von Kate Mosse
erschienen bei Pan; Main Market Edition (20. Januar 2022)

englischer Klappentext:
„ Sweeping from Carcassonne to Paris and Amsterdam, The City of Tears by Kate Mosse is a thrilling story of one family’s fight to survive against the devastating tides of history . . .
May, 1572. For ten violent years the Wars of Religion have raged across France. But now, peace has been brokered and a royal wedding has been negotiated. It is a marriage that could see France reunited at last.
An invitation has arrived for Minou Joubert and her family to attend this historic wedding in Paris. What Minou doesn’t know is that her family’s oldest enemy will also be there, that the Jouberts will soon be scattered to the winds after tragedy strikes, and that a beloved child will disappear without trace . . .
The City of Tears is the second volume in Kate Mosse’s No. 1 bestselling series, The Joubert Family Chronicles. It is followed by the third instalment in the series, The Ghost Ship.“
Vor ein paar Jahren habe ich den ersten Teil dieser Serie gelesen, „The Burning Chambers“, und kann mich erinnern, das fand ich klasse. Wie für Ms Mosse üblich war das ein dicker historischer Schmöker, und spielte zum größten Teil im französischen Languedoc; Haupt-Prota war Minou, ein junges hugenottisches Mädel. Mit den Hugenotten, bzw. generell mit den Religionskriegen im Europa des 15./.16. Jahrhunderts kennt die Autorin sich bestens aus, ein weiterer sehr empfehlenswerter Roman, „Das Labyrinth“ hat mich – ebenfalls schon eine Weile her – mitgerissen, dabei ging es explizit um die Katharer. Auch im Languedoc zu verorten. Nun denn, „The City of Tears“ gibt es jetzt endlich auch in der erschwinglichen Taschenbuchausgabe, also habe ich zugegriffen 😊. Minou ist mittlerweile erwachsen, und wir setzen im Jahr 1572 ein. Ach, und noch kurz ein Wort zur Serie: man kann die Bücher auch beide separat voneinander lesen. Ich konnte mich auch nicht mehr an alle Details aus dem ersten Band erinnern; man kriegt alles, was man wissen muss zur Familienhistorie nebenbei geliefert; das passt schon.
So. Also: Dreh- und Angelpunkt der Reihe ist die Familie Reydon-Joubert; und aktuell haben wir da (hauptsächlich) die Eheleute Minou und Piet und ihre beiden Kinder Marta, 8 , und Jean-Jacques, etwa 2, plus Minous Schwester Alis, und den Bruder Aimeric. Durch eine unverhoffte Erbschaft gesellschaftlich und finanziell aufgestiegen, bewohnen die Jouberts mittlerweile das Chateau of Puivert, und es könnte eigentlich alles so nett und idyllisch sein, wenn da nicht im Hintergrund alles politisch brodeln würde. Die Familie ist nämlich protestantisch, und es toben die Glaubensschlachten. Als die Familie zur Hochzeit der katholischen Prinzessin Margot mit dem protestantischen Henri of Navarre nach Paris geladen wird – heutzutage würde man es die VIP Heirat des Jahres nennen – sollen sich die Ereignisse überschlagen, und einige Tage nach dem gesellschaftlichem Grossereignis schlägt die Stimmung um und ein Massaker des Grauens, die Bartholomäusnacht, in der Tausende Hugenotten den Tod finden sollen, geht in die Geschichte ein…..und auch für die Jouberts wird es sehr schmerzlich, denn in den Gräueltagen verschwindet Marta, und eine Welt bricht zusammen…..
Minou, Piet und Jean-Jaques schaffen es, nach Amsterdam zu flüchten und sich ein neues Leben aufzubauen, aber auch hier soll dauerhaft kein Frieden aufkommen, weder familiär noch gesamtgesellschaftlich….
Mein Leseeindruck: Wow 😊. Auf 535 Seiten Spannung, Abenteuer, Liebe, Krieg und Frieden – alles dabei. Die Autorin hat hier mal wieder einen tollen historischen Roman abgeliefert, der mich mitgerissen hat. Mit Minou, die wir hier insgesamt etwa 2 Jahrzehnte begleiten, habe ich wieder mitgefiebert. Das war sehr emotional, und super spannend. Tolle Verquickung von, ich wiederhole mich wahrscheinlich, einer sehr emotionalen Familiengeschichte vor dem Hintergrund der europäischen Glaubenskriege. Die Autorin schafft es, hier recht detailliert die geschichtlichen / politischen Verhältnisse der Zeit rüberzubringen, ohne dass es eine Minute langweilig wird. Man sieht: Politik betrifft das alltägliche Leben aller.
Wir haben hier natürlich eine Menge kleiner Seitenerzählstränge, es wird hier vielen Familienmitgliedern Raum gegeben, aber hey, das Buch ist dick, es wird teils episch, aber im positiven Sinne.
Ich habe die originale Version auf Englisch gelesen, und muss dazu sagen, Ms Mosse schreibt mitreißend, aber ihr Stil ist ein bissel elaborierter als vieles, was ich sonst so auf Englisch lese. Passend zur zeitgeschichtlichen Epoche ist die Satzstellung teils ein wenig old-fashioned. Das würde mir bei einer Übersetzung wahrscheinlich gar nicht auffallen, aber als Nicht-Muttersprachlerin habe ich gemerkt, mein Lesetempo war hier ein wenig langsamer als sonst. Was völlig gut war – das hat das Lesevergnügen verlängert 😊. Aber tatsächlich habe ich seit langer Zeit mal wieder ein, zwei Wörter nachschlagen müssen.
Also, wie auch immer: das hier war mal wieder ein richtig guter historischer Roman. Kann ich sehr gerne weiterempfehlen, und ich freue mich auf den dritten Teil der Reihe, „The Ghost Ship“ der in ein paar Wochen als Taschenbuch erscheint!