Untertitel: Über die Kunst, die Unvorhersehbarkeit des Lebens anzunehmen

von Gerald Hüther

Erschienen 2020 bei Vandenhoeck& Ruprecht

Hier Link zum Buch inkl Leseprobe!

Gerald Hüther ist renommierter Neurobiologe und Autor und hat speziell auf dem Gebiet der Hirnentwicklungsstörungen geforscht. Mehr über seinen fachlichen Hintergrund kann man auf seiner Webseite nachlesen https://www.gerald-huether.de/

 Mir war er tatsächlich aus diversen Vorträgen zum Thema Angst bekannt, und so habe ich mich gefreut, als ich vor kurzem dieses Büchlein geschenkt bekommen habe. Büchlein, denn es ist leider nur 127 Seiten stark.

Hüther schafft es, komplizierte Zusammenhänge auch für interessierte Laien verständlich darzustellen (das nennt sich dann populärwissenschaftliches Erklären 😉), und das tut er auch in diesem Buch brilliant.

Ja, Thema Angst – das ist das Thema unseres Jahres 2020, dem Corona-Jahr, und egal wie man zu dem Thema auch stehen mag und was man dazu denkt, das grosse Thema ist die Angst. Angst vor dem Virus, Angst vor dem Tod, Angst vor lebensverändernden Massnahmen – egal was, die Angst geht um, und zwar im grossen Stil. Hüther erklärt hier, was genau Angst eigentlich ist. Wie sie funktioniert. Wieso sie so funktioniert, wie sie eben funktioniert. Er erklärt die Stressreaktionen des Körpers, und die, ich nenne es mal, Anatomie der Angst. Denn die Angst per se ist nicht verkehrt, wir brauchen sie zum Überleben. Die Sache ist halt nur, wie wir damit umgehen, und ob wir uns von ihr beherrschen lassen. Im Vorwort schreibt der Autor, sein Buch ist „der Versuch, zu verstehen und gemeinsam mit Ihnen herauszufinden, was uns wirklich Angst macht, wie die Angst unser Denken, Fühlen und Handeln verändert, und was uns helfen kann, gar nicht erst in den Würgegriff der Angst zu geraten oder (…) uns möglichst schnell wieder aus ihrem Zugriff zu befreien.“

Meiner Ansicht nach ist ihm das gelungen. Ich fand es sehr interessant zu lesen. Und nein, es ist kein „Corona-Buch“, wie man vielleicht jetzt meinen könnte, es wird an ganz wenigen Stellen auf das aktuelle Geschehen explizit Bezug genommen, aber es ist eine sehr spannende Lektüre für alle, die wissen wollen, wie es kommt, dass die Angst uns gerade so sehr regiert.

Es geht generell um die allzeit gültigen Mechanismen der Instrumentalisierung der Angst, die die Menschen – egal ob im grossen oder kleinem – abhängig und manipulierbar macht. Und wie man wieder einen Weg daraus hinaus findet. Und das ist, wie der Titel des Buches sagt, immer damit verbunden, dass wir einsehen, dass das Leben nicht 100 -%ig planbar ist. Das Leben ist unvorhersehbar. Das müssen wir akzeptieren. Man kann nicht alles kontrollieren. Aber genau das ist das Leben. Das ist die Freiheit. Schon immer gewesen.

Mein Fazit: sehr lesenswert, und auch sehr gut verständlich.

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