von Imogen Crimp, als Hörbuch gelesen von Sandra Voss
erscheint im Februar 2022 bei steinbach sprechende Bücher, respektive beim Hanserblau Verlag
London, heute: Anna, Anfang 20, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, ist Gesangsstudentin, Fach Oper, und verdient sich ihr Studium und ihren Lebensunterhalt als Jazzsängerin in diversen Bars. Hier lernt sie eines Abends Max kennen, einen älteren und wohlhabenden Geschäftsmann, der eine Faszination auf sie ausübt, die sie so noch nie kannte. Die beiden beginnen eine Beziehung miteinander, und – so der Klappentext: „Einen betörenden Winter lang oszilliert ihr Leben zwischen den schwer erkämpften Momenten auf der Bühne und den Nächten in Max’ Apartment, das über die Lichter der Stadt blickt. Doch Annas Karriere fordert einen immer größeren Teil ihres Lebens – ebenso wie Max.“
Die beiden sind ein komplett gegensätzliches Paar, und aus dieser Gegensätzlichkeit speist sich die Anziehung.
Mich hat der Zusatz des Verlags, dass es sich hierbei um einen „tiefgehenden psychologischen Roman über eine Beziehung mit ungleichen Machtverhältnissen, über Geld, Sex und Abhängigkeit“ handelt, angesprochen, solche Geschichten finde ich spannend.
Und jetzt muss ich sagen, ich hab knapp 1/3 des Hörbuchs gehört und abgebrochen. Insgesamt fasst das Hörbuch 14:32 h, ich hab nach etwa 5 h genug. Schade.
Die Story ist aus Annas Ich-Perspektive erzählt, und ganz ernsthaft, Anna geht nicht an mich. Sie ist einerseits völlig naiv und unerfahren, will andererseits aber die Femme fatale sein. Sie ist völlig verkopft und seziert jede Gefühlsregung und jeden Moment ihres Lebens. Für mich wirkte sie ständig völlig exaltiert und divenhaft. Andererseits überlegt sie permanent, wie sie wohl auf die Menschheit wirkt. Diese Unsicherheit gepaart mit Geltungsbewusstsein sind nicht wirklich eine angenehme Mischung.
Streckenweise zieht sich die Handlung auch arg dahin. Wenn Anna beispielsweise in epischer Länge ein Gespräch mit ihrem bizarrem Vermieter wiedergibt, dem ihre Gesangsübungen nerven, dann war mir das irgendwann einfach zu viel an unwichtigen Details.
Mit Max ging es mir ähnlich, der ältere erfahrene Sugardaddy, der die arme Kleine in die Welt des Geldes einführt. Ich weiss nicht. Fand ich weder betörend noch oszillierend. Ich fand die beiden einfach nicht sonderlich sympathisch und irgendwann haben sie mich auch nicht mehr interessiert. Max hatte keine Tiefe, wir erfahren – zumindest in den ersten 5 Stunden – so gut wie nix über ihn. Dafür interpretiert Anna aber umso mehr in ihn hinein…..
Es ist auch nicht so, dass viel passiert. Es wird halt jede Gefühlsregung der künftigen Operndiva auseinandergenommen, aber so richtig viel geschieht nicht.
Man hat ja oft Bilder vor Augen beim Geschichtenhören (ich zumindest), und mein innerer Film hat mir ständig ein armes Revuemädel mit ihrem altem Gönner in der Belle Epoque gezeigt, echt strange, aber mich haben die Settings in den verrauchten Bars des Nachts und den Operngesangsstunden tagsüber immer wieder mental in Moulin-Rouge-Kulissen entführt, und ich war dann immer wieder erschreckt, wenn Anna erwähnt, dass sie Max, respektive seine (Noch)-Frau googelt und einen Laptop benutzt 😊, Das hat mich dann wieder unverhofft ins 21. Jahrhundert geschreckt.
Die Sprecherin hatte eine angenehme Stimme, aber teilweise mit etwas exaltierter Betonung. Wobei ich jetzt ja sagen muss, das hat auf den Charakter der Protagonistin gepasst. Aber wenn man irgendwann entschieden hat, dass man die Protagonistin nicht wirklich mag, oh je, dann nervt einen das zusätzlich (und ich entschuldige mich vorsorglich bei Frau Voss, das ist jetzt rein subjektiv!).
Ok. Es war nicht meins. Und vielleicht tue ich dem Werk unrecht, vielleicht nimmt das Geschehen noch an Fahrt auf, vielleicht ….. allein, ich habe keine Lust mehr, es herauszufinden. Ich vergebe 3 Sterne, weil ich es – eventuell ungerechtfertigt – nicht völlig zereissen will, aber ich kann es nicht weiterempfehlen.
Trotz alledem: Vielen Dank an Netgalley und den Hörbuchverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!