von Elena Hell
erschienen November 2022 im Rowohlt Verlag
Letztes Jahr erschien mit „Sisi – das dunkle Versprechen“ der erste Teil dieser Dilogie um die sagenumwobene österreichische Kaiserin Elisabeth, und nun knüpft Teil 2 nahtlos an. Sisi und Franz haben geheiratet, und das höfische Leben kann beginnen. Ich schicke jetzt voraus, dass das Leben der Kaiserin jedermann zumindest in groben Zügen bekannt ist, ich werde jetzt nicht Groß auf den biografischen Inhalt des Romans eingehen. Man könnte jetzt sagen, schon wieder ein Buch um Sisi (oder Sissi), denn gefühlt sind in den letzten Jahren doch eine Menge Romane und Biografien erschienen, die sich mit der Habsburger Kaiserin befassen, und daher macht auch die Autorin gleich auf der ersten Seite ein Statement: „Dies ist nicht die wahre Geschichte der Kaiserin Elisabeth, dies ist eine ihrer Legenden. Personen, Orte und Ereignisse sind teils der Historie entlehnt, teils stark verändert, teils frei erfunden“. Und wenn man dann noch weiß, dass dies das Buch zur zweiten Staffel einer Serie ist, ist eigentlich klar: Frau Hell will unterhalten. Und das tut sie auch meiner Ansicht nach ausgezeichnet 😉. In der Buchinnenseite steht plakativ: „Sisi: Schicksale und Machtspiele, Freiheitsdrang und Hofprotokoll, Sinnlichkeit und Liebe“. Und genau das kriegt der Leser auch: die ganz großen Dramen des Lebens, die großen Emotionen, eine Hauptdarstellerin, die so schön wie intelligent wie innerlich zerrissen ist, die um ihren Platz im Leben ringt.
Während im ersten Teil Sisi noch ziemlich heftig abenteuerlustig, erotisch und so gar nicht dem Romy-Schneider-Klischee entsprechend daherkam und für den Leser sehr gewöhnungsbedürftig war, ist sie im 2. Teil bedeutend ruhiger geworden. Die Aufreger, die sowohl Buch als auch TV-Serie mit dem ersten Teil verursacht haben, dürften in diesem Teil nicht mehr so heftig werden. Elisabeth muss sich ans strenge Protokoll der Wiener Hofburg gewöhnen, und auch wenn es sie viele innere Kämpfe kostet, sie integriert sich – mal mehr, mal weniger, aber alles in allem fand ich das relativ authentisch, bzw. glaubwürdig.
Ich hatte hier generell den Eindruck, dass Sisi mit ihrem inneren Freiheitsdrang, ihrem unangepassten Wesen, das doch ständig im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne in ein Korsett gepresst wurde, der tatsächlichen historischen Persönlichkeit halbwegs nahekommt. Nach allem, was man über die historische Kaiserin heute weiß, hatte diese ja tatsächlich mit Anorexia, Depressionen etc. zu kämpfen und war für ihre Mitmenschen wohl des Öfteren aus oben genannten Gründen eine anstrengende Arbeitgeberin.
Die Autorin schreibt gewohnt flüssig und mitreißend, und ich konnte mit der Protagonistin mitfühlen und -fiebern. Es passiert relativ viel, der Spannungsbogen ist sehr oft weit oben, und es gibt Action, Liebe, Intrigen und Abenteuer. Was will ich mehr bei einem guten Roman?
Als Biographie darf man das Buch nicht sehen, wer da jetzt mehr Interesse an der historischen Persönlichkeit bekommen hat, sollte da lieber zu einem Sachbuch greifen, aber das hier ist, ich wiederhole mich, ein toller historischer Roman mit faszinierenden, gut gezeichneten Darstellern. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, und empfehle es gerne weiter!
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!