von Renée Rosen
erschienen 2021 bei Berkley / Penguin Random House
Erneut ein Buch, das ich auf Englisch gelesen habe, und auf deutsch rezensiere – es gibt aber aktuell auch noch keine deutsche Ausgabe. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch auf Instagram, denn einige meiner Lieblingsautorinnen feiern das gerade, und ich war neugierig.
Das Buch ist eine Art Biographie der beiden Grande Dames der New Yorker High Society der sogenannten amerikanischen Gilded Age , sprich der Glanzzeiten der US Wirtschaft gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Alva Vanderbilt und The Mrs Astor – Caroline Schermerhorn Astor. Die Astors rühmen sich, zum alten amerikanischen Adel zu gehören, die Vanderbilts sind das „neue Geld“ – die Eisenbahn hat sie unvorstellbar reich gemacht. Zwischen Alva Vanderbilt und Caroline Astor herrschte jahrelang eine spektakuläre Fehde darüber,+ wer das Sagen in den gesellschaftlichen Kreisen hatte, und dieser Roman bietet einen spannenden Einblick in die Gesellschaft der upper class, und zeichnet die Familiengeschichten der Vanderbilts und der Astors nach.
Ich war das ganze Buch hindurch fasziniert von der detailgetreuen historischen Genauigkeit; angefangen mit den Familienstammbäumen der Vanderbilts und der Astors zum Beginn des Buches, bis hin zur Leseliste am Ende, für alle, die weitergehendes Interesse an dem Zeitalter haben. Das Buch ist extrem gut recherchiert, und so gut geschrieben, dass ich völlig in die Geschehnisse eintauchen konnte.
Jetzt habe ich gesagt, das Buch sei eine Art Biographie, das muss ich erläutern. Natürlich sind die Lebensläufe der beiden Protagonistinnen auf- und nachgezeichnet worden, aber es ging auch um die Rechte der Frauen, beziehungsweise um die (oftmals nicht vorhandene) Selbstbestimmung der Frauen. Die Frauen waren gesetzlich ohne jede Rechte, ihnen gehörte nichts, sie waren komplett von ihrem Ehemann abhängig. Um trotzdem ein Feld für sich zu haben, haben sich zumindest die betuchteren Damen auf dem gesellschaftlichem Parkett ausgetobt und je mehr die Gastgeberin gefeiert wurde, desto mehr Macht hatte sie auch. Und das konnte dann auch schon mal ziemliche Auswüchse annehmen, die mit heutigen Masstäben nicht mehr wirklich messbar sind. Fakt war auf jeden Fall, dass die Gesellschaft und deren Glaubenssätze das Leben der Frauen extremst bestimmte. Doch gegen Ende des 19. Jahrhundert beginnt langsam auch, sich in dieser Hinsicht etwas zu ändern, die Suffragettenbewegung kommt auf, und tatsächlich sind es auch Frauen wie Alva Vanderbilt, die es wagen, sich scheiden zu lassen, Tabus zu brechen, und trotzdem weiterhin auf dem gesellschaftlichen Parkett bestehen können – und damit Vorreiterinnen für alle Frauen werden.
Ich wiederhole mich, ich fand das Buch spannend. Ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument, und die Autorin hat es geschafft, das „goldene amerikanische Zeitalter“ der New Yorker Society aufleben zu lassen. Und sie hat den Figuren Leben eingehaucht. Viele der Namen sind einem ja geläufig – die Van Alens, die Rockefellers, da hat man ja schon mal was von gehört. Nach der Lektüre dieses Buches kann ich sie auch einordnen 😉. Und wer kennt nicht das Waldorf Astoria Hotel zumindest vom Namen her? Das waren mal zwei getrennte Hotels: das Waldorf war ein neuer Prachtbunker, der direkt neben Mrs Astors Privathaus aufgemacht wurde. Und zwar von ihrem Schwager. Ist schon etwas nervig, ein grosses Hotel neben sich zu haben – also zog Mrs aus, und hat ihr ehemaliges Wohnhaus zum Astoria Hotel umbauen lassen, Noch grösser, noch schicker. Wer kann, der kann eben 😉.
Mein Fazit: das war mal ein völlig neues Sujet für mich, und es hat mich abgeholt. Flüssig geschrieben, mit vielen interessanten historischen Fakten, und ich hab es sehr gerne gelesen!