von Lily Martin
erschienen im Rowohlt Verlag im Juli 23



„Paris im Sommer: Croissants zum Frühstück, Liebe zum Dessert“ verspricht der Klappentext dieses im rosarotem-bonbon-macaronfarbenem Cover und Umschlag einher kommenden neuem Sommerroman aus dem Hause rororo. Ich habe also eine luftig-lockere-Lovestory erwartet, und diese auch bekommen, das gleich vorweg. Romantikerinnen und Paris-Liebhaberinnen aufgepasst, hier kommt die Sommerlektüre 😊.
Hierum geht’s: unsere Hauptfigur ist Lola, 30 Jahre, Pariserin aus dem Quartier Latin, die sich selbst aber irgendwie noch nicht recht gefunden hat. Seit ein paar Jahren jobbt sie als Kellnerin in Bordeaux, teilt sich ein Miniapartment mit einem Mitbewohner, und lässt sich treiben. Dann kommt ein Anruf aus Paris: ihre alleinstehende Großmutter ist verschwunden. Angeblich verreist, aber keiner weiß genaues. Lola macht sich also auf in die alte Heimat, aus der sie eigentlich damals nicht schnell genug wegkonnte. Kaum ist sie wieder zurück, nimmt das Quartier sie mit offenen Armen auf; sie begegnet alten und neuen Bekannten, und verbringt vor allem viel Zeit im Café des Artisans. Chef des Cafés ist Fabien – ein alter Schulkamerad Lolas, und, wie sagt der Klappentext so schön, noch ahnt Lola nicht, wie sehr dieser Sommer ihr Leben verändern wird….
Mein Leseeindruck: erstmal das Positive zuerst. Der Roman ist locker-leicht geschrieben, flüssig geschrieben, man kann ihn weg lesen wie geschnitten Brot (äh, wie Baguette 😉). Hier schreibt auch eine Erfolgsautorin unter neuem Pseudonym, und man muss es ihr lassen, die Autorin versteht ihr Handwerk.
Und natürlich ist Paris eine wunderbare Kulisse für eine Lovestory, und wir hatten hier schon ein paar romantische Momente, die auch sehr poetisch angelegt waren.
In Paris war die Autorin sicherlich schon öfters, ich fand die Beschreibungen der Stadt nämlich sehr bildhaft und lebendig, für mich kam Paris im Sommer gut rüber. Jetzt kommt allerdings auch gleich mein Aber: gefühlt reiht sich auch ein Klischee ans nächste, und manchmal war es mir schon fast zu viel der Lebkuchen- und Vanillearomen, des Kaffeeduftes etc, das da umherschwirrte.
Ein bisschen ging es mir mit den Protagonisten auch so: die waren alle sehr bildhaft und lebendig, aber irgendwie auch immer ein bissel over the top. Und manche Beschreibungen haben mich auch ein wenig gestresst: die Beschreibung von Lola zum Beispiel: sie muss eine wunderhübsche junge Frau sein, alle Männer drehen sich nach ihr um, Pariser Eleganz meets jugendliche Unbekümmertheit, aber sie hat ein paar Kilos zu viel. Schön, wenn man das einmal der objektiven Beschreibung halber erzählt. Hier wurde es aber mit Sicherheit 4- oder 5-mal erwähnt, und ich habe mich irgendwann gefragt, wieso? Ist das so unfassbar, dass eine Frau auch mit 5 Kilo mehr auf den Hüften schön ist? Und sagt das jetzt was über die Autorin aus, oder über mich, die das nervt? Hm.
Ich habe auch ein wenig damit gehadert, dass die 80jährige Oma verschwindet, gerade mal einen Zettel zurücklässt mit 10 Worten („Macht Euch keine Sorgen. Ich bin auf Reisen. Eure Rose.“), und erst eine gute Woche später Lola sich anschickt, mal bei der Polizei anzurufen. Die Nachforschungen, die die Familie anstellt, sind meines Erachtens auch eher mager…..also, ja, es ist mir klar, irgendeinen Grund muss es geben, damit Lola wieder nach Paris kommt, und ja, am Ende gibt auch noch mal Erzählstrang mit Rose in der Hauptrolle, aber – ich wiederhole mich – das war mich logisch nicht so ganz nachvollziehbar.
Was sag ich jetzt final dazu? Das war ein Wohlfühlroman mit Amour, Pariser Flair und viel positiver Energie. Aber auch ein bissel unlogisch und mit dem Hang zum Klischee. Ich verteile 3,5 von 5 Sternen. 3 von 5 für den Inhalt, und dann einen Pluspunkt für die wirklich tolle Aufmachung des Buches; ich fand die beiden aufklappbaren Innenseiten mit der Karte vom Quartier Latin und der aufwendigen Farbgestaltung nämlich echt toll. Klasse Buchgestaltung!
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!