Monikavon Shana Abé
erscheint bei Kensington Books (25. April 2023)
Englischer Klappentext: „1867, Richmond, Virginia: Though she wears the same low-cut purple gown that is the uniform of all the girls who work at Worsham’s gambling parlor, Arabella stands apart. It’s not merely her statuesque beauty and practiced charm. Even at seventeen, Arabella possesses an unyielding grit, and a resolve to escape her background of struggle and poverty.
Collis Huntington, railroad baron and self-made multimillionaire, is drawn to Arabella from their first meeting. Collis is married and thirty years her senior, yet they are well-matched in temperament, and flirtation rapidly escalates into an affair. With Collis’s help, Arabella eventually moves to New York, posing as a genteel, well-to-do Southern widow. Using Collis’s seed money and her own shrewd investing instincts, she begins to amass a fortune.
Their relationship is an open secret, and no one is surprised when Collis marries Arabella after his wife’s death. But “The Four Hundred”—the elite circle that includes the Astors and Vanderbilts—have their rules. Arabella must earn her place in Society—not just through her vast wealth, but with taste, style, and impeccable behavior. There are some who suspect the scandalous truth, and will blackmail her for it. And then there is another threat—an unexpected, impossible romance that will test her ambition, her loyalties, and her heart . . .
An American Beauty brings to vivid life the glitter and drama of a captivating chapter in history—and a remarkable woman who lived by her own rules.“
Wie der Verlag schon schreibt, handelt es sich hierbei um die wahre Geschichte von Arabella Huntington, die um die vorletzte Jahrhundertwende herum im goldenem amerikanischem Zeitalter zur reichsten Frau des Landes avancieren sollte. Und ich schicke jetzt mal voraus, mir sagte der Name gar nichts, Asche auf mein Haupt, aber ich mag historische Romane, die zu dieser Ära, der „Gilded Age“ spielen, recht gerne und war einfach mal gespannt. Ich schätze mal, in Amerika kennt man die Lady, bzw., den Namen Huntington: Collis Huntington war ein Selfmade-Millionär, der mit der Eisenbahn ein Vermögen gemacht hat, und es gibt wohl -zig Stiftungen, Museen, Straßen etc. seines Namens. Seines und den von Arabella, nehme ich an.
Aber jetzt zu Arabella: auch sie entstammt sehr ärmlichen Verhältnissen, und nach dem Bürgerkrieg ist ihre verwitwete Mutter mit ihren 5 Kindern nach Richmond gezogen und hat dort ein Boardinghouse gekauft. Lief mager bis gar nicht, und wir steigen in den Roman ein, als die Zeiten der Familie so knapp sind, dass der Krämer sie nicht mehr anschreiben lässt. Die Hoffnungen der Familie liegen auf Arabella, die mit ihren knapp 18 Jahren eine Schönheit ist und im lokalen Saloon arbeitet. Ihr Gehaltsscheck unterstützt die Mutter und die Geschwister. Nach einer Razzia in besagter Spielhölle rettet sie einem Kunden vor der Verhaftung – Collis Huntington, der von nun an schwer beeindruckt von ihr ist. 30 Jahre älter als sie, soll er ihr für den Rest seines Lebens verfallen und ich drücke es jetzt mal salopp aus und breche es herunter, er ist für Arabella und ihre gesamte Familie die Fahrkarte in ein besseres Leben. Mit seiner Hilfe starten alle ein neues Leben in New York. Arabella soll lange Jahre die verschwiegene Geliebte sein – denn natürlich hat Collis schon eine Frau und eine Tochter – doch sie schafft es tatsächlich, permanent an seiner Seite zu sein, und am Ende, nachdem die erste Gattin verstirbt, wird sie die offizielle zweite Mrs Huntington.
Was diese Story, bzw. diese Lebensgeschichte so besonders macht, ist tatsächlich der Charakter von Arabella. Sie ist kein dummes hübsches Naivchen, sondern smart und mit eisenhartem Willen. Was sich Arabella vornimmt, das wird passieren. Auch sehr langfristige Projekte werden verwirklicht – irgendwann will sie in der New Yorker High Society ankommen, und das wird passieren. Klar ist: ihr Millionär ist hilfreich, aber Arabella überlegt auch, wie sie selbst investieren kann und clever weiterverkauft. Das hat mir imponiert. Die Dame hatte ehrgeizige Pläne, und wie gesagt, sie wusste sie zu verwirklichen.
Mit Collis verband sie zeitlebens – zumindest impliziert das dieser Roman – eine tiefe Freundschaft und sie kommunizierten auf vielen Ebenen auf Augenhöhe. Von ihrer Seite aus war das zwar keine romantische Liebe, wer hätte das auch gedacht, aber die beiden scheinen sich wirklich geschätzt und geachtet zu haben und waren ein Power-Team. Also ja, das hat mir durchaus gefallen.
Blöd dann halt nur, wenn einem dann wirklich die romantische Liebe über den Weg läuft und man dieser nicht nachgeben kann…..wir sehen, nur eitel Sonnenschein war das Leben nicht.
Ja, soviel mal zum Inhalt.
Mein Leseeindruck: Das war wunderbar flüssig und elegant geschrieben, und auch sehr bildhaft. Die Autorin kennt sich in der Epoche und auch in den beschriebenen Städten sehr gut aus, und hat mich mitgenommen auf eine Zeitreise in Amerikas glamouröse Zeit von sagen wir 1880 – 1930. Die Charaktere waren allesamt sehr gut beschrieben, es gab hier ja durchaus auch noch einiges an Nebenschauplätzen und – charakteren, die alle wunderbar authentisch dargestellt wurden. Insgesamt ein stimmiges Gesellschaftsportrait, das mich fasziniert hat.
Allerdings muss ich sagen, es war mir manchmal schon fast zu viel an Nebenschauplätzen und reichen Beschreibungen, sodass es sich manchmal etwas gezogen hat. Manche Passagen fand ich etwas zäh. Die Leben und Befindlichkeiten der vielen Familienmitglieder fand ich ein wenig zu ausufernd beschrieben, beispielweise. Da wäre ich doch lieber bei Arabella geblieben 😉.
Und noch ein paar Sätze zu ihr: das ist mal eine Protagonistin, die einerseits ein sehr spannendes Leben geführt hat und den amerikanischen Traum verwirklicht hat, aber sie polarisiert natürlich. Ich fand viele Dinge an ihr extrem cool, aber vieles hat mich auch ein wenig abgestoßen. Ist Geld wirklich alles? Wieviel wäre ich bereit zu opfern, um meine Träume zu verwirklichen? (Meine persönliche Antwort: augenscheinlich sehr viel weniger als Arabella….okay, ich frage mich nie wieder, warum ich noch keine Millionärin bin 😉).
Also, ein sehr interessantes Buch, gut geschrieben, mit ein paar Längen zwischendurch, aber nichtsdestotrotz eine definitive Leseempfehlung meinerseits!
Herzlichen Dank an den Verlag und an Netgalley für das Rezensionsexemplar!
