von Lea Thannbach
2020 erschienen im Ullsteinverlag
Nachdem ich soeben den ersten Teil der „Land der Weihnachtssterne“-Saga beendet habe, lag nun schon direkt die Fortsetzung auf meinem reader bereit – danke bei der Gelegenheit an Netgalley.de für die beiden Rezensionsexemplare – und ich konnte sofort weiterlesen. Mit Betonung wirklich auf Weiterlesen, denn um die familiären Verwicklungen zu verstehen, sollte man hier definitiv mit dem ersten Band beginnen und nicht einfach hier mit dem Lesen einsteigen. Es geht geradewegs weiter, wo wir in Teil 1 aufgehört haben. Stella ist zurück in München und wie gewohnt wird auf zwei zeitlichen und geographischen Ebenen erzählt. Zum einen sind wir mit Stella 2005 in der Gegenwart in München, bzw. abwechselnd mit ihr in München und Kalifornien, wo sie ja ihre Familie neu gefunden hat, und dann in Rückblicken verfolgen wir das Leben ihrer Grossmutter und Mutter in den Nachkriegsjahren, respektive den späten 60ern und frühen 70ern. Die Historie rund um den Familienbetrieb der Weihnachtssternzucht rückt etwas in den Hintergrund und umrahmt nur noch die Familiensaga.
Ich fang bei meiner Bewertung mal mit den positiven Dingen an 😉. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und angenehm, und man merkt der Autorin ihre Liebe für die Figuren an. Alle Protagonisten werden detailliert gezeichnet und erhalten alle ihren Raum in der Geschichte. Dinge, die sich im ersten Band kurz gezeigt haben, entfalten sich, und die ganzen familiären Verstrickungen werden peu a peu entwirrt, und ich habe mir ein paar mal gedacht, das war von Beginn an echt gut geplottet,
Allerdings, und jetzt kommt meine – sehr subjektive – Kritik: es waren mir teilweise zu viele Leichen im Keller, ein bisschen „too much of everything“. Zu viele Geheimnisse, zu viele Emotionen, zu viele Wiedergutmachungen….war ein bisschen schade, für mich war irgendwann die Glaubwürdigkeit weg, und ich bin teilweise im Schnellverfahren durch die Seiten geflogen, weil mich die Details gar nicht mehr so interessiert haben. Wie mach ich das jetzt verständlich? Jede Familie hat ja ihre Leichen im Keller, irgendwas gibt’s überall, was vertuscht wird, aber hier war es einfach etwas zu knackig. Man verletzt sich gegenseitig bis aufs Blut, aber man ist ja Familie, und auch wenn es „Ausgestossene“ oder „Flüchtlinge“ gibt, der Rest der Familie liebt sich bis zum Allerletzten. Und dann taucht eine unbekannte Enkeltochter in Kalifornien auf, wird von Augenblick A bedingslos an geliebt, aber die Familienlügen werden trotzdem aufrecht erhalten….auch wenn die betreffende Person es merkt, das die Dinge hinten und vorne nicht stimmen können….also irgendwie hat mich das genervt und für mich war das nicht stimmig. Im ersten Teil hatte ich noch den Eindruck, Stella würde sich in Kalifornien als Person weiter entwickeln, aber im zweiten Teil hab ich davon nicht mehr viel gemerkt. Am Ende hat Stella dann – Achtung Spoiler – die grosse familiäre Katharsis organisiert, und das Buch endet in der zu erwartenden Harmonie und mit dem Beginn einer grossen Liebesgeschichte, aber ich hab so im letzten Drittel etwas abgeschaltet gehabt, die Geschichte hat mich nicht mehr wirklich berührt. Ich wollte eigentlich nur noch wissen, wie genau es ausgeht, und wie die Dinge denn nun zusammenhängen. Ja, schade, ich fand den ersten Teil echt gut, und Band zwei hat mich dann nicht mehr so berührt.
Fazit: das Buch war gut, keine Frage, aber für mich jetzt auch kein Knaller.