von Alka Joshi
2020 erschienen bei Mirabooks, Canada
Dieses Buch war mal wieder ein Tipp von „Reeses Book Club“, dem online Bücherclub von Reese Witherspoon. Und wie eigentlich immer: diesen Tipps kann man ungesehen vertrauen, hier kriegt man immer grosses Kino und wunderbare Erzählungen 😊! The Henna Artist ist momentan nur im Original verfügbar, also mal wieder ein englischsprachiger Roman, den ich aber gerne vorstellen will.
Hierum geht’s: wir sind in Indien in den 50ern. Die Unabhängigkeit ist erreicht, und man ist gerade dabei, den neuen Staat abseits der kolonialen Strukturen zu errichten. Unsere Heldin ist Lakshmi: sie ist 30, und lebt in Jaipur als „Henna Artist“. So nennt man die Künstlerinnen, die zu Festivitäten die Hände und Füsse der indischen Frauen mit Hennamotiven verschönern, und Mystik und Wünsche in ihre Kunstwerke weben. Lakshmi geht es gut, sie verdient ihr eigenes Geld und ist dabei, ein eigenes Haus zu bauen. Allerdings war dies nicht immer so – als 17jähriges Mädchen ist sie aus einer gewalttätigen und arrangierten Ehe geflohen und in der Stadt gestrandet. Ihr so mühsam aufgebautes Leben droht zu zerbrechen, als unverhofft ihre jüngere Schwester, von deren Existenz sie keine Ahnung hatte, vor ihr auftaucht. Radha ist jung, voller Lebenshunger, und wirbelt Lakshmis Leben komplett durcheinander…..ein Leben, dass trotz des Erfolges sehr fragil ist und ganz eigene dunkle Geheimnisse birgt….
Was mich an diesem Roman so gefesselt und begeistert hat, war nicht zuletzt die Atmosphäre. Indien mit allen Farben und Gerüchen war präsent. Mit Lakshmi, ihrem 8jährigem Diener Malik („servant boy“ – Diener trifft es nicht so ganz bei dem bauernschlauem fixem Kerl, Assistent wäre es wohl eher, aber hahaha, in dem Alter 😉!), den Society-Ladies, die Lakshmis Dienste in Anspruch nehmen, und all den anderen Protagonisten nimmt uns die Autorin in die Welt des alten Rajasthans mit, und man wird in die Story echt eingesaugt. In Indien ist das Kastensystem immer noch sehr lebendig und bestimmt das Leben der Menschen, und ich fand es super interessant, en passant Einblicke in das indische Gesellschaftssystem und in die Traditionen des Landes zu bekommen.
Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht Lakshmis geschrieben, so dass wirklich eine unmittelbare Nähe zu den Personen, zum Geschehen ist.
Eine echt toughe Heldin, spannende Nebencharaktere, Schauplätze, die ich einfach mal als exotisch bezeichne (ich meine, hey, wir begleiten Lakshmi unter anderem in den Palast der Maharani von Rajastan!), und alles ist so lebendig beschrieben, dass man meint, mittendrin dabei zu sein. Das ist echt grosse Erzählkunst.
A propos Erzählkunst: mir ist als Nicht-Muttersprachlerin immer wichtig, dass das Englische gut lesbar ist. Und das ist es. Definitiv. Elegant, aber gut lesbar für Ausländer. Sehr flüssig geschrieben, mit vielen kursiv gesetzten indischen Wörtern, für die es aber ein sehr gutes Glossar am Ende des Buches gibt, und daher empfehle ich das Original sehr gerne weiter.
Und bitte, die Printausgabe zur Hand nehmen: Zum einen wegen des Glossars, das ich doch recht oft genutzt habe, und das wäre mir bei nem ebook zu nervig gewesen, dann gibt es eine kurze Übersicht über die Charaktere (auch immer nützlich), und am Ende ist noch ein weiterer Anhang mit 2 Rezepten, einem „Readers Guide“ mit ein paar Fragen als Diskussionsgrundlage bei Buchclubs, und ein paar persönlichen Worten der Autorin, die dieses Buch ihrer verstorbenen Mutter gewidmet hat. Ich finde solche Zusatzinfos immer extrem interessant, aber bei ebooks neige ich dazu, diese zu übergehen.
Also mein Fazit: Unbedingt lesen!!! Die Fortsetzung steht schon in den Startlöchern, soll 1969 starten, und das Vorwort zumindest ist aus Maliks Perspektive geschrieben. Ich hab es bestellt 😉 und bin schon neugierig, wie es weitergeht!
Mehr Infos zum Buch gibt es auch auf der Homepage der Autorin .