von Simon Bill, als Hörbuch gelesen von Hans Löw

erschienen JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH August 2023

10 Stunden und 39 Minuten

Link zum (Hör)-Buch

Ich muss jetzt hier den Klappentext einkopieren:

 „Es läuft nicht gerade gut für den titelgebenden Künstler. Der Einzige, der ihm Aufmerksamkeit schenkt, ist sein Drogendealer. Bis er durch einen glücklichen Zufall ein Arbeitsstipendium an einem neurologischen Institut erhält, das alles verändert und ihm neuen Schwung verleiht. Die rettende Idee: eine von Neurowissenschaften inspirierte Ausstellung! Doch in dem verheißungsvollen Institut geht es abgedrehter zu als erwartet…

Mit beißendem Humor und Scharfsinn entlarvt Simon Bill in seiner (Modern-)Art-Farce die Korruption der Londoner Kunstszene in ihrer Besessenheit vom Aufspüren des neuesten Hypes. Nebenbei erfährt man kuriose Fakten über die Funktionsweise des Gehirns.“

Das hat mich nämlich sofort geflashed, das hörte sich nach einem Roman an, der in der zeitgenössischen Londoner Kunstszene spielt, und lies zusätzlich Witz, Satire, Komik vermuten. Und dann steht da noch, dass man nebenbei ein paar „fun-facts“ über die Funktionsweise des Gehirns erfährt. Hörte sich cool und vielversprechend an.

War es aber nicht. Und zwar sowas von überhaupt nicht.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive des besagten Londoner Künstlers. Der kriegt es irgendwie nicht ganz gebacken, als Künstler richtig anerkannt zu werden, und ist mit – wenn ich es richtig in Erinnerung habe – Mitte 30 auch noch nicht wirklich klar in seinem Leben angekommen. Er schafft es aber, in einem neurowissenschaftlichen Institut einen Job zu ergattern, und soll eine Ausstellung zum Thema Neurowissenschaften organisieren. Dabei trifft er auf Patienten, die teils unter sehr seltenen und skurrilen Gehirnschädigungen leiden, und die er in Zeichenworkshops unterrichtet. Soviel zum Erzählstrang. Das könnte man jetzt auch in relativ kurzer Zeit erzählen. Richtig aufgebläht wird der Roman nun aber durch epische Anatomie-Vorlesungen. Anstatt der erwarteten kurzen fun-facts habe ich stundenlange Vorträge zur Funktionalität des Gehirns bekommen. Die jeweiligen Patienten in dem Neuro-Hospital haben mit ihren Problemen hierzu immer den Startschuss gegeben: anhand eben dieser Problematiken wird dem Hörer / Leser detailliert doziert, wie Wahrnehmung funktioniert, welche Gehirnteile für was genau da sind etc. pp. Das war kein „nebenbei erfahren Sie ein paar witzige Dinge“, das waren Anatomievorlesungen par Excellence. Hin und wieder unterbrochen durch die eigentliche Erzählung.

Tja, was soll ich sagen? Ich interessiere mich durchaus für die Funktionsweise des menschlichen Körpers, ich bin zwar kein Gehirnchirurg, aber habe beruflich bedingt mir ein solides Anatomiegrundwissen aneignen müssen und auch der Aufbau des Gehirns ist mir wohlbekannt. Ich bin also ein bissle mehr als ein interessierter Laie. Ich schicke das jetzt voraus, denn ich habe die ersten Stunden dieses Hörbuchs auf einer langen Autofahrt gehört, auf der ich nicht alleine war, und meine nicht-medizinisch-bewanderten Mithörer sind nach der ersten halben Stunde ausgestiegen. Und mir wurde es auch irgendwann zu viel. Hier wird echt aus einem Anatomiebuch vorgelesen, mit allen lateinischen Fachbegriffen, und sorry, das war zu viel.

Wer sich als interessierter Laie für sowas interessiert, sollte sich ein Fachbuch kaufen, die glänzen nämlich zusätzlich mit bunten Bildchen und Graphiken, da hat man mehr von.

Ja, ich habe mich echt gefragt, was das soll. Was für ein merkwürdiger Mix aus halbfertigem Roman und wissenschaftlicher Vorlesung.

Einzig der Sprecher hat mich noch ein paar weitere Stunden bei der Stange gehalten. Hans Löw hat eine dunkle, sehr angenehme Stimme, die mich von der Klangfarbe und der Betonung her an den deutschen Synchronsprecher von Bruce Willis erinnert hat. Okay, was soll ich sagen, dem Mann kann man zuhören, auch wenn er Telefonbücher vorlesen sollte 😊.

Wie soll ich das Werk jetzt gescheit beurteilen? Inhalt 1 Stern, Sprecher 5 Sterne. Ergibt gesamt dann 3. Empfehlen würde ich es jetzt trotzdem nicht. Schade.

Trotzdem: Danke an den Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar. War leider nicht meins.

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