von Chanel Cleeton

erschienen 2021 bei Berkley / Penguin Randomhouse

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Von Chanel Cleeton habe ich bereits „Next Year in Havana“ und „When we left Cuba“ geliebt, und daher war dieses Buch schon fast Pflichtlektüre. Auf deutsch ist es noch nicht erschienen, also habe ich auf die englische Taschenbuchausgabe gewartet. Zeitlich ist dieser Roman um einiges früher angesiedelt; nachdem ich Beatriz Perez in „When we left Cuba“ in den 1960er Jahren verlassen habe, so ist „The Most Beautiful Girl in Cuba“ in den Jahren 1896-1898 angesiedelt, aber eine der Protagonistinnen ist – natürlich – eine Perez-Tochter. Wir sind als Leser also gleichwieder „daheim“ 😊.

Hierum geht’s: vor dem Hintergrund der Unabhängigkeitsbestrebungen Kubas und dem damit einhergehendem spanisch-amerikanischem Krieg, der letztendlich zumindest formal Kuba 1902 in die Unabhängigkeit geführt hat, verfolgen wir das Schicksal dreier unterschiedlicher Frauen. Da ist zum einen Marina, besagte Tochter des Plantagenbarons Perez, die aus ihrem wohlhabendem Elternhaus ausbricht und ihre Jugendliebe Mateo heiratet. Weit unter ihrem Stand, daher der Bruch mit der Familie. Mit Mateo verbindet Marina nicht nur die einzige wahre romantische Liebe, sondern auch die brennende Liebe für Kuba, und beide kämpfen für ein Cuba Libre – Mateo bei den Rebellen, Marina wird Spionin und übermittelt Nachrichten zwischen den Fronten. Auf diese Weise wirkt sie auch bei einer spektakulären Befreiungsaktion mit: Evangelina, das titelgebende schönste Mädchen des Landes, wird aus einem Gefängnis befreit und nach Amerika geschmuggelt, wo man sie zur Galionsfigur der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung macht.

Die dritte Protagonistin ist Grace, eine junge unabhängige Frau in New York, die sich im Journalismus einen Namen machen will und im berühmt-berüchtigtem Journal arbeitet. Und die es auch schafft sich in der Zeitungsbranche als Reporterin durchzusetzen: ihr Steckenpferd soll Kuba werden, und auf ihre Weise ist auch Grace an der Befreiung Evangelinas beteiligt.  3 Frauen, deren Wege sich kreuzen werden, und anhand derer sich ein sehr spannendes Zeitportrait aufzeigt. 3 Frauen, die stark, unabhängig, leidenschaftlich sind. Die für das, an das sie glauben, einstehen, und niemals aufgeben.

Und was ich besonders spannend fand: Evangelina Cisneros hat es so tatsächlich auch gegeben. Auf ihren Kuba-Recherchereisen ist die Autorin über die Biografie Evangelinas gestolpert, und war so gefesselt, dass sie sie zur Heldin ihres nächsten Romans gemacht hat. Im Nachwort berichtet Ms Cleeton davon, und sie hat sich wohl auch sehr eng an die Lebensgeschichte Evangelinas gehalten. Und den Rest der Story geschickt drum herum geplottet, salopp gesagt. Dies ist ihr mMn sehr gut gelungen, für mich ist das Resultat ein toller, fesselnder Roman, mit allem, was ein page-turner braucht: Aktion, Abenteuer, Liebe, der Kampf für die Freiheit, tolle Protagonisten, grosse Gefühle – grosses Kino.

Und natürlich 2 spektakuläre Schauplätze: Havanna und New York kurz vor der Jahrhundertwende. Super interessant. Mit Grace als angehender Reporterin sind wir immer wieder in einer ganz anderen Welt; in der Zeit, als die Zeitungen ihren medialen Aufstieg hatten, und sich in New York Pulitzer mit seiner Times und Hearst mit dem Journal Kriege um die Auflage ihrer Zeitungen lieferten und der Journalismus in den Kinderschuhen steckte. Das war ein sehr interessanter Nebenschauplatz, mit interessanten Einblicken.

Mein Fazit: ich bin begeistert, sowohl von der gut und flüssig erzählten Geschichte, als auch von der Nachhilfestunde in Sachen Geschichte, die mir die Autorin erneut geben konnte.

Und wie immer, wenn ich englische Bücher (auf deutsch) rezensiere, noch kurz ein Hinweis zur Sprache: flüssig geschrieben, viele Dialoge, aber mit schöner sprachlicher Eleganz. Kein „Englisch für Einsteiger“. Ich hoffe trotzdem, ich motiviere hiermit auch deutsche Leser, mal (wieder?) einen Roman auch im Original zu lesen. Ich lese Fremdsprachliches immer etwas langsamer, und das hier war toll, man konnte es länger geniessen 😊.

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