von Pamela Hart
erschienen 04/2022 bei Hachette Australia
Und mal wieder ein Roman in der englischen Originalversion – ob und wann es eine deutsche Ausgabe gibt, weiss ich nicht. Ich habe auf Instagram hierzu begeisterte Vorab-Rezensionen gelesen, und hab das Buch spontan bestellt.
Also, hierum geht es: Wir sind in London, in den 1920ern, in der Theaterszene. Die junge und ambitionierte Schauspielerin und Tänzerin Kit Linton ist frisch aus Sydney eingetroffen und will ihr Glück im West End machen. Sie legt ein glänzendes Casting hin, und an der Seite des Kanadiers Zeke Gardiner, ebenfalls ein aufstrebender junger Schauspieler, bekommt sie eine Rolle in einer neuen Musik-Produktion. Es läuft richtig gut für die beiden, die Show ist ein Erfolg, und nebenbei tanzt sich Kit auch durchs Nachtleben der roaring twenties, wir sind mitten im Jazz Age, und die Musik- und Theaterszene blüht. Bei einer dieser Gelegenheiten wird Kit mit dem Prince of Wales zusammen beim Charleston tanzen fotografiert – und ein Skandal droht. Der Prinz und eine Schauspielerin? Das geht gar nicht, und ist ja auch gar nicht wirklich der Fall – aber um jegliche Gerüchte zu unterbinden, erklärt sich Kit bereit, als Ablenkung mit dem jungen Lord Henry Carleton publikumswirksam auszugehen. Und das ist der Zeitpunkt, an dem die romantischen Probleme in Kits Leben beginnen…..und Kit wird einige Entscheidungen treffen müssen.
Dieser Roman ist allerdings keine Romantic Comedy, oder ähnliches, hier geht es tatsächlich um einiges mehr. Kit ist nicht nur eine talentierte Schauspielerin auf dem Weg nach oben, sie ist auch – und das versucht sie möglichst nicht an die grosse Glocke zu hängen – aus reichem und noblem Elternhaus, und als Enkeltochter eines Earls mit gewissem Klassenbewusstsein erzogen worden. Als Mädel im Theater muss sich Kit komplett neu mit ihrem Leben auseinandersetzen, und so manche Vorurteile und Standesdünkel überdenken. Und das ist durchaus spannend. Das Theaterleben hier, die englische High Society dort, und irgendwo droht Kit sich zu verlieren, wenn sie sich nicht selbst findet. Ich fand, das war richtig gut gemacht, ich habe mit Kit von Anfang an mitgefiebert und gelitten und mir gewünscht, dass sie die „richtigen“ Entscheidungen trifft.
Was ich an diesem Roman auch sehr charmant fand, war der Mix aus Fakt und Fiktion: einige der Nebencharaktere sind historische Persönlichkeiten. Kit und Zeke ziehen des öfteren mit Fred und Adele Astaire durch die Häuser, und das hat Spass gemacht, hier literarisch dabei zu sein. Und natürlich waren einem die royalen Namen auch geläufig; und ich habe grinsend von den Parties gelesen, die die Prinzen George und Harry geschmissen haben.
Überhaupt war die Atmosphäre bestechend, die Autorin hat mich komplett ins London der 20er Jahre versetzt, und ich war mitgerissen. Für mich war das ein packendes Gesellschaftsportrait dieser Zeit, und ein spannender Einblick in die frühen Jahre der Theaterszene im Londoner Westend. Glitter und Glamour, aber auch der Blick auf die „andere Seite“, die der arbeitenden Bevölkerung. Ich finde diese Ära extrem faszinierend, unter anderem auch deshalb, weil das die Zeit war, in der die Frauen erstmals auf eigenen Beinen stehen konnten, und in Berufe drängten, die ihnen vorher verschlossen waren. Natürlich hatte das alles seinen Preis, aber ich finde die Geschichten um diese Frauen, die es gewagt haben, einen neuen Weg zu ergreifen, immer interessant. Ja, und Kit gehört zu diesen Frauen, und ist nebenbei eine sympathische Heldin mit viel Identifikationspotential.
Um es abzuschliessen; tolle Story, tolle Charaktere, und wunderbar flüssig zu lesen – richtig gut zum abtauchen in eine andere Welt! Grosse Leseempfehlung!