Große Frage, wird immer wieder gerne auf Bloggerportalen diskutiert. War mir bislang immer relativ egal, ich mag beides. Aber ich habe in letzter Zeit das Gefühl, die Frage wird sich irgendwann erledigen, es gibt ja kaum noch Einzelbände, sprich für sich alleinstehende Romane oder Krimis. Und das fängt langsam an, echt zu nerven. Ich habe gerade einen Krimi beendet („Frühling lässt sein schwarzes Band“, Rezi HIER, wen es interessiert), da war ich echt genervt, weil ich unwissentlich einen 4. Teil einer Serie erwischt habe, und ich lange gebraucht habe, um einen Einstieg zu finden. Denn bei Teilen einer Serie ist klar, man muss dem geneigten Fan die Personen nicht mehr detailliert nahebringen. Wer kein Fan ist und mehr oder weniger zufällig eingestiegen ist, der muss dann halt oft sehen, wie er klarkommt und sich die Beziehungen und Vorgeschichten der Protagonisten zu- und miteinander zusammenreimen. In „guten“ Serien gibt sich der Autor Mühe, alles Relevante an Vorgeschichte(n) einzuflechten, in „nicht so guten“ wird es für den Neueinsteiger schwierig. Gefühlt überwiegen aktuell die letzteren auf dem Markt.
Ich fände es sehr nett, wenn auf dem Cover schon mal draufstände, um welchen Teil einer Serie es sich handelt. Dann weiß ich sofort, aha, das ist eine Serie, und ich habe den soundsovielten Teil gerade zur Hand. Würde mir bei der Lektüreauswahl mittlerweile echt helfen.
Persönlich habe ich bislang immer ein wenig unterschieden in Krimiserien und Belletristik-Reihen. Früher (in den guten alten Zeiten) war es nämlich zumindest bei den Krimis noch so, dass der jeweilige Fall im Mittelpunkt des Geschehens stand, und die Ermittler und ihre Geschichten eher im Hintergrund. Da war es eigentlich egal, ob man mit Band 1 oder 113 eingestiegen ist. Klar ist es witzig, alle Reminiszenzen zu verstehen und Insiderwitze zu genießen, aber man konnte eben auch als Neueinsteiger Folge 55 genießen, ohne sich zu fragen, was man gerade an zwischenmenschlichen Dingen alles nicht kapiert …..Das ändert sich in letzter Zeit aber; auch bei Krimis scheinen die Personae der Ermittler immer wichtiger zu werden. Deren Privatleben steht immer mehr im Vordergrund. Nebenbei gesagt, das ist so eine Entwicklung, die mich persönlich nervt. Ich will einen spannenden Fall und nicht die Hälfte des Buches die privaten Dramen des Kommissars miterleben. Das private Drama kann bitte nebenbei eingeflochten werden, aber wenn ich einen Mordfall habe, interessiert mich der pubertierende Sohn der Detectives eher weniger, zumal der nicht zur Klärung beiträgt (hatte ich gerade gehabt, respektive so gelesen….)
Bei Belletristik-Serien ist einem als Leser eigentlich im Vorfeld klar, bei einer Familiensaga brauche ich nicht mit Teil 4 oder 5 einzusteigen, da fehlt mir das ganze Wissen, die ganze Vorgeschichte, das macht nur bedingt Sinn. Was ja auch wieder der Charme dieser Serien ausmacht: das Epische, die vielen, vielen Abenteuer…… Ja, ich mag durchaus Serien, keine Frage. Aber ich will gerne im Vorfeld wissen, auf was ich mich beim Lesen einlasse. Daher auch hier: Ich hätte gerne auf dem Cover eine Info, welcher Teil mich gerade erwartet. Und das muss ich jetzt echt bekritteln bei allen Verlagen: das steht so gut wie nirgendwo mehr dabei, ob und welcher Serienteil gerade am Start ist. Das nervt mich.
Als Bloggerin führe ich ja recht gut Buch darüber, was ich so gelesen habe, und gut die Hälfte aller Bücher der letzten Monate waren Teile von Serien, auch wenn ich das gar nicht erwartet hatte. Wieso ist das eigentlich so? Muss jedes Mal, wenn ein Buch gut gelaufen ist, zwangsläufig ein Nachfolger her? Verlangt das der Markt, die Leserschaft, oder fällt den Autoren nichts mehr ein? Ich bin ein wenig irritiert. Oder ist das nur Marketing und PR? So nach dem Motto, Sie haben jenes Buch gemocht, dann mögen Sie das hier doch bestimmt auch? Ich weiß nicht. Ich finde es merkwürdig. Und ich wiederhole mich, finde ich nicht gut. Es verkommt vieles zum Einheitsbrei. Die Genres überlappen sich. Und ich kriege als Leser nicht das, was ich will. Schade.
Und zurück zur eigentlichen Frage: Ich mag sowohl Einzelbände als auch Serien. Wenn sie gut geschrieben sind, sind sie beide interessant und toll. Aber es wäre schön, wenn es wieder mehr Einzelbände gäbe – ich kann nicht alle guten Serien lesen, soviel Lebenszeit habe ich nicht 😊.