Teil 4 Kopenhagen Krimi (Anette Werner und Jeppe Kørner)

von Katrine Engbert

erscheint am 28.7.21 im Diogenes Verlag

und ich hatte das Vergnügen, den Roman schon vorab lesen zu dürfen 😊! Die ersten 3 Teile kannte ich bereits, aber man kann auch ohne Vorkenntnisse einsteigen. Die Ermittlertruppe wird zwar nicht mehr gross vorgestellt, aber der Fall steht im Vordergrund, sodass das kein Problem ist.

Wir sind in Kopenhagen, und der 15jährige Oscar, Sohn betuchter Eltern, verschwindet. Die Eltern vermuten eine Entführung, aber ein Erpresserschreiben bleibt aus. Dann taucht in der hochmodernen Müllverbrennungsanlage die Leiche eines jungen Mannes auf, und die Mordkommission wird hinzugezogen. Der Tote war ein Lehrer von Oscar – ein engagierter Lehrer, der auf Familiengeheimnisse gestossen ist, die weite Kreise ziehen. Und Werner, Kørner und ihre Kollegen stossen im Laufe der Ermittlungen gleich auf mehrere Skandale….

Ich tute mich gerade ein wenig schwer, den Krimi zu beschreiben, ohne zu spoilern. Die Autorin greift hier gleich mehrere Topics auf, die jeder für sich schon skandalträchtig sind und Stoff für einen Roman liefern könnten. Die neue Kopenhagener Müllverbrennungsanlage ist einer der Schauplätze des Geschehens, und wie wir im Laufe des Romans sehen werden, hier geht nicht alles mit rechten Dingen zu. CO2 Verminderung bei derlei Anlagen lädt auch ein zu Lug und Trug in Bezug auf CO2-Bestimmungen, und dieser kriminelle Aspekt ist eine der Rahmenhandlungen. Fand ich spannend, hätte man mMn auch durchaus ausbauen können. Dann haben wir den Aspekt des Kindesmissbrauchs und Internetpädophilie – nicht wirklich offensichtlich, und auch nicht so, wie man es nach Kapitel 1 erwarten würde, aber das ist ein weiteres Thema des Buches. Und natürlich schnöder Mord. Gibt’s ja auch noch 😉. Und eine der Randfiguren leidet an beginnender Demenz. Ein anderer wird als Hermaphrodit identifiziert. Kørners Freundin ist alleinerziehende PoC und dadurch dauergestresst, und ein weiterer Nebendarsteller ist ein schwuler Schauspieler (Johannes – den kennen wir aus den Vorgängerteilen. Der Typ ist cool.) Aber alles zusammen war es mir teilweise zu viel von allem. Im gedruckten Buch auf 416 Seiten, da hab ich mir manchmal gedacht, man muss nicht alles an aktuellen Themen verarbeiten, und nicht jeder Protagonist muss eine eigene gesellschaftliche Sparte abdecken. Weil einiges dann halt auch zwangsweise nur gestreift wird. Was dann schade ist.

Also, um nicht ins Negative abzudriften: Der Fall ist spannend, der Krimi ist intelligent geplottet, wir haben wieder viel Lokalkolorit und Kopenhagener Atmosphäre, aber ich fand es jetzt nicht ganz so genial wie die Vorgängerbände. Solide gemacht, aber jetzt nicht der page-turner wie ich ihn erwartet habe. Ich hatte wie gesagt das Gefühl, die Autorin wollte zuviel von allem einbauen, und dann war es für mich aber leider nur vieles, das angerissen wurde. Bei einigen Erzählsträngen hatte ich dann auch den Eindruck, dass sie recht aprubt enden. Und das, was ich als Hauptstrang glaubte, identifiziert zu haben (das Leben des Oscar), das ging ein bisschen verloren.

Ganz nebenbei: ich hab keine Ahnung, was mir das Cover zeigen soll. Ich hab meinen Mann gefragt, der ist auch ratlos. Tabletten? Und auch der Titel selbst ist mir rätselhaft. Das Nest. Das Nest des Verbrechens? Der Sumpf des Verbrechens? Ich bin jetzt kein Titel-Käufer, aber irgendwie fehlt mir hier der Bezug.

Egal. Ich gebe 4 Sterne – spannend war’s, allerdings mit ein paar Abzügen.

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