von Nina de Gramont
erschienen 2022 bei Mantle; Air Iri OME Edition
Englischer Klappentext:
In 1926, Agatha Christie disappeared for 11 days. Only I know the truth of her disappearance.
I’m no Hercule Poirot.
I’m her husband’s mistress.
Agatha Christie’s world is one of glamorous society parties, country house weekends, and growing literary fame.
Nan O’Dea’s world is something very different. Her attempts to escape a tough London upbringing during the Great War led to a life in Ireland marred by a hidden tragedy.
After fighting her way back to England, she’s set her sights on Agatha. Because Agatha Christie has something Nan wants. And it’s not just her husband.
Despite their differences, the two women will become the most unlikely of allies. And during the mysterious eleven days that Agatha goes missing, they will unravel a dark secret that only Nan holds the key to . . .
The Christie Affair is a stunning novel which reimagines the unexplained eleven-day disappearance of Agatha Christie in 1926 that captivated the world.
Auf dieses Buch war ich gespannt: einerseits, da ich ein Fan von Agatha Christie bin und mit Freude vor ein paar Jahren die Autobiographie dieser Autorin gelesen habe (à absoluter Lesetipp, Mrs Christie hat ein spannendes Leben in einer spannenden Epoche geführt, eine emanzipierte Erfolgsfrau, und Abenteurerin), und andererseits war dieses Buch ein Tipp von Reese Witherspoon’s Buchclub, und den Empfehlungen von diesem Club folge ich gerne blind. Als „The most captivating novel of 2022“ feiert der Verlag dieses Buch, und ich habe zugeschlagen.
Kurz auf Deutsch zum Inhalt: Im Dezember 1926 verschwand Agatha Christie für 11 Tage. Das ist historisch belegt. Sie war wie vom Erdboden verschwunden, es gab großangelegte Suchaktionen, und am Ende tauchte Mrs Christie tiefenentspannt wieder auf und hat sich zeitlebens über diese Zeit ausgeschwiegen. Sie können sich nicht mehr erinnern, was sie gemacht habe und wo sie gewesen sei. Sowas konnte man vor 100 Jahren noch bringen, und es gab sehr lange viele Spekulationen, was sie wohl in den 1 ½ Wochen gemacht haben könnte. Und natürlich hat diese Aktion den Verkauf ihrer Bücher auch nicht gerade geschadet. Kurz nach diesem Verschwinden haben sich Agatha und Gatte Archibald übrigens scheiden lassen, und nicht bald darauf war Archie auch schon wieder verheiratet, mit dem Grund für die Scheidung. Diese „Affaire Christie“ nimmt Nina de Gramont als Ausgangslage für ihren Roman. Und jetzt kommt der Kniff, sie erzählt aus der Ich-Perspektive heraus und nimmt hierbei die Personage der zweiten Mrs Christie ein. In der Realität war die zweite Ehefrau Nancy Neele, im Roman nimmt die Autorin sich jetzt die dichterische Freiheit und nennt ihre Protagonistin Nan O’Dea. Also Fact meets Fiction. Einen Teil der Protagonisten des Romans gab es also tatsächlich, und ein Gutteil derer Biographien sind ebenfalls echt, aber dann haben wir auch noch genügend Fiktion. Nan nun erzählt aus ihrem Leben, ihrer eher ärmlichen Kindheit in London, ihrer großen Liebe, die sie in Irland kennengelernt hat, die größte Tragödie, die ihr dann als ledige werdende Mutter widerfahren ist, und wie sie dann auf Archie und Agatha traf. Diese Lebensbeichte wechselt ab mit einer sehr detaillierten Chronik der 11 Tage von Agathas „Auszeit“, und der Fiktion eben, wie es gewesen sein könnte……
Was sag ich jetzt dazu? Der Roman ist gut und flüssig geschrieben. Keine Frage, das hat sich gut weg gelesen. Nans Schicksal hat mich berührt, das war teils echt heftig, was ihr so passiert ist. Was mich jetzt aber die ganze Zeit gestört hat, war dieses Verflechten von Nans Drama mit Spekulationen aus dem Privatleben der Christies, und am Ende musste noch ein Krimiteil eingebaut werden. Der Krimi hat durchaus reingepasst, aber mir war das irgendwann zu viel Phantasie mit Schneegestöber, wie meine Omi das genannt hätte. Ich finde es auch immer schwierig, wenn man die Biographie bekannter Leute mit eigener Phantasie durchsetzt und eine ganz neue Story draus macht. Eine der tragenden Rollen in diesem Roman war beispielsweise Agathas einzige Tochter, bzw. die Version, die die Autorin aus ihr gemacht hat, und ich habe mir andauernd gedacht, ich fände es ganz schon ätzend, wenn über meine Oma/ Uroma/ whatever in ähnlicher Weise phantasiert worden wäre. Da fehlte mir der Respekt zu den realen Personen und deren noch lebenden Nachfahren.
Ich hätte es besser gefunden, rein fiktive Protagonisten zu nehmen und dann im Vor- oder Nachwort zu schreiben, dass die „Affaire Christie“ zu dem Roman inspiriert hat. Mir war dieses Mischmasch von realer Historie und realen Personen und der Fiktion nix Halbes und nix Ganzes.
Okay, das ist nur meine ganz persönliche Ansicht der Dinge.
Was ich aber auch etwas merkwürdig fand, war diese Freundschaft zwischen Agatha und Nan. Die Ehefrau und die Geliebte im entspannten gemeinsamen Plausch und Tennisspiel? Ja klar. Wer kennt es nicht. Spoiler: es gab da ein paar unglaubwürdige Szenen im Roman….
Also, man merkt es, ich war nicht wirklich geflashed von dem Buch. Es war unterhaltsam, wie schon gesagt gut geschrieben, das historische Setting hat auch gepasst, aber aus oben genannten Gründen war es nicht ganz meins. Ich würde es auch nicht wirklich weiterempfehlen, vor allem nicht an Fans von Agatha Christie.
Ich verteile 2,5 von 5 Sternen.