lesevergnügen nämlich echt trüben. Ich verteile 3,5 von 5 Sternen, mit dem Tipp, Leute, startet mit dem „Portugisieschem Erbe“!
Herzlichen Dank ans Bloggerportal vom Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!