von Elias Haller
erschienen bei Edition M (3. Dezember 2019)
Dieser Krimi ist bereits 2019 erschienen, ich muss beschämt gestehen, dass ich ihn im Rahmen einer Sommeraktion vom Verlag damals als e-book-Rezensionsexemplar erhalten habe – und ihn dann vergessen habe. Wahrscheinlich, weil mir weder Autor noch der Verlag selbst was gesagt haben. Asche auf mein Haupt. Ich habe das Lesen jetzt nachgeholt, und muss sagen: war gut. Ziemlich gut sogar. Mir ist augenscheinlich was entgangen.
Hierum geht’s: Mit „Tod und kein Erbarmen“ steigen wir mit Band 7 in eine Reihe von aktuell 8 Bänden in die Reihe um den Kriminalkommissar Erik Donner aus Sachsen ein. Sowas mag ich ja eigentlich weniger, ich habe mir eigentlich vorgenommen, nicht mehr querbeet in irgendwelche Serien einzusteigen, aber hier muss man sagen, das war okay; alles Wichtige um den Kommissar bekommt man im Laufe der Geschichte erklärt, man muss sich nichts zusammenreimen. Das ist ja nicht selbstverständlich, und deshalb schon mal ein erster Pluspunkt. Herr Donner ist tatsächlich auch ein wenig speziell und nicht wirklich ein Sympathieträger auf den ersten Blick. Vielleicht war er das mal in den ersten Bänden der Reihe, aber mittlerweile ist der Mann vom Schicksal echt gebeutelt, er hat Frau und Kind und Lebensgefährtin verloren, hat psychisch also echt schon extreme Tiefpunkte gehabt, und ein übler Sturz von einem Dach hat ihn körperlich zermöbelt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Also, auf jeden Fall, wir lernen ihn als ziemlich angeschlagen kennen. Und nun sitzt er im tiefsten Erzgebirge in Schneegestöber in einer Kneipe und ersäuft sein Unheil……dummerweise gibt es am nächsten Morgen vor Ort eine Leiche, und Verdächtiger Nummer 1 ist besagter brillanter Kommissar. Sieht nicht gut aus für ihn. Die neue Leiche steht dann auch noch in Zusammenhang mit einem Cold Case, der vor 10 Jahren landesweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Die 10jährige Violetta ist damals entführt worden, und der Fall wurde nie aufgeklärt. Es gab einige Verdächtige, deren weiteres Schicksal teils auch sehr mysteriös endete, aber wie gesagt, es wurde nichts gelöst damals. Das heißt, Erik Donner muss nicht nur seine Unschuld im aktuellen Mord beweisen, sondern am besten auch noch aufklären, was damals mit Violetta wirklich geschah.
Okay, soviel zur Ausgangslage. Und dann wird es wirklich spannend. Der kleine Ort im tristen Erzgebirge war ein interessantes Setting. Irgendwie habe ich da jedem Einwohner zugetraut, in einen der Fälle verwickelt zu sein. Mafiöse Strukturen im Kleinformat. So nach und nach kommen auch noch weitere Ermittler dazu; wir haben hier die lokalen „Cops“, sie ich zwischendurch allesamt auf meiner mentalen Verdächtigenliste hatte, dann kam das LKA, plus einige sehr skurrile Gestalten aus Kommissariaten, die es eigentlich offiziell gar nicht geben dürfte. Ich sag nur: Sokrates Vogel (wer denkt sich solche Namen eigentlich aus 😉?), inoffizieller Chef und Verwalter aller ungelösten Fälle der letzten Dekaden in Sachsen, Superhirn und Misanthrop, der mit seiner neuen jungen Assistentin Lia Winter nochmal alles aufmischt. Wobei Herr Vogel mein persönliches Highlight unter den Protagonisten war, der Typ hatte einfach schwarzen Humor vom Feinsten.
Es gab hier einiges an Ermittlungsarbeit, und ich fand es rundum spannend gemacht. Die Atmosphäre war auf langen Strecken sehr düster (nein, das Erzgebirge setze ich definitiv nicht auf die Liste meiner noch zu bereisenden Orte), aber wie gesagt: der Spannungsbogen ist allzeit hoch.
Ich verteile volle Punktzahl!
…..ich habe allerdings auch noch ein Nachwort: mich hat dieser Band ja echt begeistert, und da dachte ich, lese ich doch gleich den nächsten Teil der Reihe. Das wäre „Schmerz und kein Trost“. Okay. Gab es auch im Rahmen von Prime kostenfrei, also habe ich ihn mir gleich runtergeladen. Hm. Und was soll ich sagen, das hat mir so gar nicht mehr gefallen, da wird nämlich brutal geschlachtet und üble Sniff-und Splattervideos spielen eine große Rolle. Das habe ich nach #7 so nicht erwartet. Der kommt nämlich gänzlich ohne explizite graphische Blutorgien aus. Das war mit tatsächlich nach knapp 200 Seiten zu viel, das habe ich abgebrochen. Ich mag es gerne atmosphärisch hochspannend, aber mein persönlicher Ekelfaktor darf nicht überschritten werden. Mein anscheinend zu zartes Gemüt kann sowas schlecht verkraften. Super schade, denn wie gesagt, eigentlich war ich gerade Fan geworden.