von Jenny Ashcroft
Erschienen 03/2021 im Goldmannverlag
Bombay, 1913: die junge Madeline kehrt nach ihrer Ausbildung in England zurück zu ihren Eltern ins koloniale Bombay. Ihre Mutter hat schon einen geeigneten Heiratskandidaten auserkoren: Guy Bowen, Chirurg, und fast doppelt so alt wie Maddy. Doch Maddy lernt den charismatischen Offizier Luke Devereux kennen und lieben. Mit ihm entdeckt sie die Sightsseeingattraktionen Indiens, und die Macht der Liebe. Leider ist das Glück ist nicht lange ungetrübt, denn die Schatten des ersten Weltkrieges ziehen herauf, und Luke muss in den Einsatz nach Europa….
Ein klein wenig zeitversetzt in England wird ein Offizier, der seinen Namen und seine komplette Erinnerung verloren hat, in einer modernen psychiatrischen Klinik auf, wir würden heute sagen, posttraumatisches Stresssyndrom behandelt. Was ist mit ihm geschehen, und vor allem, wer ist er?
Soweit die Handlung, bzw. der Ausgangspunkt. Der Klappentext verspricht: „Dieser üppige Liebesroman ist ein Muss!“. Das Cover ist, finde ich, auch bezaubernd gestaltet, und ich musste zugreifen. Ich liebe historische Romane, ich liebe opulente Liebesromane, ich habe ein Faible für genau dieser historische Ära, und Indien, ah – mein Sehnsuchtsland. Ich hatte also echt hohe Erwartungen. Und was soll ich sagen, leider war das nix. Zumindest nicht für mich. Ich hab von den knapp 600 Seiten die Hälfte geschafft, und den Rest nur noch quergelesen.
Was genau hat mir nicht gefallen: Als erstes der Stil. Der war extrem anstrengend. Ms Ashcroft liebt Einschübe in Klammern, kursiv Gedrucktes, und viele kleine Minisätze und Einschübe. Die Einschübe sind oftmals ironisch, damit hab ich ja prinzipiell kein Problem, aber irgendwie stört es den Erzählfluss. Was ich in witzigen Kolumnen gerne mag, strengt im Roman an. Ich hab tatsächlich mir die Mühe gemacht, und mal ein paar Rezensionen zum englischen Original gesichtet, und voilà, einige englische Leser hatten genau dasselbe Problem mit „Meet me in Bombay“, sodass hier der Übersetzerin kein Vorwurf gemacht werden kann. Wahrscheinlich ganz im Gegenteil 😉.
Zweitens bin ich den Protagonisten nicht wirklich nahe gekommen. Maddy und Luke sind ein wenig jugendlich-unkonventionell, aber viel mehr könnte ich jetzt nicht zu den beiden sagen. Guy ist der gesetzte, ältere Verehrer. Das sind für mich schlicht Figuren in einem Stück. In einem englischen Kolonialstück, zumindest was den Teil angeht des Romans, der in Indien spielt. Wir sind im britischen Indien, wohlgemerkt. Alle Protagonisten sind Britisch. Was kein Vorwurf sein soll, aber für mich kam kein Indien-Flair rüber, schlicht, weil der Leser gar keine „locals“ kennenlernt. Aber gut, das ist jetzt meine ganz persönliche Enttäuschung, das kann ich der Autorin nicht negativ anlasten. Ich stelle das einfach mal so fest.
Ich fand einfach auch, dass so gar keine Entwicklung in den Charakteren stattfand. Die waren für mich recht flach, und mich haben die Leute irgendwann einfach nicht mehr interessiert. Der Erzählstrang in der englischen Klinik hat mich eine Weile bei der Stange gehalten, aber auch da ist nix passiert irgendwie….es war zuviel hervorsehbar. Man ahnt, wer der namenslose Patient ist, oder? Und man ahnt auch, was sonst so mit Maddy passiert – es wird am Ende noch mal etwas traurig, aber niemals dramatisch, und wie gesagt, wenn einem nach der Hälfte des Buches das Ende klar ist, ähm, ja, dann war das jetzt nicht so der pageturner….
Schade. Ich hatte mich auf eine epische Liebesgeschichte in den 10ern / 20ern des letzten Jahrhunderts gefreut, und es hat mich jetzt so gar nicht erreicht. Ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass viele vielleicht auch jüngere Leser das Buch gerade wegen dem speziellen Erzählstil lieben werden ?! Ich will das Werk jetzt nicht zerreissen. Immerhin hab ich fast 300 Seiten auch durchgehalten. War halt einfach nicht meins.
Ich bedanke mich trotzdem sehr beim Bloggerportal des Randomhouseverlags für das Rezensionsexemplar!